Hospiz Da sein bis zum letzten Atemzug
Wenn die Lebenszeit eines Menschen zu Ende geht, helfen Hospizbegleiter Betroffenen, auch in Zerbst und Schönebeck.
Zerbst/Schönebeck l Viele Menschen wollen nicht allein sein, wenn das Leben sich dem Ende neigt – sie sind es oft auch nicht, da Familienangehörige für sie da sind. Doch sich um einen sterbenden Menschen zu kümmern, ist für Angehörige nicht leicht. Hilfe, sowohl für den Betroffenen als auch für Angehörige bieten Hospizbegleiter. Die Ehrenämtler wissen was sie tun.
Denn um Hospizbegleiter zu werden, müssen Interessierte einen Kurs machen, der sie zu diesem ganz besonderen Ehrenamt befähigt. Auch Birgit Engerer aus Zerbst hat einen solchen Kurs vor mittlerweile drei Jahren absolviert und ist seither als Hospizbegleiterin über den Ambulanten Hospiz- und Trauerbegleitungsdienst der Malteser in Zerbst unterwegs – über die Grenzen der Stadt hinaus. „Wir Hospizbegleiter entscheiden selber, welche Strecken wir für eine Begleitung auf uns nehmen. Ich persönlich würde beispielsweise auch nach Schönebeck fahren“, sagt die 66-Jährige.
Bevor die Begleitung eines Sterbenden aber startet, wird zunächst ausgelotet, ob der Hilfesuchende zum Hospizbegleiter passt. Gundula Heyn als Koordinatorin der Ambulanten Hospiz- und Trauerbegleitung der Malteser in Zerbst fährt für einen Erstbesuch zum Patienten. Nachdem sie einen ihrer Hospizbegleiter ausgewählt hat, gibt es ein gemeinsames Treffen, bei dem sich alle kennenlernen. Stimmt die Chemie, kann die Hospizbegleitung starten.
Die erfolgt dann ganz individuell, wie es der Sterbende wünscht. Besuche der Hospizbegleiter können wöchentlich sein, aber auch öfter. Wie der Sterbende betreut wird, ist ebenfalls nicht festgelegt. Birgit Engerer sagt: „Manche Menschen wünschen sich intensive Gespräche, andere wollen lieber Gesellschaftsspiele spielen.“ Allein das entlaste Angehörige.
Die Hospizbegleitung muss sich allerdings nicht ausschließlich an den Sterbenden richten oder enden, wenn dieser verstorben ist.
So erinnert sich Birgit Engerer besonders an eine ihrer Begleitung zurück: Der Mann, der verstorben war, lebte in einem Pflegeheim. Die Nachricht vom Tod des Mannes ereilte auch die 66-Jährige. Daraufhin ist die Zerbsterin ins Pflegeheim gefahren, um die Frau des Verstorbenen aufzufangen. Gemeinsam zündeten die Frauen eine Kerze an, legten dem Verstorbenen eine Blüte in die Hände, sprachen viel miteinander. An diesen Teil der Begleitung, konnte sich die Frau im Nachhinein zwar nicht mehr erinnern, „die Erfahrungen zeigen aber, dass Hinterbliebene durch die Hospizbegleitung besser mit der eigenen Trauer zurechtkommen“, sagt Koordinatorin Gundula Heyn.
Dass Birgit Engerer sich für ihren Ruhestand ausgerechnet das Ehrenamt der Hospizbegleitung ausgesucht hat, begründet sie mit ihrer eigenen Geschichte. 2003 sei ihr Mann verstorben, kurz darauf der Schwiegervater. Eine schwierige Zeit für die Zerbsterin, in der sie viel getrauert hat. Nachdem 2016 auch ihre Mutter verstorben war – sie wurde palliativmedizinisch behandelt – habe Birgit Engerer festgestellt, dass sie Sterbende begleiten kann und will. „Zwar war meine Mutter gegangen, aber ich kam damals aus dem Krankenhaus und ich war glücklich“, sagt sie rückblickend.