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Jan Korte (Die Linke) strebt erneut im Wahlkreis 71 das Direktmandat für den Bundestag an "Ich bin sehr gern unter den Leuten"

Von Thomas Drechsel 28.08.2013, 01:09

Zerbst l Abendsonne, ein Angelgewässer, das Jugendcamp der Anglervereine Halle und Köthen startet. Jan Korte ist auch da. Zwar findet er das klassische Wahlvolk hier eher nicht, doch der Termin ist ihm wichtig. "Ich bin sehr gern unter den Leuten. Egal, ob sie mich tatsächlich gewählt haben oder nicht. Zuhören, Probleme mitnehmen, helfen. Oder ansagen, was eben nicht geht. Ich habe für diesen Wahlkreis 2009 das Direktmandat erhalten. Also bin ich für all die Menschen hier \'ihr Mann in Berlin\'. Also gehe ich zu den Menschen."

Korte hat Buch geführt. 386 Besuche bei Vereinen, Verbänden und Einrichtungen, 170 öffentliche Bürgersprechstunden, 10 370 Euro an lokale Vereine und Projekte gespendet. 1967 Menschen waren bei ihm zu Gast im Bundestag in den vergangenen vier Jahren. "Ich hoffe, dass sich das am 22. September auszahlt. Ich würde zu gerne erneut direkt in den Bundestag einziehen", sagt der 36-Jährige.

Was hat die Legislatur gebracht? Schon seit 2005 ist Korte Bundestagsabgeordneter. "Es ist ein zähes Geschäft. Man darf nicht nachlassen. Die heutige Linke hat schon 2005 die Einführung eines Mindestlohnes gefordert, damals waren selbst die Gewerkschaften dagegen. Man muss Druck machen. Nach und nach zahlt sich das aus." Oder die Praxisgebühr. "Wir waren von Beginn an dagegen. Und jetzt ist sie tatsächlich abgeschafft." Auch die GEZ sollte, so Korte, abgeschafft sein. Doch dafür ist die Zeit, somit die Mehrheiten, offenbar noch nicht reif.

Der Wahlkreis 71 ist gewaltig. Riesengroß, einmal querdurch ist eine Tagestour. Fast so groß wie das Saarland. Der Niedersachse findet\'s dennoch schön hier. Wohnt längst neben Berlin auch in Bitterfeld. "Die Menschen sind geradeheraus. Und spüren, wer etwas ernst nimmt. Ich fühle mich zuhause, bin sehr gern hier."

Oder an der Ostsee, wo er sich wegen seines Anglerglücks gerade mit Meerforellen bereits einen gewissen Namen gemacht hat. "Beim Angeln komme ich zur Ruhe. Ein wunderbares Hobby. In der Natur, der Kopf wird frei." Er hört gern Bruce Springsteen und Bob Dylan, besucht Rockkonzerte. Korte ist verheiratet und hat eine Tochter.

Am 22. September sind Wahlen. Welche Baustellen hat die deutsche Bundespolitik? "Die Löhne müssen endlich zwischen Ost und West angeglichen werden. Das ist nicht mehr hinnehmbar. Wir müssen an dem Ziel festhalten, die Lebensumstände in Deutschland endlich anzugleichen. Das ist nämlich ein Kernproblem." Das wars? "Lange nicht. Die Renten müssen angepasst werden. Und dann die Frage, wo kleine Unternehmen wie hier in Anhalt Kleinkredite erhalten. Ich finde, die öffentlichen Banken müssen hierfür gestärkt werden." Und das Demografie-Problem, gerade in Sachsen-Anhalt? "Ein Haupt-Auslöser für die Abwanderung gerade der jungen Menschen ist das Lohngefüge. Was wird ihnen denn hier geboten? Und in den Heimatorten fehlt das Geld. Die Finanzausstattung der Kommunen muss neu organisiert werden. Wir hatten 20 Jahre lang eine Umverteilung von unten nach oben. Ich bin für einen Spitzensteuersatz von 53 Prozent und die Vermögenssteuer. Hatten wir alles schon, und das mit triftigen Gründen." Sagts und stippt nebenbei geduldig eine geborgte Angel ins Wasser. Weil es sich einer fürs Foto gewünscht hat.