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World Cleanup Day Ist es pure Ignoranz oder mangelnde Erziehung? Ärger über Müllsünder in Zerbst hält an

Weltweit strömten am Samstag Freiwillige aus, um Unrat aufzusammeln, den andere einfach achtlos weggeworfen oder mutwillig entsorgt hatten – auch in Zerbst.

Von Daniela Apel 22.09.2024, 18:30
Der Zerbster Bürgermeister Andreas Dittmann (l.) holte zusammen mit Bernd Richter die Überreste einer Whirlpool-Verkleidung aus einem Wäldchen nahe der Stadt.
Der Zerbster Bürgermeister Andreas Dittmann (l.) holte zusammen mit Bernd Richter die Überreste einer Whirlpool-Verkleidung aus einem Wäldchen nahe der Stadt. Foto: Daniela Apel

Zerbst - Volle Babywindeln mitten im Gebüsch, zerschlagene Glasflaschen am Seeufer, kaputte Plastikstühle im Unterholz – der Unrat, den die eifrigen Müllsammler in und um Zerbst innerhalb kürzester Zeit entdeckten, war immens und erschreckend gleichermaßen.

Ob Fußgängerzone oder Parkanlage, ob mitten in der Stadt oder draußen in der Natur – überall fand sich achtlos weggeworfener Abfall oder illegal entsorgter Unrat. All die Freiwilligen, die dem Aufruf zur Teilnahme am World Cleanup Day gefolgt waren, konnten über ihre Funde nur verständnislos den Kopf schütteln.

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Beim World Cleanup Day handelt es sich um eine weltweite Initiative, bei dem Menschen zusammenkommen, um die Umwelt von Müll zu befreien. 2020 beteiligte sich die Einheitsgemeinde Zerbst – damals angestoßen von der Jungen Union – erstmals an dem jährlichen Aktionstag.

Nicht wenige Zerbster beteiligen sich an Müllsammelaktion

Wie viele Kinder und Erwachsene sich dieses Mal insgesamt beteiligten, lässt sich nicht sagen. Die Anzahl in Zerbst direkt schien am Sonnabendvormittag jedoch überschaubar. „Vielleicht sollten wir an der Werbung arbeiten in der Hoffnung, dass es daran liegt“, meinte Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD), als er die kleine Truppe auf dem Markt begrüßte.

Er selbst hatte ebenfalls wieder die Arbeitshandschuhe hervorgeholt, um tatkräftig mit anzupacken. Erstes Ziel war ein Wäldchen südlich der Stadt. Dort führte ihn der Zerbster Bernd Richter zu einem Trampelpfad, der von Farbeimern, Teppichresten und anderem Müll gesäumt war. So lagen in einer Senke die Überreste eines Whirlpools.

Rund um die Kiesgrube am Waldfrieden sammelten die Mitglieder des Zerbster Anglervereins reichlich Unrat ein. Vor allem jede Menge Glasflaschen fanden sich, aber auch Verpackungsreste.
Rund um die Kiesgrube am Waldfrieden sammelten die Mitglieder des Zerbster Anglervereins reichlich Unrat ein. Vor allem jede Menge Glasflaschen fanden sich, aber auch Verpackungsreste.
Foto: Daniela Apel

Nur: Wieso betreibt jemand einen solchen Aufwand und riskiert, bei seiner verbotenen Tat erwischt zu werden, statt einfach den rechtmäßigen Weg zu wählen? Sowohl Elektronikaltgeräte, Altmetall und Sperrmüll können Kunden der Anhalt-Bitterfelder Kreiswerke ohne zusätzliche Kosten direkt vor der eigenen Haustür abholen lassen.

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Dennoch kommt es immer wieder zu unerlaubter Müllentsorgung. Mehrmals im Monat ist der städtische Bauhof deshalb unterwegs, wie Ordnungsamtsleiterin Kerstin Gudella der Volksstimme berichtete. „Das bleibt ständig viel“, bedauerte sie. „Wir räumen den Müll weg und kurz darauf ist er wieder da“, schilderte sie.

Hunderte Tonnen Müll landen jährlich illegal in der Natur

Zuständig ist die Stadt allerdings nur innerhalb geschlossenen Ortschaften, außerhalb ist es der Landkreis Anhalt-Bitterfeld. Jener ließ im vorigen Jahr 276 illegale Abfallablagerungen in einer Gesamtmenge von 238 Tonnen beräumen. Zumindest in 67 Fällen konnten Ordnungswidrigkeitsverfahren gegen die ermittelten Verursacher eröffnet werden, wie eine Kreissprecherin auf Nachfrage informierte.

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2022 fanden 217 Beräumungen statt, wohinter sich gut 241 Tonnen Müll verbargen. Die Kosten für die Entsorgung lagen jeweils im höheren fünfstelligen Bereich und gehen letztlich in die Kalkulation der Abfallentgelte ein.

Die Mitglieder der Zerbster Karate-Schule beräumten wieder den Schlossgarten von achtlos weggeworfenem Müll, vor allem rund um die Abfallbehälter wurden sie fündig.
Die Mitglieder der Zerbster Karate-Schule beräumten wieder den Schlossgarten von achtlos weggeworfenem Müll, vor allem rund um die Abfallbehälter wurden sie fündig.
Foto: Karate-Schule Zerbst

Wie viel Unrat beim diesjährigen World Cleanup Day in der Einheitsgemeinde Zerbst zusammenkam, wird die Auswertung zeigen. Bereits am Freitag hatten einzelne Schulen der Einheitsgemeinde vorgelegt, wie es Andreas Dittmann formulierte. In Güterglück, Walternienburg und Lindau strömten die Schüler zum Müllsammeln aus. Neben der Zerbster Grundschule An der Stadtmauer machte auch die Förderschule Am Heidetor wieder mit.

Teilnahme am World Cleanup Day ist beste Umweltbildung

„Das ist beste Umweltbildung, die eine Schule leisten kann“, erklärte Silke Schmidt-Dittmann als Lehrerin. In ihrer Funktion als Stadträtin sprach sie allen ein Lob aus, die sich am Aktionstag beteiligt haben. Sie selbst war mit weiteren Freiwilligen am Sonnabend an der Zerbster Toberentz-Villa im Einsatz.

Erneut mit dabei waren zudem verschiedene Vereine wie die Karate-Schule Zerbst und die Kegler oder die Angler, die rund um die Kiesgrube am Waldfrieden das einsammelten, was unvernünftige Mitmenschen einfach liegen ließen. „Es ist Wahnsinn, was man findet und das neben dem Mülleimer“, konstatierte Beatrice Lindauer. Auch in einzelnen Orten des Umlandes war die Resonanz am Aufräumtag groß.