Tiere Kälte ja, Schnee lieber nicht
Wenn es kalt wird, haben Alpakas ein dickes Fell. Davon konnten sich Besucher auf dem Zernitzer Alpakahof überzeugen.
Zernitz l Mit heißem Alpakahofpunsch – aus Äpfeln und Quitten – Stolle und selbstgebackenen Kuchen wurden die Besucher des Zernitzer Alpakahofes am Wochenende von Heinz und Heidi Rühlich empfangen. Ein ganzes Wochenende standen die Hoftore offen, wie auch schon in den vergangenen Jahren im Advent. „Ein Angebot an die, die sonst in der Woche vor der Tür stehen“, so Heidi Rühlich.
Das ein oder andere Weihnachtsgeschenk war unter den Alpakaprodukten gewiss zu finden. Socken zu schenken, liegt ja bekanntlich wieder im Trend. Mit Socken aus Alpakawolle lässt sich gleich dreifach punkten, denn sie sind dreimal wärmer als Socken aus Schafwolle. „Außerdem bleibt der Fuß trocken“, verspricht Heidi Rühlich. Das liegt an der Alpakafaser. Die gehört zu den wertvollsten Naturfasern der Welt.
Über die Alpakas, Haltung, Zucht und ihre Produkte kann die Familie Rühlich viel Interessantes erzählen. Fakt ist, dass Alpakas bereits vor mehreren tausend Jahren in den Anden domestiziert wurden. Vor allem die Inkas hatten ein ausgeklügeltes Zuchtmanagement und züchteten Tiere in großer Farbvielfalt mit feinstem glänzendem Vlies. Deshalb sagt man auch heute zur Alpakafaser „das Gold der Inkas“.
Die Alpakas werden in den Höhen der Anden bei großen Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht gehalten und gezüchtet. Aus diesem Grund hat die Natur eine Faser am Tier entstehen lassen mit einer thermischen Kapazität, die höher als bei allen anderen Tieren auf der Welt ist. Ihre Widerstandsfähigkeit, ihr Glanz und ihre Feinheit macht sie sehr begehrlich für die Herstellung exklusiver Produkte. Beim Besuch der Herde ließ es Heinz Rühlich auch mal zu, dem ein oder anderen Tier ins Fell zu greifen. Im Juni waren die Tiere geschoren worden, jetzt ist das Fell schon etwa sechs Zentimeter dick. „Es wächst rund einen Zentimeter im Monat“, erklärt Heidi Rühlich.
Wie dick das Vlies ist, hänge aber auch vom Alter des Tieres und dem Gesundheitszustand ab. Das wurde deutlich, als Heinz Rühlich den 15-jährigen Pippo von der Koppel holte. Er ist der Älteste auf dem Hof, war schon oft als Therapietier im Einsatz oder mit Geschenken beladen in der Strinumer Kirche. Ihm ist inzwischen anzumerken, dass er ein alter Herr ist, sagt Heidi Rühlich. Und das merkt man eben auch am Vlies.
Die Tiere sind das ganze Jahr über draußen. Da es auf den Wiesen in diesem Jahr kaum etwas zu holen gab, bekommen die Alpakas ihre Ration Heu und dazu Spezialfutter aus Vitaminen und Mineralien. Die Nächte verbringen die Zernitzer Tiere allerdings im Stall, doch nicht wegen der Temperaturen. Es ist die Angst vor dem Wolf. Und der ist in der Nähe. Südlich von Berlin wurden schon Alpakas vom Wolf gerissen, weiß Heidi Rühlich zu berichten. Da ist es sicherer, die Tiere bei Dunkelheit im Stall zu wissen.
Auch wenn die Alpakas im tiefsten Winter nicht frieren, verrät Heidi Rühlich, dass sie Schnee ganz und gar nicht mögen. Da müsse man ihnen immer eine Bahn frei schieben und das Heu ein Stück weg anbieten, damit sie raus kommen. Dann staksen sie unbehaglich durch den Schnee. Nun, mit viel Schnee muss man hier wohl nicht mehr rechnen.
35 Alpakas hält die Familie Rühlich in Zernitz. Das Trio aus dem Jahr 2017 trägt derzeit Halfter. Die Drei werden gerade ans Spazierengehen gewöhnt. Immer eine andere Strecke wird da gegangen. Sind die Alpakas einen Weg gegangen, erinnern sie sich an die Strecke so genau, dass sie sie immer wieder gehen würden. Aber vor allem an Autos und andere Begegnungen müssen sie sich erst noch gewöhnen, denn sie sind ebenso schreckhaft wie beispielsweise Pferde.