Weltkatzentag Kastrationspflicht zeigt Erfolge - 17 Katzen sind im neuen Zerbster Tierheim untergebracht
Im Tierheim in Zerbst leben momentan 17 Katzen und Kater, die ein neues Zuhause suchen. Ohne die Kastrationspflicht, die im vergangenen Jahr eingeführt worden ist, wären vermutlich deutlich mehr Katzen in der Obhut der Stadt.
Zerbst - Derzeit beherbergt das Tierheim, das erst vergangenen Monat wiedereröffnet wurde, insgesamt 17 Katzen. Einige davon sind noch sehr jung, etwa Elli. „Wir schätzen sie auf sechs bis acht Wochen.“ Die kleine Katze wurde in einem Abflussrohr gefunden. „Sie hatte so entzündete Augen, dass sie nichts sehen konnte. Vermutlich ist sie deswegen dort steckengeblieben.“ Nun sind die Augen fast abgeheilt, bald kann sie in ein neues Zuhause abgegeben werden.
Auf dem Gelände des Tierheims in Zerbst ist es ruhig, nur ab und zu maunzt eine Katze. Obwohl es noch früh ist, herrscht reges Treiben. „Morgens werden zuerst die Medikamente gegeben, also für die Katzen die welche brauchen, danach wird gefüttert, sich mit den Tieren beschäftigt und sauber gemacht“, sagt Leiterin Pamela Strahler.
Vier Kitten zu vermitteln
Neben Elli ist sind noch drei weitere Kitten zu vermitteln. „Drei Brüder. Die Schwester wurde gestern schon abgeholt.“ Die drei tollen durch ihr Gehege. Ihre Lieblingsbeschäftigung: Ein Geschicklichkeitsspiel an dessen Ende Leckerchen warten.
„Eigentlich haben wir wenig Probleme, die Katzen zu vermitteln. Das liegt aber auch daran, dass es hier nicht so viele Fundkatzen gibt. Das ist in anderen Kreisen ganz anders, da soll zum Teil eine richtige Katzenschwemme herrschen“, sagt Ordnungsamtsleiterin Kerstin Gudella und ergänzt: „Wir haben sogar noch ein bisschen Platz.“
Ein möglicher Grund: Die Kastrationspflicht. Sie wurde im vergangenen Jahr in Zerbst beschlossen und betrifft alle Katzen, die nach dem 1. August 2020 geboren wurden. „Ich gehe davon aus, das mehr Katzen hier im Tierheim wären, wenn es die Pflicht nicht geben würde“, macht Kerstin Gudella deutlich.
Zerbst ist laut der Tierschutzorganisation Tasso e.V. eine von fünf Gemeinden in Sachsen-Anhalt, die eine solche Pflicht in ihrer Gefahrenabwehrverordnung festgeschrieben hat. Neben der Einheitsgemeinde Zerbst sind das Huy, Bitterfeld-Wolfen, Bad Dürrenberg und Gardelegen – dort allerdings nur eine Kennzeichnungspflicht.
Keine Verstöße bekannt
Das Thema Kastrationspflicht polarisiert und ist bereits seit Jahren im Gespräch – auch auf Landesebene. So initiierte Sachsen-Anhalt beispielsweise ein groß angelegtes Katzenkastrationsprogramm von 2017 bis 2019. Dabei immer im Fokus: Tierschutz durch Verhinderung von Überpopulation. Doch nicht nur die Katzen sollen geschützt werden: Dem Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Energie des Landes Sachsen-Anhalt ging es auch um die „menschliche Gesundheit (Zoonosen), die Gefahrenabwehr und die Auswirkung auf Wildtiere, zum Beispiel das Fangen von Singvögeln.“
Die Einwohner der Einheitsgemeinde scheinen die Pflicht ernst zu nehmen. „Man hört immer wieder, dass Zerbster nun ihre Katzen haben kastrieren lassen“, sagt Kerstin Gudella. Verstöße gegen die Pflicht sind der Ordnungsamtsleiterin bisher nicht untergekommen. „Unsere Möglichkeiten zur Kontrolle sind begrenzt.“ Deswegen solle man daraus auch keine falschen Schlüsse ziehen – nur weil sie keine Verstöße verzeichnet haben, hieße das im Umkehrschluss nicht, dass sich alle daran halten würden. „Das glaube ich nämlich nicht. Aber jeder, der es nicht tut, sollte sich vor Augen halten, wie sich Katzen vermehren können.“
Zahlen von der Tierschutzorganisation Peta bieten dazu einen erschreckenden Überblick: „Eine unkastrierte Katze und ihre Nachkommen können rein rechnerisch in nur sieben Jahren bis zu 370000 Nachkommen zeugen“, schreibt der Verein auf seiner Internetseite.
Die Kastrationspflicht sollte der Stadt dabei helfen, die Population von wildlebenden Katzen einzudämmen, einer Überpopulation vorzubeugen. Ob das gelungen ist? „Ich kann es nicht sagen. Aber wir werden nicht von Anrufen überrollt, bei denen Katzen gefunden worden sind, was ein Zeichen dafür ist, dass es in gewisser Weise klappt.“ Doch die Kastrationspflicht alleine würde zur Eindämmung nicht reichen.
„Es ist wichtig, dass die Menschen sich ans Fütterungsverbot halten“, so Gudella. Die Stadt versuche intensiv das Füttern zu unterbinden „Aber viele verstehen nicht, dass sie den Tieren damit keinen Gefallen tun. Streng genommen gehen die Katzen in den Besitz derer über, die sie füttern. Damit wären die Stadt und das Tierheim nicht mehr für sie zuständig“, mahnt die Ordnungsamtsleiterin.