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  7. Mähdrescher-Brand löst Feldbrand und Waldbrand aus – Feuerwehr im Großeinsatz

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Feuerwehr Video: Großeinsatz mit 160 Einsatzkräften - Kettenreaktion setzt zehn Hektar Wald bei Zerbst in Brand

Mehr als 160 Einsatzkräfte aus Zerbst und Dessau sind am Montagnachmittag zu einem Feld- und Waldbrand nahe Wertlau ausgerückt. Ausgelöst wurde die Feuersbrunst durch einen in Brand geratenen Mähdrescher. Rund 24 Stunden haben die Flammen die zahlreichen Feuerwehren in Schach gehalten.

Von Thomas Kirchner Aktualisiert: 11.07.2023, 17:17
Ein Mähdrescher, der am Montag Feuer gefangen hatte, löste eine  Kettenreaktion aus. Zuerst geriet das Getreidefeld in Brand. Anschließend griffen die Flammen auf ein zehn Hektar großes Waldstück über.  Die Löscharbeiten dauerten bis Dienstagmittag.
Ein Mähdrescher, der am Montag Feuer gefangen hatte, löste eine Kettenreaktion aus. Zuerst geriet das Getreidefeld in Brand. Anschließend griffen die Flammen auf ein zehn Hektar großes Waldstück über. Die Löscharbeiten dauerten bis Dienstagmittag. Foto: Steffen Schneider

Wertlau/Zerbst/Rodleben - Ein in Brand geratener Mähdrescher hat am Montagnachmittag eine verhängnisvolle Kettenreaktion in Gang gesetzt, die eine, wie es Stadtwehr- und Einsatzleiter Denis Barycza nannte, fast beispiellose Material- und Personalschlacht zur Folge hatte. „In der Alarmierung hieß es, dass ein Lkw in Flammen stehen würde. Doch was uns bei unserem Eintreffen tatsächlich erwartet hat, rief am Ende einen Großteil der Zerbster Ortswehren auf den Plan“, schildert Barycza.

Der brennende Mähdrescher habe das Feld in Brand gesetzt und die Flammen seien anschließend auf ein angrenzendes Waldstück übergegriffen. „Mit der Drohne und der Wärmebildkamera haben wir uns zunächst einen Überblick verschafft. Das Ergebnis: Neben dem Mähdrescher und dem Feld standen bereits zehn Hektar angrenzender Wald in Flammen“, sagt Barycza.

 
Beim Brand eines Mähdreschers auf einem Feld bei Rodeleben ist am Montagabend ein hoher Sachschaden entstanden. (Kamera: Thomas Ruttke / Schnitt: Torsten Grundmann)

Einsatzkräfte benötigen jede Mange Wasser

Die Alarmierung sei von der Leitstelle in Dessau gekommen, die die Wehren Zerbst und Jütrichau sowie die Wehren Rodleben und Roßlau zur Einsatzstelle beorderte. „Schnell war klar, dass dies keinesfalls ausreichen würde. So wurden auf Zerbster Seite die Wehren Garitz-Bornum, Deetz-Badewitz, Lindau, Leps, Steutz, Steckby und Güterglück nachalarmiert“, berichtet der Stadtwehrleiter.

Die Güterglücker seien zusätzlich mit ihrem alten W50 angerückt, der rund 5000 Liter Wasser fasst. „Agrico Lindau hat seinen 22 000 Liter Tank zur Verfügung gestellt. Die Feuerwehr-Technische Zentrale des Landkreises Anhalt-Bitterfeld schickte einen Abrollcontainer mit 7000 Liter Wasser. Auch das neue Tanklöschfahrzeug Vegetationsbrandbekämpfung (TLF VBBK), das in Deetz stationiert ist, kam zum Einsatz“, so Barycza.

Glück im Unglück: Löschbrunnen in Wertlau vor wenigen Tagen erst in Betrieb genommen

Bei Wertlau nahe Zerbst stehen am 10. Juli zehn Hektar Wald in Flammen. Mehr als 160 Frauen und Männer kämpfen gegen die Flammen.
Bei Wertlau nahe Zerbst stehen am 10. Juli zehn Hektar Wald in Flammen. Mehr als 160 Frauen und Männer kämpfen gegen die Flammen.
Foto: Steffen Schneider

Die Einsatzstelle sei in vier Abschnitte aufgeteilt worden. Drei haben die Zerbster Wehren übernommen, einen Abschnitt die Einsatzkräfte aus dem Dessau-Roßlauer Stadtgebiet. „Hier hat ein Stackelitzer Unternehmen einen Wassertank mit etwa 15 000 Liter zur Verfügung gestellt“, schildert Barycza.

Auf Zerbster Seite haben die Einsatzkräfte einen Pendelverkehr zu den eingerichteten Wasserentnahmestellen in Pakendorf und Wertlau eingerichtet. „Glück im Unglück: Der Löschbrunnen in Wertlau ist vor wenigen Tagen erst in Betrieb genommen worden. Auf Dessauer Seite haben die Hydrierwerke in Rodleben eine Entnahmestelle eingerichtet und alle ihre Hydranten aktiviert. Das alles zeigt, womit wir es hier zu tun hatten“, macht Barycza deutlich.

Landwirte wenden gefährliche Situation ab

 Denis Barycza
Denis Barycza
Foto: Thomas Kirchner

Nicht nur das. Während der Löscharbeiten habe es eine brandgefährliche Situation gegeben, und dass im wahrsten Sinne des Wortes. „Einige Kameraden standen am Feld- beziehungsweise Waldrand und haben in den Wald hinein gelöscht, als plötzlich hinter ihnen auf dem Feld ein neuer Brandherd aufflammte. Der böige Wind trieb die Flammen unglücklicherweise genau in die Richtung der Einsatzkräfte“, schildert der Einsatzleiter.

Es habe die Gefahr bestanden, dass die Frauen und Männer von den Flammen eingeschlossen werden. „Zum Glück haben die zu Hilfe geeilten Landwirte mit ihren Scheibeneggen die gefährliche Situation erkannt und sofort gehandelt, haben das neu ausgebrochene Feuer schnell gelöscht. Ich mag mir nicht vorstellen, was hier hätte passieren können“, so Barycza.

Gutes Zusammenspiel aller beteiligten Einsatzkräfte

Zahlreiche Zerbster Ortsfeuerwehren sowie Wehren aus Dssauer  waren stundenlang mit den Löscharbeiten beschäftigt.
Zahlreiche Zerbster Ortsfeuerwehren sowie Wehren aus Dssauer waren stundenlang mit den Löscharbeiten beschäftigt.
Foto: Daniel Mielchen

Es habe bis in die späten Abendstunden gedauert, bis das Feuer unter Kontrolle und in Teilen gelöscht war. „Die Nachtwache haben die Wehren Nutha und Rodleben übernommen, die immer wieder aufflammende Glutnester löschen mussten. Das Personal wurde am Dienstagvormittag nochmals ausgewechselt, da auch zu dieser Zeit noch immer Feuer aufflammten“, erläutert der Stadtwehrleiter.

Barycza: „Die Hitze und die über Stunden andauernden Löscharbeiten haben natürlich zu einer großen Belastung der Einsatzkräfte geführt. Allein auf Zerbster Seite waren mehr als 120 Einsatzkräfte mit 29 Fahrzeugen vor Ort, plus die Fahrzeuge der Landwirte, der Agrico und des Landkreises. Zusammen mit den Dessauer Kameraden dürften es weit mehr als 160 Frauen und Männer gewesen sein“, betont der Stadtwehrleiter.

Trotz der widrigen Umstände, also des böigen Windes, der Hitze und der großen Fläche, die in Flammen gestanden habe, sei der Einsatz professionell und routiniert abgelaufen. „Die Abstimmung und die Zusammenarbeit, insbesondere auch mit den Dessauer Einsatzkräften hat sehr gut funktioniert. Ich möchte allen Beteiligten – und nicht nur den Feuerwehren – meinen Dank und Respekt aussprechen, das gilt auch für die Versorgungstruppe aus Zerbst, die immer wieder Essen und Getränke herbeigeschafft hat“, betont der Stadtwehrleiter.

Stadtwehrleiter kritisiert Waldbrandgefahrenstufen in Anhalt-Bitterfeld und Dessau

Warum der Mähdrescher Feuer gefangen hatte, ist unklar. „Es war gerade erst mit dem Mähen begonnen worden. Am wahrscheinlichsten ist ein technischer Defekt“, sagt Barycza und kritisiert erneut die Festlegung der Waldbrandstufen. „In Anhalt-Bitterfeld und Dessau galt am Wochenende noch die Stufe 1. Um uns herum jedoch sind die Stufen 3 und 4, im Jerichower Land sogar die Stufe 5 ausgerufen, die höchste. Das ist schwer vermittelbar, sowohl den Menschen als auch den Feuerwehren“, ärgert sich Barycza.

Am Dienstagmittag waren die Flammen dann endlich gelöscht, wie Denis Hofmann, stellvertretender Stadtwehrleiter informiert hat. „Bis zum späten Nachmittag wurde noch eine Brandwache eingerichtet. Dann werden die Flächen an ihre Besitzer übergeben“, erklärt Hofmann.

Die Schadenssumme für das Fahrzeug beläuft sich nach Angaben der Polizei auf circa 500.000 Euro. Die Flammen hätten zudem einen Flächenschaden von insgesamt rund 25.000 Euro hinterlassen, so ein Polizeisprecher.