Behindertenlift in der Zerbster Schwimmhalle im Volksstimme-Test: Marco Groebe freut sich über mehr Selbstständigkeit
Die Zerbster Schwimmhalle wird ab der kommenden Badesaison, die am 5. September beginnt, behindertengerecht ausgestattet sein. Die Zerbster Stadtwerke als Betreiber investierten in der Sommerpause in entsprechende Lifte und einen Rollstuhl.
Zerbst. Marco Groebe aus Zerbst geht gern schwimmen. Einmal die Woche kommt er in das Schwimmbad an der Wolfsbrücke. Bisher war das immer mit einem enormen Kraftaufwand verbunden, denn Marco Groebe sitzt in einem Rollstuhl und die Schwimmhalle ist nur über Treppen erreichbar. In der Halle selbst musste Groebe von mehreren Leuten ins Wasser gehoben werden, wo er mit Schwimmflossen dann selbst seine Bahnen ziehen konnte.
Doch ab dem 5. September gehört der Aufwand der Vergangenheit an. Denn die Zerbster Stadtwerke haben kräftig investiert, um die Schwimmhalle barrierefrei zu gestalten. Eine behindertengerechte Dusch- und Umkleidekabine gab es bereits. Nun kamen noch ein Hublift, ein Rollstuhl und eine Hebevorrichtung am Schwimmbecken hinzu.
"Die Überlegungen, die Zerbster Schwimmhalle für Menschen mit Behinderungen leichter zugänglich und nutzbar zu machen, gab es seit einigen Jahren", erklärt dazu Jürgen Konratt, Geschäftsführer der Stadtwerke. Zunächst wurde darüber nachgedacht, eine schiefe Ebene vor der Halle einzuziehen. "Doch die muss gewissen Din-Normen in der Neigung entsprechen. Damit wären wir entweder von der Länge her auf der Wolfsbrücke gelandet oder wir hätten parallel zur Vorderfront eine Serpentine mit engen Wendungen bauen müssen", erklärt Konratt. Diese Sicherheitsfragen und schlussendlich die hohen Kosten hätten dann den Ausschlag für die Lösung mit einem Hublift gegeben.
Der Lift ist am Nebeneingang auf der Rückseite der Schwimmhalle angebaut. "Die Gäste mit Behinderungen können mit einer Klingel ihre Ankunft bekanntgeben. Wer sich traut, kann den Lift mit einer Fernbedienung selbst befördern. Die Mitarbeiter der Schwimmhalle stehen jedoch immer für Hilfe zur Seite", so Peter Zschoch, der als leitender Schwimmmeister froh über die Arbeitserleichterung ist. "Das war schon manchmal eine anstrengende Buckelei, die schweren Rollstühle über die Treppe zu bekommen."
Auch im Inneren ist nun für die Menschen mit Behinderung alles vorbereitet. "Wir haben einen Rollstuhl für den Sanitärbereich angeschafft", erklärt Konratt. 1000 Euro hat der Stuhl gekostet, der auch vom Chlorwasser keinen Schaden nimmt und in das Schwimmbecken gehoben werden kann. "So bleibt die Hygiene gewahrt und die Gäste beschädigen ihre eigenen Rollstühle nicht", so Zschoch. Marco Groebes Rollstuhl ist zum Beispiel mit Motor und Computer ausgestattet und mit Stoffbezügen gepolstert.
Damit schlussendlich auch das eigentliche Baden ein Vergnügen wird, gibt es in der Schwimmhalle nun einen Lift, der den Rollstuhl ins Wasser hebt. Die Hebevorrichtung kostete noch einmal 2800 Euro.
Bisher gibt es zwei Stammkunden in der Schwimmhalle, die behindert sind. "Wir verstehen die Investition als Angebot an alle die, die sich bisher eben nicht wegen der Barrieren hierher getraut haben", erklärt Konratt. Trotzdem wird der Betrieb der Schwimmhalle ein Zuschussgeschäft bleiben: "Jährlich haben wir am Ende ein Minus von bis zu 450000 Euro", so Konratt, der mit den Stadtwerken laufende Instandhaltungskosten von 30000 bis 40000 Euro investiert.
"Ich freue mich, dass ich jetzt viel selbstständiger bin", sagt Marco Groebe, der für die Volksstimme die neuen Lifte ausprobiert hat. "Es gibt neben der Kraftersparnis noch einen Vorteil", erklärt Schwimmmeister Zschoch. "Es geht alles schneller."