Katharinapalast hat neues Prunkstück Museumsreservat „Zarskoje Selo“ in Zerbster Partnerstadt Puschkin eröffnet restaurierten Lyoner Saal

Puschkin/Zerbst
Gegenwärtig läuft der vorbereitende Briefwechsel zwischen dem hiesigen Schlossverein und dem Staatlichen Museumsreservat „Zarskoje Selo“ für ein drittes gemeinsames Ausstellungsprojekt im Jahr 2022 im Zerbster Schloss, sofern es die allgemeine Situation zulassen wird.
Doch bis dahin gibt es weitere kulturelle Lichtblicke: Ab dem 1. Mai wird der Lyoner Saal im Rahmen von geschlossenen Führungen auch für Palastbesucher in Puschkin zugänglich sein. Jedoch bereits in der zurückliegenden Woche fand im Beisein von Olga Ljubimova, der Kulturministerin der Russischen Förderation, eine offizielle Einweihung des Lyoner Saales statt.
Der vom schottischen Architekten Charles Cameron (1743-1812) entworfene Lyoner Saal entstand auf Wunsch von Zarin Katharina II. zwischen 1781-783 und gehörte zu ihren bevorzugten persönlichen Gemächern. Da im Innenraum des Saales 320 Meter goldfarbene Seide aus Lyon verarbeitet wurde, erhielt der Raum den Namen Lyoner Saal.
50 Jahre im Museumsdepot gelagert
Während des 2. Weltkrieges hatten die Deutschen die Stadt Puschkin besetzt und die einstige Zarenresidenz zerstört. Aus dem Lyoner Saal des Katharinenpalastes hatten sie das wertvolle Holzparkett mit kunstvollen Perlmutteinlagen ausgebaut und nach Berlin abtransportiert, wo es 1947 gefunden wurde und dann wieder zurück nach Zarskoje Selo kam. Dort lagerte es 50 Jahre im Museumsdepot. An der Wiederherstellung des Parketts, bei dem Materialien wie Rosenholz, Eiche, Ahorn, Amaranth und Perlmutt verwendet worden waren, arbeiteten zehn hochqualifizierte Restauratoren ganze 547 Tage, berichtete die Museumsdirektorin Olga Taratynova . Die vor allem aus Lapislazuli gearbeiteten Einrichtungsgegenstände des Lyoner Saales konnten noch vor dem Einmarsch der deutschen Truppen evakuiert werden und schmücken ihn nun wieder in aller Pracht. Der Lyoner Saal ist russlandweit, wenn nicht gar weltweit, das einzige Gemach, in dem 2,5 Tonnen Lapislazuli verarbeitet worden sind. „Ohne die Unterstützung unserer Mäzene könnten wir heute nur kahle Wände sehen“, betont Direktorin Taratynova und würdigt den persönlichen Einsatz von Alexei Borissowitsch Miller, Vorstandsvorsitzender bei Gazprom.
Dankesworte an die PAO Gazprom richtete Russlands Kulturministerin Ljubimova für deren großzügige Unterstützung sowie an die an diesem Projekt beteiligten Restauratoren.
Touristische Saisonerwacht wieder
„Die touristische Saison erwacht wieder und wir sind unsagbar froh, dass unsere Kultureinrichtungen die Möglichkeit haben, Besucher zu empfangen. Um so bemerkenswerter, wenn dem eine solche Eröffnung vorausgeht und alle, die es wünschen, das Resultat dieser Arbeit in Augenschein nehmen können“, fährt die Kulturministerin fort.
Nicht nur der Parkettboden wurde rekonstruiert, auch die zwei großen Ecköfen, drei Putti aus Marmor, die Fenster- und Türumrahmungen sowie Spiegeltische – alles meist aus Lapislazuli. Gut 100 Restauratoren, unter anderem Bildhauer, Steinschneider, Vergolder, Ziseleure, Gießer und andere Ge- und Handwerke arbeiteten an der Rekonstruktion des Lyoner Saales.
Mit der Wiederherstellung von Palastkirche und Lyoner Saal hat der Katharinenpalast „sein Alpha und Omega“ zurückbekommen, so das Fazit der Fachleute.
Rege kulturelle Zusammenarbeit zweier Städte
Per Social Media gratulierte der Förderverein Schloss Zerbst e. V. natürlich seinem langjährigen Partner in Russland zu diesem Erfolg. In den letzten Jahren haben die Museen der beiden Städte gemeinsame Ausstellungen durchgeführt. In langjährigen, regelmäßigen Kontakten zwischen Olga Taratynova, Direktorin des Staatlichen Museumsreservats „Zarskoje Selo“ in Puschkin/St. Petersburg und Dirk Herrmann, Vorsitzender des Fördervereins Schloss Zerbst, war die Idee für eine zweite russisch-deutsche Ausstellung im Zerbster Schloss entstanden.
Unter dem Titel „Auf den Spuren Katharinas“ ist die Ausstellung 2019 eröffnet worden. Zu sehen war sie in vier gänzlich neuen Räumen im Erdgeschoss.
Die deutsch-russische Sonderausstellung im Corps de logis zog viele Besucher an. In diesem Gebäudekomplex hat einst die junge Zerbster Prinzessin Sophie Auguste Friederike bis zu ihrer Abreise nach Russland im Jahr 1744 gewohnt. Auch die Zimmer der Prinzessin im zweiten Obergeschoss sollen in den nächsten Jahren wiederhergestellt werden.
„Auf den Spuren Katharinas“ war in enger Zusammenarbeit zwischen dem Staatlichen künstlerisch-architektonischen Park- und Palastmuseum „Zarskoje Selo“, das den Weltkulturerbestatus trägt, und dem Zerbster Schlossverein entstanden. In einem Teil werden Aspekte aus der Kinder- und Jugendzeit der Prinzessin von Anhalt-Zerbst präsentiert, in einem zweiten vermitteln historische Ansichten verschiedener Bereiche des Parks in Zarskoje Selo das Aussehen in dem Zeitraum, in dem sie als Zarin Katharina II. den russischen Thron inne hatte. Aktuelle Aufnahmen reflektieren parallel den Zustand von heute.

