Kampf um Jütrichauer Bahnhaltepunkt wird fortgesetzt Nach Demo sind weitere Aktionen geplant
Mit einem Protestmarsch haben zahlreiche Bürger gegen die geplante Auslassung des Jütrichauer Bahnhaltepunktes demonstriert. Und das wird nicht die letzte Aktion gewesen sein, äußerte sich Ortsbürgermeister Dirk Bunge auf der Abschlusskundgebung kämpferisch.
Jütrichau l Getreu dem Motto "Wer nicht kämpft, hat schon verloren" setzen sich die Jütrichauer vehement für den Fortbestand ihres Haltepunktes ein. Nachdem bekannt wurde, dass die Nahverkehrsservicegesellschaft Sachsen-Anhalt (NASA) den Ort vom Zugverkehr abkoppeln will, sammelten sie Unterschriften und verfassten Protestschreiben. Vergangenen Freitag fand schließlich eine Demonstration statt, zu der die organisierende Bürgerinitiative (BI) zahlreiche Teilnehmer begrüßen konnte.
Neben Kameraden der Ortsfeuerwehren Jütrichau und Zerbst sammelten sich über 60 Frauen, Männer und Kinder jeden Alters auf dem Parkplatz der Raststätte, an der bereits seit Anfang Mai ein Banner für den Erhalt der Bahnanbindung wirbt. Als Hauptadressat gilt Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU), der hier täglich auf der B 184 vorbeifährt. Beim folgenden Marsch sollten Ortsbürgermeister Dirk Bunge und BI-Sprecher Patrick Rumpf das abgenommene Banner vorneweg tragen. Darüber hinaus hielten viele weitere Teilnehmer eigens gefertigte Plakate in die Höhe. "NASA Stop", "Jütrichau stirbt ohne Zug" oder "Die Bahn gewinnt (ein paar Minuten), Bürger und Umwelt verlieren. Und wer kommt für die Wertminderung unserer Immobilien auf??!" war auf ihnen zu lesen.
Trommelnd und pfeifend zog der Tross schließlich auf der B 184, auf der sich zeitweilig der Verkehr halbseitig staute, zu Fuß nach Zerbst. Dort führte die Route über die Dessauer- in die Bahnhofstraße, die beide vorübergehend voll gesperrt waren. Polizei und eigene Ordner sicherten die Demonstranten ab, die lautstark die Aufmerksamkeit auf sich lenkten. "Lasst uns unseren Bahnhof", tönte es da aus dem Megafon. Ob die Forderung bei den zuständigen Stellen etwas bewirkt, bleibt abzuwarten.
Holger Hövelmann zumindest zollte der Bürgerinitiative und den Teilnehmern des Protestmarsches "riesen Respekt" für ihre Aktion. Der ehemalige Innenminister und jetzige verkehrspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion war selbst die gesamte Strecke mitgelaufen, um ein Zeichen für den Fortbestand des Haltepunktes zu setzen genau wie der Vorsitzende der Landesvereinigung der Freien Wähler, Mario Rudolf, der seine anhalt-bitterfelder Kreistagskollegen erst auf die drohende Schließung aufmerksam gemacht hatte. Inzwischen steht der Landkreis hinter den Jütrichauern, die auch von der Stadt Zerbst und den verschiedenen Parteien unterstützt werden.
Es sei nicht vernünftig, Haltepunkte zu schließen, an denen Züge vorbeifahren, erklärte Hövelmann auf der Abschlusskundgebung am Zerbster Bahnhof. Immerhin wird die durch Jütrichau führende Strecke nicht stillgelegt. Im Gegenteil. Im Rahmen der Modernisierung des Eisenbahnknotens Dessau/Roßlau erfolgt eine Ertüchtigung des Abschnitts zwischen Güterglück und Rodleben. In Jütrichau wäre ein Neubau der Bahnsteige notwendig und damit eine Investition, die die NASA in Anbetracht der geringen Anzahl an Ein- und Aussteigenden als unwirtschaftlich betrachtet. Bislang offen ist, ob der dann einzurichtende Busverkehr günstiger wäre. Der Kostenvergleich steht noch aus.
Dass plötzlich mit Wirtschaftlichkeit argumentiert wird, konnte Patrick Rumpf nicht nachvollziehen. So erinnerte er auf der Kundgebung an die Mittel, die bereits in neue Beleuchtungsanlagen, Wartehäuschen und Bahnsteige in Jütrichau investiert wurden. Wie Hövelmann äußerte er sich verwundert darüber, dass die Kosten zur Ertüchtigung des Haltepunktes plötzlich von 200000 auf 800000 Euro hochgeschnellt sind.
"Wenn wir es jetzt nicht schaffen, den Haltepunkt zu erhalten, werden wir ihn nicht wieder bekommen", wandte sich Ortsbürgermeister Bunge an die Demonstranten. "Wir müssen kämpfen", erklärte er, dass der Protestmarsch nicht die letzte Aktion gewesen ist. Mit dem Zug fuhren die Teilnehmer am Ende zurück nach Jütrichau.