1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zerbst
  6. >
  7. Nur ein potenzieller Fährpächter reagiert

Karl-Heinz Orlowski aus Könnern will die Breitenhagener Fähre pachten / Eine Prüfung fehlt ihm aber noch Nur ein potenzieller Fährpächter reagiert

Von Thomas Linßner 22.10.2011, 06:21

Karl-Heinz Orlowski wird voraussichtlich neuer Fährmann von Breitenhagen. Der 50-Jährige stellte sich am Montagabend dem Barbyer Hauptausschuss vor, der über den Vertragsabschluss abstimmte.

Tochheim/Breitenhagen l Orlowski wohnt in Könnern und kann Erfahrungen nachweisen, die er jahrelang auf den Saalefähren Brachwitz und Rothenburg sammelte. In den vergangenen zwei Jahren arbeitete er in einer norwegischen Schiffswerft unweit des Polarkreises. Derzeit ist er arbeitslos.

Einen Haken bei der reibungslosen Aufrechterhaltung des Breitenhagen-Tochheimer Fährbetriebes gibt es allerdings noch: Karl-Heinz Orlowski kann seine Befähigungsprüfung für die Elbe erst am 22. November ablegen. Vorgänger Andy Kretzmann hat Ende Oktober seinen letzten Arbeitstag. Die Einheitsgemeinde will nun versuchen, bei der zuständigen Wasser- und Schifffahrtsdirektion Ost einen früheren Prüfungstermin zu verabreden.Sollte der nicht zustande kommen, hat die Verwaltung einen so genannten Notfallplan ausgearbeitet. Damit würde der Fährbetrieb von fachkundigem Personal der Barbyer und Groß Rosenburger Fähre abgedeckt.

Nach Kündigung des Vertrages durch den bisherigen Breitenhagener Fährmann hatte die Verwaltung alle drei Fähren ausgeschrieben. Die Resonanz war allerdings sehr bescheiden: Nur zwei Interessenten meldeten sich. Ein Bieter wollte alle drei Standorte übernehmen, schied aber aus, weil die Stadt ihn als "unseriös" einschätzte. Danach bekam Karl-Heinz Orlowski den Zuschlag, der sich nur für Breitenhagen beworben hatte. Für Kommunen, die Fähren betreiben, sind sie ein Zuschussgeschäft. Die Einnahmen decken nicht die Ausgaben, weil sie infolge der Naturgewalten selten 365 Tage im Jahr verkehren können.

In Barby und Breitenhagen queren Landesstraßen die Elbe. Das Land Sachsen-Anhalt unterstützt den laufenden Betrieb nicht, sondern nur die so genannten Fährzeugnisse, einer Art TÜV für Fähren. Rund die Hälfte dieser Revisionskosten wird so gedeckt. Bei der Wartung werden die Wasserfahrzeuge auf Herz und Nieren geprüft - von der Zugkraft der Seile bis zum Zustand des Deckes.

Von den 26 Fähren in Sachsen-Anhalt hat das Land 13 als "landesbedeutsam" eingestuft. "Es ist wichtig, dass wir Fähren fördern", unterstrich der ehemalige Verkehrsminister Karl-Heinz Daehre mehrfach. Sie seien umweltverträglich, eine Touristenattraktion und optimal an Stellen, an denen sich eine Brücke wegen zu niedrigen Verkehrsaufkommen nicht lohne.

Auf den Personal- und Betriebskosten bleiben die Kommunen allerdings sitzen.