Ehemaliger Interflug-Flieger als Ausflugsziel, Pferdekoppel-Zierde und jetzt Ausstellungsobjekt Odyssee der Iljuschin IL-14
Ein Flugzeug an der Eissporthalle war lange ein beliebtes Ausflugsziel, ehe es verschwand. Erst Jahre später tauchte es in Dessau wieder auf.
Halle/Pulspforde/Dessau l Ein Flugzeug, das nicht fliegt, verfehlt eigentlich seinen Zweck. Doch jahrzehntelang hat eine fluguntaugliche Iljuschin IL-14 den Halle-Neustädtern als beliebtes Ausflugsziel gedient. Seit 1969 stand die Propellermaschine vor der Eissporthalle, ehe sie 1991 aus Halle verschwand. Erst Ende der 1990er Jahre tauchte sie in Dessau wieder auf und steht dort heute im Museum.
Reisebüro und Gaststätte
An der Saale diente die Ilju-schin erst als Reisebüro. Später beherbergte sie die Konsum-Gaststätte "Saaleaue". Leser Hartmut Schwarz erinnert sich: "Wir sind oft sonntags dahin gegangen, um Kaffee zu trinken." Für viele Neustädter war die Maschine das Beiwerk für Familienfotos. Komplett zu sehen ist sie auf alten Fotos selten. Die heutigen Experten für die bewegte Geschichte der IL-14P, so die korrekte Typenbezeichnung, sitzen in Dessau. Auch im Internet wird die Geschichte des Fliegers mit dem Kennzeichen DSM-SAF erzählt.
Dass sie überhaupt in Halle gelandet war, verdankt sie einem Flugunfall auf dem Flugplatz Leipzig-Mockau 1967. Während eines Übungsflugs setzte sie zu früh und dadurch zu hart auf. Die Konstruktion verzog sich irreparabel, die Maschine wurde von der Interflug aus dem Verkehr gezogen. "Die IL-14-Flotte war sowieso kurz davor, aussortiert zu werden", sagt Gerd Fucke, Geschäftsführer des Technik-Museums in Dessau-Roßlau.
Uwe Teichmann, Mitglied im Museumsverein, hat 1999 mit anderen die verwahrloste Maschine gerettet. Bei einem Schrotthändler in Schönebeck schien sie bereits an ihrer letzten Station angekommen zu sein. Abgebrochene Propeller, zertrümmerte Fenster, die Lackierung kaum noch wahrnehmbar - ein scheinbar hoffnungsloser Fall.
In der DDR gebaut
Die Dessauer holten die IL-14 ins Junkers-Museum und restaurierten sie in jahrelanger Kleinarbeit. Seitdem steht sie dort auf der Freifläche. "Jeder Besucher kann sie sich anschauen, auch Klassen können darin Unterricht machen", sagt Teichmann.
Es waren unter anderem ehemalige Dessauer Junkers-Ingenieure, die sie im Dresdner Flugzeugwerk gebaut hatten. 1957 wurde sie als 16. Exemplar der DDR-Lizenzproduktion der IL-14 an die Deutsche Lufthansa Ost übergeben. 1963 bekam sie die Interflug-Lackierung, mit der sie auch in Halle bekannt war. Nach der harten Leipziger Landung setzte sich 1969 ein Tross der Interflug in Bewegung, um das Flugzeug nach Halle zu überführen. Der Standort vor der Eissporthalle mag eine Reminiszenz an den ehemaligen Flugplatz Halle-Nietleben gewesen sein, der sich nahe des heutigen Rennbahnkreuzes befunden hatte und 1968 wegen des Baus von Halle-Neustadt geschlossen worden war.
Dem Schrott entronnen
In den Wendewirren erging es der IL-14 schlecht. Vandalismus und der Zahn der Zeit setzten ihr schwer zu. Die Stadt dachte an Verschrottung, ehe Familie Borgsdorf aus Pulspforde das Flugzeug 1991 zu sich holte. Obwohl er ein Recycling-Unternehmen betreibt, wollte er die Maschine auch dort als Café zu nutzen - ein Plan, der nicht aufging. Jahrelang stand sie in einer Pferdekoppel, bevor 1998 der Schönebecker Schrotthändler zum Zuge kam.
Einzelheiten zur IL-14 haben Ex-Interflug-Mitarbeiter zusammengetragen: www.inteflug.biz/dm-saf.htm.