1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zerbst
  6. >
  7. Archäologie: Reise in die Steinzeit: Ein Zerbster Elbe-Dorf vor 5000 Jahren

Archäologie Reise in die Steinzeit: Ein Zerbster Elbe-Dorf vor 5000 Jahren

Nur noch wenige Tage besteht die Gelegenheit, die 5000 Jahre alten Fundstücke aus der Walternienburger Kultur an ihrem Fundort an der Elbe nahe Zerbst zu sehen.

Von Petra Wiese 11.07.2023, 17:00
Auf der Walternienburger Burganlage sind derzeit originale  Fundstücke der steinzeitlichen Walternienburger Kultur ausgestellt.
Auf der Walternienburger Burganlage sind derzeit originale Fundstücke der steinzeitlichen Walternienburger Kultur ausgestellt. Archv-Foto: Petra Wiese

Walternienburg - Im Infozentrum der Walternienburger Burganlage haben seit der Eröffnung am 20. Mai bis heute mehr als 2200 Besucher die Ausstellung zur Walternienburger Kultur gesehen. Bis zum 16. Juli, also bis Sonntag, kann sie noch angeschaut werden. Dann werden die Stücke aus der Vitrine wieder verschwinden, um in der Dauerausstellung des Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle wieder ihren Platz einzunehmen oder in dessen Archiv für die Nachwelt aufbewahrt zu werden.

„Die Ausstellung wurde unheimlich gut angenommen“, sagt Erika Reifarth, die sich für den Heimatverein maßgeblich mit darum gekümmert hat. Viele wussten gar nicht, dass hier sowas gefunden wurde, erzählte sie von einigen Gästen. Aber es habe auch Leute von weiter weg gegeben, die die Walternienburger Kultur kannten. „Wir sind unheimlich traurig, dass nun alles wieder nach Halle zurückgeht“, so Erika Reifarth.

18 originale Fundstücke umfasst die Ausstellung in Walternienburg, die der Heimatverein anlässlich des Jubiläums 1050 Jahre Ersterwähnung auf die Burg geholt hat. Vor allem Prof. Dr. Harald Meller vom Landesamt für Denkmalpflege sei es zu verdanken gewesen, dass die Stücke in Walternienburg gezeigt werden konnten, so Erika Reifarth. Das sei eine sehr angenehme Zusammenarbeit gewesen, bestätigte auch Holger Bressel, der sich mit der Walternienburger Kultur auseinandergesetzt hat. Es war im September 2022 gewesen, dass man sich im Depot umgeschaut hat, was in Frage käme. Da stießen die Walternienburger auf offene Ohren, man nahm sich Zeit und beantwortete bereitwillig alle Fragen.

Die Amphore mit zwei Henkeln gehört ebenfalls zu den Fundstücken aus der Walternienburger Kultur.
Die Amphore mit zwei Henkeln gehört ebenfalls zu den Fundstücken aus der Walternienburger Kultur.
Fotos: Petra Wiese

Bei dem Besuch in Halle sei auch Andrea Weferling dabeigewesen, die die Ur-Ur-Enkelin des ehrlichen Finders ist. Es war Heinrich Gierspeck gewesen, der ab 1904 beim Abtragen von Sand in seinem Garten die ersten Funde machte und meldete. Andrea Weferling ist heute froh, dass ihr Vorfahre so blickig war, sonst gäbe es die Walternienburger Kultur heute nicht. 135 Stücke wurden vollständig oder wiederherstellbar geborgen. 44 Stücke werden im Museum in Halle aufbewahrt. Amphoren, Schüsseln, Tassen, Töpfe sind aus der Walternienburger Kultur erhalten. Die Amazonenaxt und das Zwillingsgefäß wurden direkt aus der Dauerausstellung in Halle entnommen, um in Walternienburg gezeigt zu werden.

Das Zwillingsgefäß gehört zu den bekanntesten Objekten der Walternienburger Kultur.
Das Zwillingsgefäß gehört zu den bekanntesten Objekten der Walternienburger Kultur.
Petra Wiese

Festbesucher, Ausflügler, viele Radfahrer und Gäste der Feiern, die in der Festscheune seit Mai stattfanden, waren es, die sich die Ausstellung anschauten. Noch wenige Tage besteht die Möglichkeit, zu den Öffnungszeiten der Burganlage - Montag bis Donnerstag von 9 bis 15 Uhr, am Freitag von 9 bis 13 Uhr und am Sonntag von 13 bis 16 Uhr - die 5000 Jahre alten Fundstücke in der Vitrine anzuschauen.

„Wir hoffen, dass wir das bald wiederholen können“, sagt Erika Reifarth. Vielleicht wäre ja 2025 ein Anlass, eine Ausstellung zur Walternienburger Kultur wieder auf die Burg zu holen. 1924/1925 war es nämlich, also quasi vor 100 Jahren, dass Nils Niklasson eine Doktorarbeit über die Walternienburger Kultur schrieb.