Schauspieler Hans-Jürgen Müller-Hohensee beendet Engagement am Theater Dessau Ruhestand? - Nur auf dem Papier
Hans-Jürgen Müller-Hohensee geht in den Ruhestand. Nach 40 Jahren auf der Bühne, davon 29 Jahre am Theater Dessau, beendet der Schauspieler hier sein Engagement. Doch allzu ruhig wird es um ihn nicht.
Dessau-Roßlau l Mit der "Kröte" in Halle hat er seine 40-jährige Schauspielerkarriere begonnen. Mit dem Teufel im letzten Märchen am Anhaltischen Theater Dessau hat er sie Anfang des Jahres beendet, rentenrechtsmäßig jedenfalls. "Mit 63 Jahren und nach 29-jährigem ununterbrochenem Engagement am Dessauer Theater gehe ich in den Ruhestand", erzählte Hans-Jürgen Müller-Hohensee, von Freunden liebevoll "Hansi" genannt, beim von Freundeskreis des Dessauer Theaters organisierten Theaterstammtisch. Die Gäste erfuhren hier aus "erster Hand" von seiner Entwicklung zum beliebten Schauspieler, von seinen Auffassungen über Theatermachen.
Er wurde in Dresden geboren, lernte Bäcker. Absolvierte das Studium an der Rostocker Schauspielschule. "Da ging es noch nach Begabung", fügte er etwas sarkastisch an. Und ergänzte wieder rückblickend völlig ernsthaft: "Da haben wir das Handwerk von klein auf richtig gelernt, auch wenn es uns damals manchmal genervt hat", stellte er fest. Aber es habe immer gut geholfen, wenn zum Beispiel jeder, auch der in der letzten Reihe den Text versteht, mitbekommt, worum es geht. Nach dem dreijährigen Studium waren Schwerin, Dessau und Halle "im Angebot". Das Kinder- und Jugendtheater Halle wurde dann für drei Jahre die erste künstlerische Heimat des Schauspielers. Als nach seiner Einschätzung "streitbarer Zeitgenosse" habe er in Halle gekündigt, verzichtete damit wissentlich auf die Freistellung von der Wehrpflicht.
Hans-Jürgen Müller-Hohensee fand aber dadurch nach einem Jahr Tätigkeit am Dessauer Theater den Weg zu drei Jahren "Erich-Weinert-Ensemble" der NVA. Sein anschließend gleichzeitiges Tätigsein in Theater, Funk und Film wurde von der Arbeitsbelastung zu viel. Er gab die Theaterarbeit zunächst auf, war ein Jahr freischaffend tätig. "Das lief aber nicht so gut", berichtete er. Deshalb ging er zurück zum Theater, zunächst für zwei Jahre nach Quedlinburg. 1984 war er wieder endgültig zurück in Dessau. "Ich bin geblieben, musste auch nicht gehen", fügte er lächelnd an.
Seine Gesamtkarriere nennt 160 Rollen, große und kleine, in 40 Inszenierungen hat er Regie geführt. Lieblingsrollen? Eigentlich keine. Sein Grundsatz: "Ich habe nicht alle Rollen gern geprobt, aber ich habe sie dann alle gern gespielt." Natürlich habe er die komödiantischen Figuren besonders gern gehabt. Das liege ihm. Unvergessen werden den Dessauer Zuschauern seine 13 Märcheninszenierungen bleiben. Das Erfolgsgeheimnis: "Ich habe sie so auf die Bühne gebracht, wie sie mir meine Oma erzählt hat". Als er gefragt wurde, wie er heute ein Theater als Intendant führen würde, kam spontan und lachend: "Wie bei Millowitsch!"
Es gab natürlich auch Rollen, an die er sich mehr als an andere erinnert. "Der Geizige", eine Premiere, auf der er stehenden Beifall erhielt. Gab es Lieblingsregisseure? Er musste nicht lange nachdenken: "Helmut Straßburger hat mich wesentlich geprägt. Auch Herbert Olschok war befruchtend für die Arbeit."
Und wie geht\'s nun weiter im Ruhestand? Seit 19 Jahren warte er gewissermaßen darauf: "Im Sommer 2013 ist es soweit. Ich darf bei den legendären ,Störtebeker-Festspielen\' in Ralswiek mitwirken. 67 Vorstellungen am Stück, außer sonntags. Toll!" Und - immerhin gab es über 1000 Bewerbungen für die 17 Rollen.
Sieht so ein Ruhestand aus?