Abschied in den Ruhestand Schulleiterin Veronika Schimmel verlässt den Chefsessel im Zerbster Francisceum
Hört man das Wort „Francisceum“, fällt einem sofort ein Name ein – Veronika Schimmel. Kaum jemand hat das Gymnasium in jüngster Vergangenheit so geprägt, wie die nun scheidende Schulleiterin. So sahen es auch die vielen Gäste am Dienstag bei ihrer offiziellen Verabschiedung.
Zerbst - Wie lange braucht ein Rennwagen, um von 0 auf 300 km/h zu beschleunigen? Ein paar Sekunden? Da kann Veronika Schimmel durchaus mithalten. Umgekehrt – bei der Vollbremsung – könnte es allerdings Probleme geben. Kommt der Ferrari wohl bei 300 km/h ebenfalls binnen weniger Sekunden zum Stehen, dürfte dies bei der Schulleiterin des Francisceums wesentlich länger dauern. Sich dieses Umstandes durchaus bewusst, hat Veronika Schimmel einen Abschied auf Raten gewählt.
Es wird zunächst ein Teilzeit-Ruhestand gepaart mit Ratgeberin, Lehrerin in Teilzeit und weiteres Engagement im Förderverein der altehrwürdigen Bildungseinrichtung. Zumindest ihr Schulleiterbüro gibt sie ab – an Kerstin Görner, die nach den Sommerferien den Staffelstab und somit auch den Chefinnensessel übernehmen wird. Das Gymnasium bleibt also in Frauenhand.
Am Dienstag wurde die Frau ohne Rast mit schier unerschöpflicher Energie, die Macherin, die resolute, konsequente, aber faire Chefin, das Organisationsgenie, die Frau, der nichts entgeht, offiziell verabschiedet. Im Übrigen sind das alles Formulierungen von Mitstreitern und Wegbegleitern, die bei der Verabschiedung das Wort ergriffen und die Arbeit von Veronika Schimmel gewürdigt haben, unter anderem Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD), Landrat Andy Grabner und sein Vorgänger Uwe Schulze, Landtagsmitglied Dietmar Krause (alle Drei CDU), Schülervertreter, Kerstin Görner für das Kollegium oder Gabriele Duckstein vom Landesschulamt.
Es ist nach wie vor eine steile These, dass Du erst nach der Ernennung 2017 diese Schule geleitet hast. Das hast Du schon viele Jahre als Stellvertreterin getan.
Bürgermeister Andreas Dittmann
Seit nunmehr 44 Jahren ist Veronika Schimmel Lehrerin, seit 30 Jahren am Francisceum, wurde 1998 stellvertretende und 2017 Schulleiterin. Die Macherin, wie sie von ihren Wegbegleitern bezeichnet wird, managt also seit 23 Jahren den Schulalltag am Gymnasium – und das mit jeder Menge Herzblut. Sie selbst sagt von sich, dass sie wohl nicht immer eine einfache Chefin war, aber immer das Beste für die Schüler und das Kollegium rausholen wollte.
Ist Veronika Schimmel mit sich im Reinen? „Immer! Ich bin ein Mensch, der auch schnell Entscheidungen trifft, spontan aus dem Bauch heraus. Und zu den Entscheidungen stehe ich dann auch“, sagt die Schulleiterin. Es habe sehr wenige gegeben, die im Nachhinein vielleicht hätten anders getroffen werden sollen. „Da hadere ich dann aber nicht mit mir. Was ich entschieden habe, ist dann halt so“, macht Schimmel deutlich.
Nicht wenige bezeichnen Veronika Schimmel im Bezug auf das Francisceum als „die Institution“ schlechthin. Macht das stolz? „Ja. Ich bin schon stolz auf das Erreichte und natürlich macht das stolz, wenn andere das genauso oder ähnlich sehen“, antwortet sie etwas zögerlich. Aber sie habe durchaus auch ihre Macken, „ein lautes Organ beispielsweise. Und ich bin nachtragend. Ich vergesse nichts, was die ,Wänster’ so anstellen. Schüler haben mal gesagt, es gibt am Francisceum keine Demokratie, sondern nur eine Schimmel-Diktatur“, sagt sie und lacht.
Das Francisceum in Zerbst ist zwar nicht das größte Gymnasium im Landkreis, aber das schönste. Und das ist auch Ihr Verdienst.
Landrat Andy Grabner
Das klinge für sie keinesfalls negativ. „Ich bin der Meinung, dass Kinder und Jugendliche auch Grenzen aufgezeigt bekommen müssen. Und da bin ich eben konsequent“, erklärt sie und fügt an: „Wir haben keine schlechten oder bösen Kinder, häufig eben nur schlecht erzogene.“ Jeder dürfe Fehler machen, keine Frage. Es müsse dann aber auch dafür gerade gestanden werden.
Rückblickend ist Veronika Schimmel zufrieden mit sich und ihrem Werdegang. Und so ganz vorbei ist dieser ja noch nicht. „Ich werde dem Francisceum noch ein wenig als ganz normale Lehrerin erhalten bleiben, Teilzeit. Außerdem arbeite ich weiter in der Stiftung. So wird es ein Abschied auf Raten und dann auch nicht so abrupt“, sagt sie schmunzelnd.
Zurück zur Verabschiedung, wo es am Ende noch eine kleine Überraschung gab. Die ehemaligen Francisceer Martin Zimmermann und Nils Benkwitz hatten sehr zur Freude der Anwesenden noch einige kleine musikalische Sticheleien in petto: „100 Mann und ein Befehl“ (Freddy Quinn), „Dann heirat’ doch dein Büro“ (Katja Ebstein) oder „(Der Papa) Die Schimmel wird’s schon richten“ (Peter Alexander).