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Albert-Schweitzer-Familienwerk Schutzbefohlenen ein Zuhause bieten

Von Daniela Apel 23.06.2015, 10:56

Zerbst l Am 28. Juni 1990 trafen sich engagierte Bürger mit dem Ziel, hilfsbedürftigen Kindern ein liebevolles Zuhause anzubieten. Gemeinsam gründeten sie einen Verein, der die Werte von Dr. Albert Schweitzer zur Richtschnur machen sollte. Die "Ehrfurcht vor dem Leben", die das Denken des Tropenarztes, Humanisten und Friedensnobelpreisträgers prägte, bildet bis heute die Grundlage der Arbeit des Familienwerkes, das sich "trotz Höhen und Tiefen zu einem kompetenten und dauerhaften Partner" entwickelt hat, wie es Ingeborg Bräutigam bei der Festveranstaltung zum Jubiläum ausdrückte. Sie selbst ist seit 1993 Mitglied im Verein, dessen Geschicke sie seit 1997 als Vorstandsvorsitzende mitgestaltet.

Im Fokus stand zunächst der Aufbau eines dezentralen Kinderdorfes, das heute vier Häuser mit einer Gesamtkapazität von 26 Plätzen umfasst. Hauptproblem ist hier mittlerweile der Mangel an Kinderdorfeltern. Nur schwer finden sich geeignete Bewerber, die die Herausforderung annehmen und zu den eigenen zusätzlich bis zu sechs Kinder auf Zeit aufnehmen.

Rasch ergänzten vielfältige weitere stationäre, teilstationäre und ambulante Einrichtungen für Kinder und Jugendliche sowie Familien und Behinderte das Betreuungsspektrum. Die individuelle Förderung sowie die therapeutische Begleitung sind wichtige Eckpfeiler bei den verschiedenen Hilfsangeboten, wie Ingeborg Bräutigam darlegte. "Kinder sind ein unermesslicher Schatz", rief sie dazu auf, gemeinsam der Kälte in der Welt entgegenzutreten und Herzlichkeit zuzulassen. Sie dachte dabei nicht zuletzt an die Mädchen und Jungen, die aus belasteten und sozial schwierigen Verhältnissen zu ihnen kommen, teils Gewalt erlebten und mit viel Engagement auf eine positive Zukunft vorbereitet werden.

Von einem "schwierigen Jubiläum" sprach der Zerbster Bürgermeister Andreas Dittmann. So würdigte er zum einen die erfolgreiche Vereinsgeschichte, für die sich neben der Vorsitzenden die Mitarbeiter der einzelnen Einrichtungen tagtäglich einbringen. Zum anderen jedoch "wäre es schöner, wenn wir diese Angebote nicht vorhalten müssten". Im Albert-Schweitzer-Familienwerk hätten die Schutzbefohlenen allerdings einen guten Vertrauten.

"25 Jahre Kinder- und Jugendhilfe - das schafft nicht jeder", meinte anerkennend Siegfried Hutsch vom Paritätischen Wohlfahrtsverband. Mit der Dezentralisierung und Differenzierung der Leistungsangebote sei der Verein den richtigen Weg gegangen, führte er in seinem Vortrag über frühkindliche Bildung und Jugendhilfe aus. Zugleich ging er auf anstehende Herausforderungen ein - eine wesentliche sei es, qualifizierte Fachkräfte zu halten und nachzuziehen, bezog sich Hutsch auf den demokratischen Wandel. Auch interkulturelle Kompetenz sei zukünftig gefragt. "Langfristig werden wir mit den Krisenherden in der Welt konfrontiert werden." Schon jetzt kommen Flüchtlingskinder ohne Eltern in Deutschland an. "Bleiben Sie ihren Grundsätzen treu", forderte er Mitglieder und Beschäftigte des Vereins auf.