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VHS-Bildungswerk tritt mit Projektvorschlag an Stadt heran / Geteiltes Echo Sollen in Marstall öffentliche Toiletten eingebaut werden?

Von Judith Kadow 15.07.2011, 04:25

Es ist im Moment lediglich eine Idee: Sylke Wiedermann vom VHS Bildungswerk in Zerbst möchte im Rahmen der Möglichkeiten ihrer Einrichtung zum Erhaltung des Marstalls beitragen. Vorstellbar wäre die Einrichtung von Toiletten im Erdgeschoss des Dienstgebäudes - mit Hilfe anderer Gewerke und der Stadt Zerbst. Das Echo darauf fiel im Bauausschuss geteilt aus.

Zerbst. Die einen fanden die Idee gut und wünschenswert, wenn eine Realisierung möglich ist. Andere rauften sich beim Gedanken an die Kosten und mögliche Folgekosten beinahe die Haare.

Die Idee ist einfach: Dem VHS-Bildungswerk ist es möglich, Maßnahmen aufgrund von Projektideen mit öffentlichem Interesse ins Leben zu rufen. Beispielsweise haben solche Maßnahmenteilnehmer bereits in der St. Nicolaikirche geholfen oder am Wasserturm.

Im Laufe der Diskussion um den Schlossgarten und den Erhalt und der Aufwertung des Ensembles barocker Gebäude dort, bot sich das Dienstgebäude des Marstalls für ein Projekt an. "Da die Innenräume 1984 bereits zu Wohnraum umgebaut wurden, wäre eine Maßnahme dort vielleicht nicht an die sonst so strengen denkmalrechtlichen Bedingungen geknüpft", erklärte Wiedermann am Dienstagabend dem Bauausschuss ihre Idee.

Ziel könne es sein, das Erdgeschoss mit öffentlichen Toiletten auszustatten. Deren behindertengerechte Gestaltung sei dort kein Problem. Die Teilnehmer dieser Maßnahme könnten handwerkliche Tätigkeiten übernehmen wie das Fliesen, Holz- und Pflasterarbeiten. "Erfahrungsgemäß lässt sich ein gesundes Maß an Beschäftigung von Firmen und unseren Teilnehmern finden."

Da dem VHS-Bildungswerk die KomBA als Partner zur Seite steht, seien solche Projekte realisierbar. Als Beispiel nannte sie die Sanierung der Martinskirche in Köthen. Diese wurde innerhalb von fünf Jahren zu einer Begegnungsstätte umgebaut. Im November vergangenen Jahres konnte dieses Projekt abgeschlossen werden.

"Unsere Erfahrung ist, dass es Stück für Stück voran geht. Mir ist klar, dass wir nicht dieses oder nächstes Jahr anfangen. Aber ich wollte zumindest die Idee vortragen", sagte Wiedermann abschließend.

Die Reaktion der Ausschussmitglieder und weiterer anwesenden Stadträte fiel geteilt aus. Wilfried Bustro (CDU) findet es "gut, wenn\'s funktionieren würde". Die Idee sei sehr vorteilhaft.

Steffen Grey (FDP) hingegen hat sich die "Sinnhaftigkeit des Projektes nicht erschlossen". "Sollen die Toiletten temporär oder ganzjährig offen sein? Welche Folgekosten fallen an? Das alles sind offene Fragen, die einer Klärung bedürfen." Er warf sogar die Vorstellung ein, dass das Dienstgebäude durch den Bauhof genutzt werden sollte. Schließlich handelt es sich um städtisches Eigentum, das dafür genutzt werden könnte.

Ganz pragmatisch rechnete der stellvertretende Bürgermeister Andreas Fischer vor, was es überhaupt kosten würde, um im Gebäude tätig werden zu können. Eine erste Schätzung beziffert die Kosten auf rund 150000 Euro. Hinzu kämen die Leistungen für jene Gewerke, die das Bildungswerk nicht abdecken könnte. Dazu würde noch ein Gutachten zum Zustand des Dachstuhls fällig sowie eine Schätzung der Folgekosten der neuen Toiletten.

Hier kam nun seinerseits eine Idee ins Spiel. Mit Blick in die nahe Zukunft ergeben sich in der Verwaltung räumliche Reserven. Würde die Stadtverwaltung das Gebäude in der Puschkinpromenade 2 aufgeben, das ohnehin durch mangelnden Brandschutz und ohne behindertengerechten Zugang als Verwaltungssitz wenig geeignet ist, und dieses Gebäude, das städtisches Eigentum ist, veräußern, würden Mittel frei für Investitionen in andere Projekte. Fischer bat darum, diesem Vorschlag in die Fraktionen zu tragen und dort zu diskutieren.

Ergänzend gab Bauausschussvorsitzender Helmut Seidler zu bedenken, welche weiteren Gebäude und Bauwerke darauf warten, in Angriff genommen oder weiter vorangetrieben zu werden: die Corthumsbrücke, das Schloss, der Westflügelweg, die Orangerie, die Tribüne, aber auch beispielsweise das noch immer in der Stadtmauer klaffende Loch. "Vor diesem Hintergrund sollten wir uns eine Meinung bilden, was zuerst zu machen ist, wo es die meisten Fördermittel gibt." Darüber solle man sich später erneut im Ausschuss unterhalten.