1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zerbst
  6. >
  7. Kuriose Entdeckung: Spiegelverkehrte Welt: Wieso der Zerbster Wappenbaum Verwirrung stiftet

Jetzt live

Kuriose Entdeckung Spiegelverkehrte Welt: Wieso der Zerbster Wappenbaum Verwirrung stiftet

Als Zeichen der Einheitsgemeinde Zerbst ragt er über Marktplatz der Rolandstadt: der Wappenbaum. Symbolhaft erzählt er einiges über die einzelnen Ortschaften, stiftet aber auch Verwirrung.

Von Daniela Apel 20.07.2024, 07:30
Auf dem Zerbster Marktplatz steht ein Wappenbaum, der bei genauer Betrachtung für Stirnrunzeln sorgt.
Auf dem Zerbster Marktplatz steht ein Wappenbaum, der bei genauer Betrachtung für Stirnrunzeln sorgt. Foto: Daniela Apel

Zerbst - Fast zehn sichtbare Meter ist er hoch, beinahe eine Tonne schwer. Aus pulverbeschichtetem und feuerverzinktem Stahl ragt er auf dem unteren Zerbster Markt gen Himmel: der Wappenbaum. An der Spitze thront das Wappen der Stadt Zerbst, darunter hängen jene der 24 zugehörigen Ortschaften. Eine Tafel mit den Namen der Ortschaften ermöglicht die Zuordnung – theoretisch. Je nachdem von welcher Seite das Symbol der Einheitsgemeinde betrachtet wird.

Wer aufmerksam hinsieht und vergleicht, dem fällt auf, dass sich die Angaben auf beiden Seiten widersprechen. Da wird aus dem Zernitzer Wappen auf einmal das Steutzer, aus dem Walternienburger das Straguther ... Und das Ganze setzt sich fort. Zumindest ist sie konsequent, diese spiegelverkehrte Wappenwelt, die sich jedem eröffnet, der in Richtung Alte Brücke auf den Wappenbaum sieht.

Um die Wappen zuzuordnen, wurden darunter die Ortschaften aufgelistet - auf der Seite mit Blickrichtung zur Alten Brücke geschah das allerdings spiegelverkehrt.
Um die Wappen zuzuordnen, wurden darunter die Ortschaften aufgelistet - auf der Seite mit Blickrichtung zur Alten Brücke geschah das allerdings spiegelverkehrt.
Foto: Daniela Apel

Idee für Wappenbaum keimte im Zerbster Stadtrat

Der Anstoß zu dessen Errichtung kam damals aus dem Stadtrat. Die Finanzierung erfolgte schließlich über die Ausstellergemeinschaft der Zerbster Gewerbefachausstellung (Gfa), die die Idee aufgriff. So floss der Erlös der alljährlichen Münzprägeaktion, der bis heute meist einem Verein zu Gute kommt, 2010 und 2011 in das Wappenbaum-Projekt. Den Differenzbetrag übernahm die Ausstellergemeinschaft.

Rückblick:Ein Symbol für die Zusammengehörigkeit

Im Juni 2012 konnte der Wappenbaum errichtet werden – als Zeichen des Zusammenwachsens der Einheitsgemeinde und der Zugehörigkeit von Kernstadt und Umland. Zugleich erzählt er symbolhaft einiges über die einzelnen Ortschaften, von den tatsächlich nur 23 ein registriertes und genehmigtes Wappen besitzen.

Luso besitzt kein eigenes Wappen - als einzige Zerbster Ortschaft

Die Ausnahme macht Luso. Hier musste eine Alternative kreiert werden, da die Ortschaft bis zur Eingemeindung über kein eigenes Hoheitszeichen verfügte. Mit dem Verlust der rechtlichen Selbstständigkeit war es dann nicht mehr möglich, ein heraldisches Wappen anfertigen zu lassen.

Herangezoomter Blick auf die Informationstafel zum Zerbster Wappenbaum.
Herangezoomter Blick auf die Informationstafel zum Zerbster Wappenbaum.
Foto: Daniela Apel

So verständigten sich die Ratsmitglieder, dass das Schild durch eine Dreiteilung auf die drei Dörfer Luso, Mühlsdorf und Bone hinweisen soll, aus denen sich die Ortschaft zusammensetzt. Gesagt, getan. Darüber hinaus wurde jedes Dorf durch ein passendes Symbol dargestellt – Luso durch seine Kirche, Mühlsdorf durch einen Storch und Bone durch seinen Teich.

Walternienburger Burg und Buhlendorfer Speicher zieren die Wappen

Auch die „echten“ Wappen beinhalten stilisierte Attribute, die die jeweiligen Ortschaften symbolisieren. Manches erschließt sich zumindest für Kenner der Region sofort, anderes erst durch Nachlesen. Leicht zu erkennen ist unter anderem der Bergfried der Wasserburg von Walternienburg, auf dessen gold-blauen Wappen, oder auch der rot-blaue Getreidespeicher von Buhlendorf auf silbernem Schildhintergrund.

Lesen Sie auch: Seit fast 60 Jahren Tradition: Bär und Adler aus Blumen

Immer wieder tauchen Ähren auf, die wie die Pflugscharen oder Sensenblätter auf den historischen Haupterwerbszweig, die Landwirtschaft, hinweisen. Linden – verschieden dargestellt – finden sich ebenfalls häufig. In Güterglück beispielsweise geht der dreiblättrige Lindenzweig auf ein altes Siegel zurück.

Das Wappen der Adelsfamilie von Oppen, die jahrhundertelang Besitzer der Domäne Jütrichau war, ist derweil der Grund dafür, warum auf dem Jütrichauer Wappen ein Andreaskreuz mit roter Rose zu sehen ist. Zudem sind die Farben bewusst gewählt. So zeugt das Weiß (Silber) und Rot im Dobritzer wie im Gödnitzer Wappen von einer früheren Zugehörigkeit zur Grafschaft Lindau.