Volksstimme: Denken Sie, dass die Stadthalle, geöffnet ab Dienstag von 14 bis 18 Uhr und besetzt mit drei Personen – einem Sanitäter und zwei Mitarbeitern der Stadtverwaltung – als momentan einziges Testzentrum für die Einheitsgemeinde und ihre rund 22.000 Einwohner ausreichend ist?
Andreas Dittmann: Nein, aber es ist ein Einstieg. Wie immer baden die Gemeinden aus, was sich auf Bundes- und Länderebene ausgedacht wird. Andererseits in die Verweigerungsposition zu gehen und zu sagen, das wird sowieso nichts, ist auch keine Lösung. Wenn dieser Beitrag erscheint, haben wir schon mal die Erfahrung vom Dienstag. Es sind sich aber alle Bürgermeister in unserem Landkreis einig, dass es wichtig ist, ein Angebot zu machen.
Nun ist die Stadthalle mit öffentlichen Verkehrsmitteln, sprich der Stadtlinie, nicht wirklich gut zu erreichen. Die nächsten Haltestellen sind der Rote Garten und Anhalter Fleischwaren in der Käsperstraße, für ältere Menschen Gehbehinderte nicht gerade optimal.
Die Stadthalle ist aber der Ort, der die beste Infrastruktur bietet. Es muss sich auch jeder die Frage stellen, ob er oder sie jetzt einen Test benötigt und wofür. Das Gesundheitsamt hat in der Videokonferenz am Montag nochmals darauf hingewiesen, dass die Eindämmungsverordnung regelt, dass zeitgleich nur fünf Test-Personen im Raum sein dürfen. Dazu passt Ihre Frage nach der Realisierung eines flächendeckenden Testangebots für 22.000 Einwohner.
Andere, zugegebenermaßen größere Städte haben die Testmöglichkeiten weniger zentral organisiert. Hier sind unter anderem mehrere Testzentren eingerichtet und unter anderem auch Apotheken und Arztpraxen ins Boot geholt worden, zumal ja so auch die Ansammlung von vielen Menschen, die möglicherweise vor nur einem Testzentrum Schlange stehen, eingedämmt werden kann.
Liebend gern, nach Auskunft des Landkreises bedarf das der Abstimmung zwischen Leistungserbringer und der kassenärztlichen Vereinigung. Wir sind als Stadt hier nur ein Unterstützender in Zusammenarbeit mit dem Landkreis.
Sind die kostenfreien Testmöglichkeiten für die Bürger auch in einigen Ortschaften geplant?
Derzeit steht uns über den Landkreis ein Sanitäter je kreisangehöriger Gemeinde zur Verfügung, um die kostenfreien Tests zu realisieren. Dem Bund hätte bei ein wenig Realismus klar sein müssen, dass das, was er mit diesem Testangebot ins Leben ruft, so nicht kurzfristig flächendeckend umsetzbar ist.
Hat der Landkreis darüber informiert, ob im Gegensatz zu den Impfstoffen, genügend Schnelltests zur Verfügung stehen und ob auch der Nachschub gesichert ist?
Das Nadelöhr ist aus meiner Sicht die Verfügbarkeit von zugelassenen Sanitätern. Es wird davon ausgegangen, dass hundert Tests am Tag möglich sind. Deshalb habe ich mich für Zerbst/Anhalt auch für ein tägliches Angebot starkgemacht. Ob das so ausreicht oder sogar zu viel ist, werden wir bald wissen.
Kommen wir zum Thema Impfen. Während es neben dem zentralen Impfzentrum in Wolfen nun auch mittlerweile zwei dezentrale Impfzentren auch in Köthen gibt, wird für Zerbst noch immer ein geeigneter Ort gesucht – und das seit mehreren Wochen. Das kann Sie doch nicht befriedigen? Im Gespräch waren oder sind ebenfalls die Stadthalle und die Sporthallen am Wegeberg oder Zur Jannowitzbrücke. Woran liegt es?
Die Frage hätten Sie bis gestern besser dem Landrat gestellt. Alle mir benannten Kriterien für ein Impfzentrum können wir mit der Stadthalle erfüllen. Das Einzige, was fehlt, ist die Bushaltestelle. Gestern fiel nun endlich bei einem Termin mit dem Landrat die Entscheidung für die Stadthalle. Der zähe Entscheidungsfluss hat natürlich unsere Bemühungen behindert, die Impftermine für den 19. März zu konkretisieren, aber nun können wir starten.
In Kürze sollen auch Hausarztpraxen impfen. Ist man bereits im Gespräch mit den niedergelassenen Ärzten und wie sollen die Impfungen organisiert werden?
Auch hierfür kann Ihnen der Pandemiestab oder der Leiter des Impfzentrums des Landkreises mehr sagen. Klar ist, dass eine flächendeckende Impfung nur über das Hausarztsystem möglich ist.
Wurden denn schon Bürger der Einheitsgemeinde über 80 Jahre angeschrieben und wenn ja, gibt es Rückmeldungen?
Wir haben am Donnerstag letzter Woche 200 Briefe verschickt. Das war die Altersspanne 89 bis über 100 Jahre ohne stationäre Pflegeeinrichtungen. Seit Montag kommen die Antworten. Ab spätestens Donnerstag wollen wir dann die konkreten Termine für die 108 möglichen Impfungen für den 19. März telefonisch durchstellen und die entsprechenden Unterlagen nachsenden. Die nächsten Datensätze stehen bereit. Immerhin sind es zwischen 80 und 89 Jahren 1500 Bürgerinnen und Bürger.
Im Jerichower Land haben sich Ende Februar binnen eines Tages rund 800 Beschäftigte von Grundschulen und Kitas gegen das Coronavirus impfen lassen. Wissen Sie, wie der Stand der Impfungen bei dieser Personengruppe in der Einheitsgemeinde ist?
Nein, dazu liegen mir keine Informationen vor. Die dazu gehörige Anfrage des Impfzentrums haben wir an die Einrichtungen weitergeleitet, die sich direkt beim Landkreis melden.
Eine letzte Frage zu den Lockerungen: Seit Montag dürfen auch Museen, Bibliotheken und Galerien unter Einschränkungen wieder öffnen. Wird Zerbst diese Möglichkeiten nutzen und wenn ja, was öffnet wann unter welchen Auflagen?
Ab der nächsten Woche öffnen die Museen und die Stadtbibliothek in der Dessauer Straße wieder. Entsprechend der Eindämmungsverordnung wird eine Voranmeldung nötig sein, aber das sollte kein Problem darstellen.