Stadtpolitik Jugendbeirat: Jetzt wird es ernst
Im Stadtrat sind sich alle Fraktionen einig - außer die CDU. In Zerbst soll ein Kinder- und Jugendbeirat geschaffen werden.
Zerbst | Stadtrat Philipp Koch (SPD) hat gleich in der ersten Sitzung des Sozial-, Schul-, Kultur- und Sportausschusses der neuen Legislatur einen Satzungsentwurf für einen Kinder- und Jugendbeirat eingebracht. Das Diskussionspapier soll in den nächsten Ausschusssitzungen Grundlage für die Erarbeitung einer eigenen Satzung sein, die für die Gründung des Gremiums nötig ist.
Neben der Stärkung von Vereinen und dem Ehrenamt hatte sich Jungstadtrat Philipp Koch die zügige Schaffung eines Kinder- und Jugendbeirates in der Stadt Zerbst auf die Fahne geschrieben. „Ich sehe hier eine gute Möglichkeit, stärker als bisher auf die Interessen und Bedürfnisse der Jugend einzugehen und diese in die Stadtratsarbeit einfließen zu lassen, ähnlich wie beim Stadtseniorenbeirat“, erklärte der 22-Jährige wenige Tage nach seiner Wahl zum Stadtrat gegenüber der Volksstimme.
Jetzt macht der Youngster (Neulinge in einer Mannschaft von erprobten Spielern, die erst noch Fuß fassen müssen) also ernst und hält sein Versprechen. „Ich habe mir Satzungen von bereits bestehenden Stadtjugendbeiräten, wie beispielsweise in Bernburg oder Schönebeck, aus dem Internet gezogen, mir diese angesehen und sie für Zerbst entsprechend bearbeitet und umgeschrieben“, sagt Koch.
Laut Satzungsentwurf soll der Jugendbeirat dauerhaft die Interessen junger Menschen zwischen 14 und 27 Jahren vertreten und die Beteiligung von Jugendlichen und jungen Volljährigen an der Lösung kommunaler Aufgaben in der Stadt Zerbst fördern, sowie die Belange und Interessen der jungen Einwohner gegenüber dem Stadtrat, der Stadtverwaltung und der Öffentlichkeit vertreten.
Dem Zerbster Jugendbeirat sollen laut dem Diskussionspapier mindestens fünf, jedoch höchstens 15 ehrenamtliche Mitglieder, beispielsweise aus Schülervertretungen des Gymnasiums, der Sekundarschule, von berufsbildenden Schulen oder auch aus Klubräten, Jugendfeuerwehren, Jugendklubs oder aus anderen Jugendhilfeeinrichtungen angehören.
Die Mitglieder sollen vom Stadtrat für die Dauer von vier Jahren berufen werden. Der Jugendbeirat soll sich selbst organisieren, selbstständig arbeiten und durch einen gewählten Vorstand geleitet werden. Ein Vertreter der Stadtverwaltung soll als Koordinator zwischen der Stadtverwaltung und dem Jugendbeirat fungieren. Dieser Vertreter erhält ein Teilnahme- und beratendes Mitwirkungsrecht an den Sitzungen und soll zugleich mit beratender Stimme im Vorstand mitarbeiten.
Der Stadtrat hatte in seiner jüngsten Sitzung mit der nötigen Änderung des Paragrafen 11 Absatz 1 der Hauptsatzung der Stadt Zerbst den Weg für die Schaffung eines Jugendbeiraten frei gemacht. Der Stadtseniorenbeirat, die Elternvertretung und alle Beiräte, die zur Wahrung der Interessen und Belange bestimmter Bevölkerungsgruppen gebildet werden sollen, müssen im Paragraf 11 der Hauptsatzung festgelegt sein oder werden.
Seit Herbst 2018 trifft sich in den Räumen der Diakonie bereits regelmäßig ein „Jugendforum“, betreut von Jana Reifarth, Beraterin der regionalen Fachstelle des Diakonischen Werks in Zerbst, um selbstständig Projektideen zu bestimmten Themen zu entwickeln. Jana Reifarth spricht sich seit Langem für einen Jugendbeirat in Zerbst aus. Das Gremium soll das Jugendforum ergänzen im Bemühen, die Beteiligung von jungen Menschen an den „Partnerschaften für Demokratie“ entsprechend dem Bundesprogramm „Demokratie leben!“ zu stärken.
Auch der Kreisschülerrat fordert die Schaffung von Jugendbeiräten in größeren Verbandsgemeinden und den ehemaligen Kreisstädten Zerbst, Bitterfeld und Köthen, einhergehend mit der Einrichtung langfristiger Strukturen.