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Prinz Eduard und Prinzessin Corinna von Anhalt zu Gast bei Vortragsabend über die bedeutenden Frauen ihrer Familie in Köthen Starke Frauen sind im Haus Anhalt-Askanien eine lange Tradition

Von Judith Kadow 21.09.2012, 03:19

Zerbst l Welche Namen fallen Ihnen ein, wenn sie bedeutende Frauen aus dem Haus Anhalt-Askanien aufzählen sollen? "Katharina die Große. Dann hört es oft schon auf", nannte Kerstin Berlin, Vorsitzende der Frauen Union Anhalt-Bitterfeld, den Grund, warum Prinz Eduard und Prinzessin Corinna von Anhalt am Mittwochabend in Köthen zu diesem Thema eingeladen waren.

Damit saßen genau die Experten am Tisch, die mit dieser Frage wohl am besten vertraut sind. So nahm der Streifzug durch den Stammbaum des Hauses Anhalt-Askanien seinen Anfang. Mit Eilika Billung von Sachsen begannen die Ausführungen. Sie heiratete 1094 Otto von Ballenstedt, genannt Otto, der Reiche. "Die ersten Askanierinnen waren starke Frauen, die durch gute Heiratspolitik das Geld aber auch die familiären Bande mit einbrachten", befand Prinz Eduard.

Er ist Askanier in der 36. Generation. "Das bedeutet, es gab 36 direkte weibliche Vorläufer für mich, die allesamt von Bedeutung sind. Sonst wäre ich nicht hier." Doch schwierig ist, dass die Askanier nicht das Erbrecht des ältesten Sohnes verfolgten. "Dadurch ist unser Stammbaum immer mehr zerfleddert. Es ist schwer, einen roten Faden für die Wirkung der Frauen zu finden", fügt Prinzessin Corinna hinzu, die beispielsweise mit der von ihr kreierten Marke "Made in Anhalt" die Tradition starker Frauen aufrecht erhält.

Sie möchte - selbst Mutter dreier Töchter - die Rolle der Frau in der Geschichte mehr gewürdigt wissen. "Sie waren es, die durch Heirat Reiche erobert haben, ohne Krieg und Blutvergießen. Dafür haben sie viel auf sich nehmen müssen", so die Prinzessin. Dies werde noch nicht genug gewürdigt und geschichtlich aufgearbeitet. Hier sei Katharina die Große als Beispiel genannt. "Ihre Tagebücher zeigen, was diese Frau aushalten musste. Ihr wurden die Menschen entzogen, zu denen sie engen Kontakt hatte, um sie für ihre Aufgaben hart zu machen", merkte Prinzessin Corinna an. "Die Frauen sind ihren Aufgaben gewachsen gewesen, haben dafür aber auch Federn lassen müssen." Den Männern sind die Monumente gesetzt, ihre Kriege gerühmt worden. "Die Opfer der Frauen, deren Kämpfe sind nicht so gewürdigt worden."

Diese Ungleichbehandlung halte bis heute an, auch wenn dies das "Zeitalter der Frauen" ist, wie Prinzessin Corinna betonte. Und wieder war Zarin Katharina das Beispiel. "Sehen sie doch. Es hat Jahre gedauert, bis die Katharina-Statue in Zerbst stand", warf Prinz Eduard ein. Zugleich forderte er, dass "irgendetwas mit dem Schloss passieren" müsse. Es würde auf die gesamte Region ausstrahlen. Der Wunsch des Prinzenpaares: Das Gebäude für ein historisches Forschungsprojekt nutzen, um die Frauen Anhalts neben Katharina zu betrachten.

Eine dieser Frauen könnte Anneliese Föhse sein. Die Apothekerstochter wurde 1698 die Frau des alten Dessauers - Fürst Leopold I. von Anhalt-Dessau. "Das war damals revolutionär, aber er hat sich durchgesetzt", so Prinz Eduard. Sie empfing ein uneheliches Kind, konnte rechnen. Und: Sie brachte durch die Hochzeit frisches Blut in die Familie.

"Dieses Verhalten konnten sich sonst nur Fürstenkinder leisten", so Prinz Eduard. Doch damit sprach er auch einen Charakterzug der Anhalter an, den er bis heute schätzt. Toleranz. "Das liegt wohl an dieser zentralen Lage in Deutschland, nah an den großen Handelswegen und damit nah am Puls der Zeit."