Erziehung Unterstützung im Alltag
Landrat Uwe Schulze hat sich in Zerbst über die konkrete Arbeit der ambulanten Erziehungshilfe informiert.
Zerbst l „Enttäuschung ist das Ergebnis falscher Erwartungen.“ Das Zitat von Andreas Tenzer hängt im Büro von Annett Bergt, Wiebke Böhme und Nicole Fuchs. Die Drei sind sozialpädagogisch in der ambulanten Erziehungshilfe im Dienst des Diakonischen Werkes im Kirchenkreis Zerbst tätig. Ihr Auftraggeber ist der Landkreis Anhalt-Bitterfeld, der sich als örtlicher Träger der Jugendhilfe zur Erfüllung seiner umfangreichen Aufgaben der Angebote freier Träger bedient.
Grund genug für Landrat Uwe Schulze (CDU), sich vor Ort über die konkrete Arbeit zu informieren, für die der Kreis bezahlt. Mit dabei hat er eine Zusatzvereinbarung zur Leistungs-, Entgelt- und Qualitätsentwicklungsvereinbarung über rund 106.000 Euro, sozusagen die Endabrechnung für die 2017 erbrachten Leistungen.
Gemeinsam mit Dietrich Landmann, dem Geschäftsführer der Zerbster Diakonie, unterzeichnet er das Papier. „Im vergangenen Jahr haben wir zwei Stellen neu besetzt“, erzählt Landmann. Aufgrund der hohen Bewerberanzahl konnte das Stundenkontingent nach Rücksprache mit dem Jugendamt auf 85 Wochenstunden erhöht werden, freut er sich.
Damit sind aktuell drei Mitarbeiterinnen in der ambulanten Erziehungshilfe beschäftigt. „Wir betreuen momentan 14 Familien mit 29 Kindern, davon zwei Familien in Zerbst und dem Umland, die übrigen in Köthen“, erzählt Annett Bergt, die inzwischen seit zehn Jahren in diesem Job tätig ist.
„Angefangen haben wir mit sehr vielen Grundschülern“, berichtet sie von Förderunterricht und Hausaufgabenhilfe. Inzwischen habe sich das verlagert. „Heute brauchen viele Eltern Unterstützung, wenn die Kinder noch sehr klein sind“, sagt sie. „Sie nehmen die Eltern an die Hand, die Hilfe bei der Erziehung brauchen“, formuliert es der Landrat.
„Wir helfen ihnen, einen Kita-Platz zu finden oder begleiten sie auf Ämtergängen“, führt Annett Bergt aus. Auch beim Zusammenleben von Patchworkfamilien oder mit seelisch und geistig behinderten Kindern würden sie unterstützen. Die Eltern melden sich freiwillig oder werden vom Jugendamt vermittelt. „Kindeswohlgefährdung ist ein großes Stichwort“, bemerkt Dietrich Landmann.
Neben der Familienhilfe gehört der Erziehungsbeistand zur ambulanten Erziehungshilfe. Zwei gibt es derzeit in der Diakonie Zerbst. So kümmert sich Sozialpädagogin Wiebke Böhme um einen 20-Jährigen, der als Heimkind aufgewachsen ist und nun in Zerbst lebt. Sie versucht ihm zu helfen, erstmal einen geregelten Tagesablauf zu finden. Das formulierte Ziel ist ein Ausbildungsplatz.
Immer für ein halbes Jahr werden in der ambulanten Erziehungshilfe Ziele gesteckt und schließlich geschaut, was wurde erreicht und was nicht, woran ist weiter zu arbeiten. „Man muss eher mit Frustration umgehen und trotzdem optimistisch bleiben“, meint Dietrich Landmann. Dennoch gebe es immer wieder mutmachende Geschichten. Kleine Erfolgsmomente, wenn sich Kinder aus den Sozialkarrieren ihrer Eltern befreien und nicht ebenfalls arbeitslos werden und von Hartz 4 leben.
„Man muss den Job gerne machen“, sagt Annett Bergt. Und die Erwartungen eben nicht zu hoch ansetzen, um nicht enttäuscht zu werden.