Kreative Denkanstöße Wie die Zerbster Bartholomäikirche mit Dach aussehen könnte und was das Kirchenmanifest damit zu tun hat
Im Zerbster Rathaus dreht sich die neue Ausstellung um die Hof- und Stiftskirche St. Bartholomäi-
Zerbst - Keinerlei Denkbarrieren gab es beim Ideenwettbewerb zur Neugestaltung der Zerbster Hof- und Stiftskirche St. Bartholomäi. Kreativität war vielmehr bei der Aufgabe gefragt, einen Entwurf für den Umbau und die Erweiterung der kriegsbeschädigten Kirche anzufertigen, der eine sinnvolle Neunutzung der jetzigen Ruine und die Ergänzung des fehlenden Daches vorsah.
Dieser Herausforderung stellten sich mehrere internationale Studierende der Hochschule Anhalt, die den Bachelor in Architektur bereits besitzen und sich auf dem Weg zu ihrem Masterabschluss in der Denkmalpflege spezialisieren wollten. Ganz unterschiedlich fielen die einzelnen Visionen aus, wovon sich jeder Besucher des Zerbster Rathauses bis zum 7. Februar 2025 selbst überzeugen kann.
Bis dahin werden dort die insgesamt 21 Beiträge des Wettbewerbs präsentiert, der vom Rotary Club Zerbst ausgerichtet worden war. Eine Jury bewertete und prämierte die Entwürfe, die sich über die beiden Rathausflure verteilen – und erst am Ende wird der Sieger verraten. So kann jeder erst einmal seinen eigenen Favoriten wählen und dann schauen, ob die Jury der gleichen Meinung bei der Vergabe der Platzierungen war.
Kirche neu denken - auch in Zerbst
Aus Sicht von Pfarrer Albrecht Lindemann lassen sich ganz spannende Details in den Entwürfen entdecken. Nicht alles wäre realisierbar, aber Denkanstöße sind es allemal. So hofft er auf Offenheit bei den Betrachtern und auf weitreichendes Interesse. Immerhin: „Kirchen sind Gemeingüter“ – unter diesem Titel veröffentlichten 75 Erstunterzeichner aus verschiedenen gesellschaftlichen Kontexten im Mai 2024 ein Kirchenmanifest, auf das er in dem Zusammenhang gern hinweist.
Mehr als 20.000 Menschen haben online inzwischen den Aufruf zur gesamtgesellschaftlichen Verantwortungsübernahme für die Kirchengebäude im Land unterzeichnet. Hintergrund ist, dass Kirchen zum Kulturerbe gehören, sich die christlichen Gemeinschaften jedoch immer weniger in der Lage sehen, diese zu erhalten. Die Anzahl der Gläubigen nimmt ab, womit die Kirchensteuereinnahmen sinken. Gefordert wird ein Wechsel der Trägerschaft.
Auch das mag manch Rathausbesucher im Hinterkopf haben, der sich die Ausstellung ansieht. Immerhin gehört auch St. Bartholomäi zur Geschichte und zum Stadtbild von Zerbst.