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Lehrermangel in Sachsen-Anhalt Wie steht es um die Unterrichtsversorgung an den Zerbster Schulen?

Lehrermangel, Stundenplankürzungen und Unterrichtsausfall – damit hatten das Zerbster Gymnasium und die Ganztagsschule zuletzt zu kämpfen. Wie sieht es nun aktuell zu Beginn des neuen Schuljahres am Francisceum und an Ciervisti aus?

Von Daniela Apel Aktualisiert: 21.08.2023, 16:10
Für die zehnten Klassen der Zerbster Ganztagsschule Ciervisti  – hier die 10b – hat das Abschlussjahr begonnen. Nur - unter welchen Bedingungen?
Für die zehnten Klassen der Zerbster Ganztagsschule Ciervisti – hier die 10b – hat das Abschlussjahr begonnen. Nur - unter welchen Bedingungen? Foto: Daniela Apel

Zerbst - Sachsen-Anhalts Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) blickt mit Optimismus auf das neue Schuljahr. Grund: Die Unterrichtsversorgung habe sich im Vergleich zu 2022 erhöht. Dennoch bleibe der Lehrkräftebedarf eine der größten Herausforderung, denen sich das Land stellen muss, gesteht Feußner. Wie aber schaut es konkret an den weiterführenden Schulen in Zerbst aus?

Kerstin Görner ist gebremst zuversichtlich. So lässt es sich wohl am besten beschreiben. 610 Schüler zählt das von ihr geleitete Francisceum am ersten Tag des neuen Schuljahres. Es ist eine statistische Momentaufnahme, da neben Abgängen stetig mit Neuanmeldungen zu rechnen ist. Eine Situation, mit der an Ciervisti ebenfalls gekämpft wird.

„Wöchentlich ist mit ein bis zwei neuen Schülern zu rechnen“, so Schulleiterin Kirsten von Mandel. Mit Blick auf die 553 Fünft- bis Zehntklässler zu Beginn befürchtet sie: „Das geht weiter nach oben.“ Zumal dieses Jahr mehr Viertklässler zum Gymnasium gewechselt sind, als zur Sekundarschule. Bereits zum Schulstart wurden an Ciervisti 19 Rückkehrer vom Gymnasium aufgenommen.

Ciervisti: Vorerst kein Mathe in einer zehnten Klasse

Schon jetzt „haben wir mehr Schüler als zum Schuljahresbeginn 2022/23“, blickt Kirsten von Mandel zurück. Damals waren es 543. „Trotzdem wurde die wöchentliche Arbeitszeit unserer zweiten Sekretärin ohne Begründung von 25 auf 21 Stunden herabgesetzt“, kann sie ihr Unverständnis nicht verhehlen.

Neu sei, dass sie fortan über eine Schulverwaltungsassistentin verfügen, deren Aufgabenfeld unter anderem die Erstellung von Statistiken, die Pflege der Schulhomepage und das Führen der Schulkonten umfasst, so von Mandel. Dabei betont sie, dass es sich dabei nicht um Sekretariatsarbeiten handelt. Auch die zweite Hausmeisterstelle wurde gestrichen, wie die Schulleiterin bemerkt. Der Frust über diese Entscheidung ist ihr anzumerken.

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Positiver blickt Kirsten von Mandel auf die aktuelle Unterrichtsversorgung, obwohl diese mit rund 80 Prozent weit unter dem Optimum liegt. Denn es gab bereits schlechtere Zeiten. Gravierendster Einschnitt momentan ist, dass eine der zehnten Klassen nun im Prüfungsjahr vorerst kein Mathe hat. Darüber hinaus musste in einer Achten das Fach Sozialkunde von zwei auf eine Stunde gekürzt werden.

Zerbster Schulleiterin setzt auf Seiteneinsteiger

Zudem könnte keine individuelle Unterstützung für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf angeboten werden, wie ihre Stellvertreterin Heike Spieß erläutert. Gerade in den vier fünften Klassen mit insgesamt 86 Mädchen und Jungen sei der Bedarf vorhanden, beispielsweise aufgrund von Lernschwächen. Ebenfalls nicht abgedeckt werden kann Deutsch als Zielsprache für die ukrainischen Schüler, die an Ciervisti lernen.

Wie Kirsten von Mandel berichtet, umfasst das Kollegium momentan 31 Lehrer. Ab dem Schuljahr 2024/25 wird ein neuer hinzukommen, freut sie sich schon jetzt. Hoffnungsvoll blickt sie auch dem neuen Seiteneinsteiger entgegen. Der bisherige Softwareentwickler, dem mit Mathe, Technik und Physik gleich drei Fächer anerkannt wurden, soll am 1. Oktober 2023 anfangen. Ein weiterer Quereinsteiger wird nach der Probezeit übernommen. Eingesetzt wird der gelernte Koch als Hauswirtschaftslehrer. „Wir versprechen uns viel davon“, so Kirsten von Mandel.

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Neben den drei Schulsozialarbeitern, von denen einer jedoch langzeiterkrankt ist, und einem Lehramtsstudenten, der ein vierwöchiges Hospitationspraktikum absolviert, listet sie die pädagogischen Mitarbeiter (PM) auf. Zwei sind es, wobei einer nur noch bis März im Einsatz ist, wie die Schulleiterin anmerkt. Sie hofft in dem Fall auf Ersatz.

Frabncisceum: Vier fünfte Klassen statt nur drei wie gedacht

In der jüngsten Ausschreibungsrunde zumindest findet sich noch keine zu besetzende PM-Stelle für Ciervisti. Dafür sind gegenwärtig fünf Lehrerstellen für die Zerbster Ganztagsschule ausgeschrieben – darunter die eines Sonderpädagogen sowie eines Geografielehrers, der laut Heike Spieß besonders benötigt wird. Dafür wird sogar mit einem finanziellen Zuschlag geworben. Die Bewerbungsfrist endet am 31. August.

In derselben Ausschreibung des Landes Sachsen-Anhalt findet sich das Francisceum mit zwei Stellen, bei denen ebenfalls ein Bonus winkt, und zwar für die Fächer Ethik sowie evangelische Religion. Bereits zum Schuljahresbeginn konnte das Gymnasium drei neue Lehrkräfte, darunter eine in Teilzeit, verzeichnen, und das für die Fächer Deutsch, Latein, Geschichte und Alt-Griechisch, wie Kerstin Görner erzählt. Sie berichtet von gegenwärtig 45 Stammlehrern und einem Vertretungslehrer, vier Referendaren sowie einem Englisch-Fremdsprachenassistenten, einem pädagogischen Mitarbeiter und der personellen Verstärkung im Fach Religion.

Entsprechend optimistisch sah Kerstin Görner dem neuen Schuljahr entgegen. Allerdings ging sie nach dem Tag der offenen Tür für alle künftigen Gymnasiasten von der Bildung von nur drei fünften Klassen aus. Nach den Anmeldungen im Mai und Juni jedoch war klar, dass nicht um die 80, sondern 94 Viertklässler das Francisceum besuchen werden. Also musste eine weitere Klasse aufgemacht werden, was eineinhalb Lehrerstellen bindet, wie sie ausführt. Auch würden fünf Kollegen berufsbegleitend studieren, womit sich deren Einsatzstunden reduzieren.

Die Unterrichtsversorgung am Francisceum liegt im Augenblick bei 95 Prozent – so die amtlichen Zahlen. „Zum jetzigen Zeitpunkt ist in der Einsatzplanung keine Kürzung im Fachunterricht notwendig“, ist Kerstin Görner froh. Als Grund führt sie die Vorgriffsstunde an. Für Kirsten von Mandel hingegen bringt die zusätzliche Stunde, die jeder Lehrer pro Woche mehr unterrichten muss, in der Praxis nicht wirklich etwas – „außer, dass die Statistik schön ist“.