Strukturwandel Zerbster Frauenkloster ist mit im Rennen bei der Vergabe von Kohlemillionen
Zerbst. „Sollte die Förderung des Klosterkomplexes tatsächlich zum Tragen kommen, hätten wir ein wichtiges Großprojekt auf den Weg gebracht und am Ende städtebaulich mehr erreicht, als zunächst absehbar war“, sagt Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD). Verhaltener Optimismus klingt durch, als er auf die „Kohlegelder“ angesprochen wird, die nach Zerbst fließen könnten. Denn die endgültige Entscheidung ist längst nicht getroffen, aber eine wichtige erste Hürde genommen.
Das einstige Frauenkloster an der Breite gehört zu den sieben Projekten, die der Landkreis gegenüber dem Land jetzt für eine Förderung im Rahmen des Strukturstärkungsgesetzes vorgeschlagen hat. Immerhin 70 Ideen hatten die Kommunen aus Anhalt-Bitterfeld eingereicht.
Hortausbau fällt in erster Runde durch
Zerbst selbst bewarb sich mit zwei Vorhaben. Der Hortausbau in der Grundschule An der Stadtmauer allerdings schaffte es in dieser Runde nicht auf die Empfehlungsliste. „In dieser Kategorie gab es viele ähnliche Projekte, und wir liegen mit unserem auf Platz 4“, betont Dittmann.
„Wir können jedes Jahr nur eine begrenzte Projektanzahl an das Land melden und müssen daher priorisieren“, erklärt Theresa Rienäcker. Sie ist die Projektleiterin bei der Entwicklungs- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft (EWG) Anhalt-Bitterfeld, unter deren Federführung sich ein kreislicher Steuerkreis gebildet hat. Jener prüft die Förderfähigkeit der einzelnen Wunschvorhaben.
Verbesserung der Lebensqualität ist Förderziel
Für die Auswahl des Frauenklosters sprach, dass es als historischer Komplex das Erscheinungsbild der Innenstadt prägt. „Die Sanierung kann einen Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität in Zerbst leisten und die Region für Fachkräfte attraktiv machen, was wir dringend brauchen“, begründet Theresa Rienäcker.
Zwar finden im hinteren Klausurflügel seitens der Stadt längst Umbau- und Instandsetzungsarbeiten statt, um dort künftig neben Archiv und Museumsdepot ebenfalls das Bau- und Liegenschaftsamt unterzubringen. Und auch in den Kasernenanbau investiert der Kreis, um weitere Unterrichtsräume für die Ganztagsschule Ciervisti zu erschließen. Das Augenmerk der laufenden Klosterprojekte liegt allerdings auf Funktionalität und Energieeffizienz.
Hohe Zuschüsse winken den Kommunen
Einzelne Maßnahmen wie beispielsweise die Rekonstruktion des früheren Frauentorturms, die Fassadensanierung der Klosterkirche oder die Wiederherstellung der historischen Außentreppe des Zisterzienserinnenklosters sind derweil bislang nicht vorgesehen. Knapp zwei Millionen Euro wären erforderlich, um diese Details zur Aufwertung des im Kern mittelalterlichen und später barock überformten Gebäudes in Angriff zu nehmen.
Über den Strukturwandel winkt eine hohe Förderquote. Auf 100 Prozent beläuft sich der Zuschuss für 2021, ab 2022 immerhin auf mindestens 90 Prozent. „Ich bin gespannt, ob alle Projekteinreicher auch die notwendige Antragsreife schaffen, denn das erfordert umfängliche Vorleistungen“, sagt Andreas Dittmann. Die Stadt jedenfalls hat ihre Hausaufgaben für die nun vorzubereitende offizielle Antragstellung beim Land gemacht. „Damit sind wir dann entweder als Nachrücker im laufenden Förderjahr oder für das nächste gut gewappnet“, bemerkt der Bürgermeister.
Jedes Jahr bieten sich neue Chancen
Auch die Hoffnung auf eine Förderung des Hortausbaus über den Kohleausstieg hat er noch nicht aufgegeben. „Wir werden die Planung dafür weiter vorantreiben“, berichtet der Rathauschef von der Vergabe entsprechender Aufträge an Fachplaner. Immerhin läuft das Programm zum Kohleausstieg bis 2038. Bis dahin unterstützt der Bund mit rund 40 Milliarden Euro Investitionen in den betroffenen Revieren. 1,68 Milliarden Euro kann Sachsen-Anhalt selbst vergeben.
Das bedeutet, dass sich Kommunen bis zum Ende der Förderperiode regelmäßig im ersten Quartal eines Jahres mit neuen Projekten bewerben und zunächst durchgefallene Vorhaben erneut ins Rennen schicken können. Für den Zerbster Bürgermeister ist dies eine Chance, vielfältige Ideen umzusetzen wie zum Beispiel die Errichtung einer Ausbildungs- und Ausrüstungszentrale für die Feuerwehr auf dem Zerbster Flugplatz.