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  7. Zunehmender Internet-Film-Verleih macht den Videotheken das Leben schwer

Barbara Herfurth, Mitarbeiterin des Videocenters, versucht positiv in die Zukunft zu blicken Zunehmender Internet-Film-Verleih macht den Videotheken das Leben schwer

Von Karolin Aertel 23.01.2012, 05:32

Es gibt kaum einen Lebensbereich, in dem das Internet nicht hineinragt. Der Technik scheinen keine Grenzen mehr gesetzt zu sein - so zum Beispiel beim Filmverleih. Es ist möglich, Filme direkt über den Fernseher aus dem Internet zu laden. Ohne Gang zur Videothek.

Zerbst l Via Fernbedienung in die Videothek? Moderne TV-Geräte mit Internetverbindung machen\'s möglich. "Video on Demand" - zu Deutsch "Video auf Abruf" - nennt sich der Filmverleih im Internet, der sich zunehmender Beliebtheit erfreut. Er funktioniert ähnlich dem Videothek-Prinzip. Der Nutzer sucht sich aus der Produktpalette des Online-Verleihs einen Film aus. Anschließend meldet er sich bei dem Anbieter an, bezahlt und genießt. Alles, ohne einmal von der Couch aufgestanden zu sein. Schnell, unkompliziert und ohne großen Aufwand. Gezahlt wird bequem über PayPal, Bankeinzug oder andere Zahlungsmethoden. Im Gegensatz zur Videothek, wo lediglich das DVD-Cover über die Handlung des Films Auskunft gibt, können sich beim Online-Verleih die Film-Trailer vorher angeschaut werden. Gerade junge, technikaffine Leute sehen darin eine digitale Revolution in Sachen Video-Entertainment.

"Das Internet kann eine ganze Menge, aber es kann eben nicht alles."

Barbara Herfurth, Mitarbeiterin im Zerbster Videocenter

Doch was sagen die heimischen Videotheken zu dieser Entwicklung? Werden sie durch den Internet-Film-Vertrieb bald aus dem Stadtbild verschwunden sein?

"Keinesfalls", meint Barbara Herfurth optimistisch. Die Mitarbeiterin des Zerbster Videocenters findet: "Das Internet kann eine ganze Menge, aber es kann eben nicht alles." Beratung und das Erfüllen konkreter Kundenwünsche bliebe bei einem Online-Filmverleih gewiss auf der Strecke.

"Sehr viele Kunden kommen zu uns und wissen gar nicht genau, was sie eigentlich für einen Film sehen wollen", erzählt die Videotheken-Angestellte. In der Fülle der Angebote sei es gewiss auch nicht leicht etwas zu finden, wenn man wirklich gar keine Vorstellungen hat. "Dann kann ich die Kunden solange beraten, bis wir etwas passendes gefunden haben." Und bisher habe Barbara Herfurth immer etwas gefunden.

Kein Wunder, denn in dem Laden am Frauentor stehen weit mehr als 1000 Medieneinheiten. Viele davon hat sie selbst schon gesehen. Barbara Herfurth schaut in der Woche mindestens drei bis vier Filme, um auf dem laufenden zu sein. Schließlich kämen permanent neue dazu. DVD, Blue-Ray, 3D. Barbara Herfurth hat den Überblick, wo andere ihn längst verloren haben.

Und noch einen Vorteil sieht die junge Frau gegenüber dem Internetverleih: "Wenn es Probleme beim Abspielen eines Filmes gibt, haben die Kunden in einer Videothek einen realen Ansprechpartner", weiß sie die Vorteile hervorzuheben. Wenn das Runterladen aus dem Internet mal nicht funktioniere, stehe der Nutzer zunächst allein da. Er könne sich lediglich an irgendwelche Hotlines wenden. Das wohl bedeutendste Argument gegen den Internetverleih sei jedoch der Preis, findet die junge Frau. Während das Ausleihen im Internet etwa 4 bis 5 Euro kostet, liegt die Zerbster Videothek weit unter dieser Summe. "Das wissen viele Kunden zu schätzen", sagt sie.

Doch so ganz spurlos geht die Entwicklung der Film-Branche an dem heimischen Unternehmen dann doch nicht vorbei. Mit etlichen Angeboten sollen die Kunden auch weiterhin gehalten werden. "Service und zusätzliche Angebote sind das A und O", meint Barbara Herfurth. So werde neben DVDs beispielsweise auch Spiele für Spielkonsolen verliehen, zwei Internetplätze stehen zur Verfügung und auch jede Menge Knabberzeug kann für einen gemütlichen Filmabend mitgenommen werden. Zudem versucht die Videothek auch online auf sich Aufmerksam zu machen. Beispielsweise sei das Videocenter in Sozialen Netzwerken wie Facebook vertreten, erklärt Barbara Herfurth. "Mein Chef veröffentlicht dort regelmäßig die neusten Filme, die wir reinbekommen haben", sagt sie. Auch das sei eben Service.

Was die Videotheken künftig noch alles unternehmen müssen, um die Abwanderung ins Internet zu verhindern, ist ungewiss. Fakt ist jedoch, ein nettes Lächeln und ein paar freundliche Worte, gibt es im Internet nicht.