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Fußball Niegripp glückt mit Derbypunkt Sprung an die Spitze

Niegripps Landesklasse-Fußballern verhilft ein Punkt zum Sprung an die Spitze. Moralischer Sieger des 2:2-Unentschiedens sind aber die Gäste aus Güsen/Parey.

Von Björn Richter 06.11.2023, 18:37
Carl Brenner (v.) und die Spg. Güsen/Parey wussten, worauf es im Derby ankommt. Die Niegripper um Jonathan Kliche (r.) suchten dagegen vergeblich nach spielerischer Souveränität und vor allem ihrer Einstellung.
Carl Brenner (v.) und die Spg. Güsen/Parey wussten, worauf es im Derby ankommt. Die Niegripper um Jonathan Kliche (r.) suchten dagegen vergeblich nach spielerischer Souveränität und vor allem ihrer Einstellung. Foto: Björn Richter

Niegripp. - Andreas Vogel hat auf seine Frage keine eindeutige Antwort erhalten. „Und jetzt ein Kabinenfoto, oder“, hatte der Offensivroutinier der Spielgemeinschaft Güsen/Parey nach dem Schlusspfiff vom Sonnabend unter den Teamkollegen angeregt. Diesen schien es aber offenbar doch zu vermessen, das 2:2-Unentschieden im Gastspiel der Fußball-Landesklasse 2 bei der SG Blau-Weiß Niegripp mit einem Jubel-Schnappschuss im gegnerischen Sozialtrakt zu würdigen. Doch in der Bewertung, wer sich zum moralischen Sieger des Unentschiedens erheben durfte, konnte es keine zwei Meinungen geben. Sah auch die Gegenseite so: „Am Ende müssen wir uns sogar glücklich schätzen. Güsen/Parey hat den Erfolg einfach mehr gewollt“, sah Niegripps Trainer Thomas Seidelt sein Team trotz zweimaliger Führung mit einem blauen Auge aus dem Duell hervorgehen.

Letztlich dürften die Gastgeber problemlos ihren Frieden mit dem Ausgang des Nachmittags gemacht haben. Immerhin verhalf der Zähler der SG Blau-Weiß im Nachgang zur Übernahme der Tabellenführung, da Arminia Magdeburg zeitgleich mit 1:4 im innerstädtischen Vergleich beim Post SV patzte. Derby hier, Derby da – dem 10. Spieltag der Staffel 2 schienen längst nicht alle derart große Bedeutung beigemessen zu haben wie die Spielgemeinschaft. Schon in der Vorbereitung auf den Sonnabend hatte Trainer René Bonitz das große Knistern unter seinen Schützlingen festgestellt: „Wer die Jungs in der Trainingswoche erlebt hat, wie sie selbst da die Zweikämpfe geführt haben, konnte erahnen, was wir uns vorgenommen hatten. Niegripp mag nach den letzten Wochen mental obenauf gewesen sein, aber dieser Vorteil hat im Spiel überhaupt keine Rolle gespielt.“ Dabei schien die Partie vor 70 Zuschauern zunächst sehr wohl entsprechend der Rollenverteilung zu verlaufen.

Rund eine halbe Stunde lang beharkten sich beide Seiten ohne nennenswerten Ertrag. Dann brachte ein langer Ball die Gäste in arge Bedrängnis, so dass Tim Lehmann im eigenen Strafraum nur auf Kosten eines Foulspiels klären konnte. Kevin Schröck trat für die Platzherren zum Strafstoß an, zielte aber etwas zu genau und jagte den Versuch an den Pfosten (34.). Niegripp blieb jedoch am Drücker und wurde belohnt: Nach Freistoßvorlage von Tobias Endert legte Ole Sandmann mit viel Übersicht per Kopf für Matthias von der Weth auf, der den Ball nur noch über die Torlinie drücken musste.

Trotz der 1:0-Führung suchte die Sportgemeinschaft insgesamt vergeblich nach ihrem fußballerischen Selbstverständnis der bisherigen Hinrunde. Seidelt kritisierte: „Von Automatismen war nicht viel zu sehen. Wir haben im Spielaufbau relativ planlos agiert.“ Die Gegenseite hatte freilich zur Pause nur einem Problem mit dem Ergebnis und kam dann auch mit neuem Schwung aus der Kabine. Das immer offensichtlichere Plus an Zielstrebigkeit und Griffigkeit zahlte sich aus, als Alexander Röwer aus der zweiten Reihe abzog und der Ball noch entscheidend abgefälscht im Gastgebernetz landete (54.).

Weiterhin konnte sich das Momentum aber nicht für eine der beiden Seiten entscheiden. Wiederum zehn Minuten später hebelte erneut ein langer Ball die Defensive der Spielgemeinschaft aus. Jonathan Kliche behauptete den Ball auf dem linken Flügel stark, von wo aus Endert die Eingabe brachte, die Lehmann unglücklich ins eigene Tor beförderte. Schwacher Trost für den Pechvogel: In seinem Rücken hätte Jay Emig die Einladung zum 2:1 wohl auch nicht ausgeschlagen.

Güsen/Parey tat jedoch das einzig Richtige, zog sich fortan an jedem gewonnenen Zweikampf oder gegebenem Einwurf hoch – und der Trainer bewies Mut zum Risiko. Für Vogel als eingewechselten Ballmagneten im Sturmzentrum speckte Bonitz die Vierabwehrkette zum Trio ab. Der wütende Sturmlauf drohte in den letzten zehn Minuten jedoch abzuflauen, als der quirlige Mohammed Cedi Kamara noch einen Freistoß in zentraler Position herausholte. Anton Liebe probierte es aus der Distanz, von der Weth stoppte unfreiwillig mit einer eigentümlichen Hand-Fuß-Kombination und Röwer jagte das herrenlose Spielgerät abermals in die Maschen (90.). Mit dem 2:2 konnten alle Beteiligten offenbar gut leben, denn in der Nachspielzeit ging keine der beiden Seiten noch ein erhöhtes Risiko ein. Das dürfte sich gewiss ändern, wenn es auf dem Pareyer Sportplatz am Sonnabend, 18. November, zum schnellen Wiedersehen im Kreispokal-Viertelfinale kommt.

Niegripp: Heilmann – Schröck (46. N. Endert), Hennig (77. Schuh), T. Endert (67. Kramer), Eschner, Beinarovics, Sandmann, Armbruster (62. Enke), von der Weth, Emig (66. Peseke), Kliche

Güsen/Parey: Lepper – Buchheim, Lehmann (81. Vogel), Brenner (76. Kohlberg, 88. Tschimmel), A. Liebe, Döbberthin, Mittag, Röwer, Seyffert, Lüdersdorf, Kamara

Tore: 1:0 Matthias von der Weth (37.), 1:1 Alexander Röwer (54.), 2:1 Tim Lehmann (64. Eigentor), 2:2 Alexander Röwer (90.); SR: Jan Reinecke (Seehausen/Altm.); ZS: 70