Nedlitzer feiern Premiere Lichter, Nebel und Rauch in der Luft
Bei der ersten Rauhnachtwanderung der Interessengemeinschaft „Nedlitz trifft sich“ werden alte Sagen erzählt und Rituale leben auf, um für ein mystisches Erlebnis zu sorgen. Doch was hat es eigentlich mit diesen Rauhnächten auf sich?
Nedlitz. - Um den Jahreswechsel herum, wird in unserer Region zu verschiedenen Wanderungen eingeladen. Dorfgemeinschaften treffen sich zu Neujahrs- und Winterwanderungen oder Vereine laden zu Grünkohlwanderungen etc. ein. In Nedlitz erlebte eine Rauhnachtwanderung ihre Premiere. Zu dieser hatte die Interessengemeinschaft „Nedlitz trifft sich“ eingeladen. Nach dem „normalen“ Wandern und einer „Morgentauwanderung“ sollte eine Tour diesmal in den Abend münden und da kam die Idee, die „Rauhnächte“ zu nutzen.
Für wen sich das mystisch anhört, liegt richtig. Um die sogenannten „Rauhnächte“ ranken sich viele Mythen, es gibt allerlei Bräuche und Rituale. Der Trend ist da, dass den Rauhnächten wieder mehr Beachtung geschenkt wird, dass alte Traditionen aufleben. Die Rauhnächte beginnen am 25. Dezember und dauern bis zum 6. Januar. Für die zwölf Nächte gibt es im Volksmund unterschiedliche Namen: Raunächte, Zwölf-, Los-, Unter-, Weihe-, oder Zwischennächte zum Beispiel.
Mystische Rauhnacht in Nedlitz: Den Ahnen und Geistern nahe
In diesen zwölf Nächten „zwischen den Jahren“ - es gab eine Zeit mit unterschiedlichen Neujahrsterminen, als der gregorianische Kalender eingeführt wurde, aber protestantische Christen sich noch nach dem Julianischen Kalender richteten - stehen die Tore zur Anderswelt weit offen, heißt es, und, dass es in dieser Zeit besonders leicht ist, mit Ahnen, Engeln und Göttern Kontakt aufzunehmen. Die Grenze zum Geisterreich galt als verschwommen.
Botschaft für neues Jahr wird in der Rauhnacht festgelegt
Während dieser „heiligen“ oder „magischen“ Nächte wollten die Menschen früher die bösen Geister abwehren. Sie baten um Schutz und Segen für Haus, Hof und die Familie. Die Rauhnächte hießen ursprünglich auch „Rauchnächte“, weil in dieser Zeit mit Kräutern geräuchert wurde, um die bösen Geister zu vertreiben und segenbringende Geister willkommen zu heißen. Das ganze Haus, die Ställe oder auch rund um das Grundstück wurde oft alles ausgeräuchert. Interessante Regeln sind überliefert: Das Haus durfte nicht unordentlich sein. Es war verboten, Wäsche zu waschen und zum Trocknen aufzuhängen, denn Wäsche an der Leine könnte von wilden Reitern gestohlen und als Leichentücher verwendet werden oder wilde Geister könnten sich in der Wäsche verfangen und böse werden… Auch das Kartenspiel war mancherorts untersagt.
Was in einer Rauhnacht geschah, wurde zur Botschaft für einen Monat des neuen Jahres. Das Verbrennen von Wünschen für das kommende Jahr wird heute in der Form nachempfunden, dass zum Beispiel Dinge, die jemand loslassen will, aufgeschrieben und die Zettel dann verbrannt werden. Bei der Nedlitzer Rauhnachtwanderung war es Ingo Stahr, der den Teilnehmern einiges über die Rauhnächte erzählen konnte. Er hatte auch eine Räucherschale dabei und ging herum und voran, um den Rauch seiner Mischung aus Kräutern zu verbreiten.
Organisatoren begeistert: Mehr 70 Teilnhemer kommen zur Rauhnachtwanderung Nedlitz
73 Teilnehmer hatten sich zur Wanderung am Nedlitzer Eckernkamp getroffen. Mit solchem Zuspruch hatte das Organisationsteam überhaupt nicht gerechnet. Nicht nur Nedlitzer kamen, sondern viele Leute aus dem Umkreis. Die Initiative oder Arbeitsgruppe war ursprünglich ins Leben gerufen worden, um sich für das Dorfleben in Nedlitz einzusetzen und die ein oder andere Veranstaltung für den Ort, für die Nedlitzer zu organisieren. Umso größer war die Überraschung, dass das Interesse so stark war.
Vom Eckernkamp aus ging es zunächst zum Teufelstein. Linda Hänsel vom Organisationsteam machte mit der Sage vertraut. Weiter führte die Strecke zum Seufzersee. Den Weg dorthin und die Umrisse des trocken gefallenen Gewässers hatten Rosi Eichhorn und ihre Kinder mit Laternen und Sternen beleuchtet. Eine Feuerschale spendete Licht und Wärme. Katrin Puls wusste die Sage zum Seufzersee zu erzählen. Die Stimmung mit den Lichtern, dem Geruch der Kräuter und dem Nebel, der sich mit der Dunkelheit vermischte, konnte nicht mystischer sein.
Zurück am Eckernkamp lud Gastwirtin Eveline Krüger noch zum Verweilen ein. Sie hatte extra für die Veranstaltung geöffnet und eine kleine Karte zusammengestellt, damit sich die Rauhnachtwanderer stärken konnten. Viele blieben noch ein wenig beieinander, um sich auszutauschen und den stimmungsvollen Abend ausklingen zu lassen. Die nächste Aktion der Arbeitsgruppe „Nedlitz trifft sich“ ist schon in der Planung.