Wahl „Magdeburger des Jahres“ Die Magdeburger Weihnachtsfrau für bedürftige Kinder
Weihnachten im Schuhkarton - die Aktion ist in Magdeburg ganz fest mit einer Frau verbunden: Christine Preetz. Sie kümmert sich seit mehr als 20 Jahren um Kinder und steht nun zur Wahl zum „Magdeburger des Jahres“ 2022.
Magdeburg - Ein liebevoll gestalteter Karton voll mit Spielen, warmen Klamotten, Süßigkeiten und bunten Überraschungen – was den meisten Kindern an Weihnachten ganz gewöhnlich erscheint, ist für andere Kinder die große Ausnahme. Deswegen unterstützt Christine Preetz seit 1999 die bundesweite Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“ und war die erste Annahmestelle in Magdeburg.
Während heute bis zu 40 Magdeburger Teil der vorweihnachtlichen Aktion geworden sind und über 2000 Pakete jährlich gesammelt werden, hat Christine Preetz vor 23 Jahren ganz alleine in Magdeburg angefangen kleine Schuhkartons zu packen und zu sammeln. „Ich arbeitete Teilzeit und meine Kinder waren noch klein. Da habe ich noch eine Beschäftigung für den Herbst gesucht und bin über ein Kirchenheft darauf aufmerksam geworden“, erzählt sie.
Die Suche nach einer sinnvollen Beschäftigung, wenn der Garten im Winter nicht so viel Pflege braucht, sei aber nicht der einzige Grund gewesen: „Ich kam auch dazu, weil ich gemerkt habe, wie viel wir besitzen. Meine Kinder waren erst drei Jahre alt und trotzdem waren die Zimmer so voll, dass ich allen Verwandten und Freunden gesagt habe, dass sie nichts mehr schenken sollen.“
Weihnachten im Schuhkarton: Pakete und Helfer werden jährlich mehr
Im ersten Jahr seien es 390 Kartons gewesen – dann jedes Jahr stetig mehr. Sie habe im Freundeskreis, in der Gemeinde und in den Kindergärten ihrer Zwillinge dafür Werbung gemacht und so mehr Reichweite für ihr Anliegen bekommen – bis heute ist sie der Kopf dieses Magdeburger Netzwerks. Zuerst seien jährlich mehr Kartons bei ihr angekommen, nach ein paar Jahren kamen Annahmestellen für die Pakete in der ganzen Stadt dazu. „Ich habe die Pakete erst im Keller gesammelt, mittlerweile muss die Scheue dafür genutzt werden“, sagt die 59-Jährige.
Christine Preetz scheint nach 23 Jahren immer wieder gerührt davon zu sein, wie gerne die Menschen teilen: „Oft bringen Leute, die selbst nicht viel Geld haben, noch etwas Schokolade vorbei oder stricken das ganze Jahr Socken, die ich dann noch in die Päckchen legen kann.“
In ihrer Scheune in Alt-Olvenstedt sammelt sie nämlich nicht nur die Pakete, sondern nimmt jedes einzelne Geschenk genau unter die Lupe: Sind die Gegenstände auch wirklich alle einwandfrei? Ist in allen Schuhkartons gleich viel Inhalt? Ist der triste Karton auch wirklich schön weihnachtlich gestaltet oder muss vielleicht noch ein buntes Bändchen darum?
Ein Besuch in Weißrussland, wo die Pakete unter anderem ankommen, war für Preetz diesbezüglich ein prägendes Ereignis: „Die Regierung regelt dort, dass jedes Kind nur einmal im Leben so ein Geschenk zu Weihnachten bekommt.“ Umso wichtiger sei ihr geworden, dass sich das Auspacken des Päckchens auch richtig lohnt und ein besonderes Ereignis ist.
Aber längst sei es auch für sie ein Ereignis im Jahr geworden, dass sie nicht mehr missen wolle: „Der finale Pack-Tag ist besonders schön. Dann kommen Freunde, Helfer und die Familie bei uns in der Scheune zusammen. Jeder hat seine Aufgabe, alle freuen sich und mittags grillen wir zusammen.“
Weihnachten im Schuhkarton: Ideen für Engagement noch nicht ausgeschöpft
Sie habe nie darüber nachgedacht, damit aufzuhören – auch wenn das längst nicht ihr einziges Hobby und Ehrenamt ist: „Ich spiele Trompete im Posaunenchor, bin im Vorstand des Laurentiusvereins, nähe gerne und mein Mann und ich imkern seit einigen Jahren“, erzählt Preetz mit einer Selbstverständlichkeit, als sei das ein gewöhnliches Pensum, das neben einem Teilzeit-Job erledigt wird. „Ich habe einfach so viele Ideen.“
Neben den vielen Ideen hat sie aber vor allem eine Sache: Gerechtigkeitssinn. „Ich kaufe immer etwas mehr ein, als wir brauchen. Schokolade beispielsweise packe ich dann noch in die Kartons dazu, andere Lebensmittel bringe ich das ganze Jahr über regelmäßig zur Tafel“, erklärt die Magdeburgerin.
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Der Antrieb für ihr Engagement sei das Teilen: „Wir sind von Wohlstand gesegnet und geben nur einen Bruchteil von dem ab, was wir besitzen.“ Sie wünsche sich deswegen, dass mehr Menschen ein Bewusstsein dafür entwickeln, wie gut es ihnen eigentlich geht. „Es ist üblich geworden, sich immer nach Oben zu vergleich und zu schauen, was man nicht hat. Dabei sollten wir eher darauf achten, dass es anderen Menschen sehr viel schlechter geht“, erklärt Preetz.
Weihnachten im Schuhkarton: Sammelstelle im Blick
Über die vielen Jahre ihres Engagements konnte sie aber schon einige Menschen treffen, die ähnliche Werte haben, wie Preetz selbst. „Ich habe mal eine Frau getroffen, die sich zum Geburtstag keine Geschenke, sondern von allen Freunden einen Schuhkarton gewünscht hat. Die hat sie dann gesammelt bei mir abgegeben“, erzählt Christine Preetz.
Erfahren Sie hier mehr zur Wahl "Magdeburger des Jahres" 22 und zu allen Kandidaten.
Von Erlebnissen wie diesen zehre die 59-Jährige, die immer wieder betont, dass sie nur das Nötigste tut und nicht alleine für den Erfolg verantwortlich ist: „Ohne meine Familie und die ganzen Helfer würde ich das niemals schaffen.“ Nächstes Jahr feiert sie Jubiläum – dann ist sie zum 25. Mal Sammelstelle für „Weihnachten im Schuhkarton.“
Über Christine Preetz
Alter/Familienstand/Kinder: 59/verheiratet/zwei Kinder (Zwillinge)
Beruf/Tätigkeit: Medizinisch-technische-Assistentin im Labor bei der Pfeifferschen Stiftung
Das mag ich an Magdeburg: Ich liebe den Dom und bin auch sehr stolz darauf, ihn als Wahrzeichen der Stadt zu haben. An Alt-Olvenstedt liebe ich den Dorf-Charakter.
Hier kann Magdeburg noch besser werden: Mir fehlen idyllische Ecken in der Stadt. Ein bisschen mehr Altstadt wäre schön. Außerdem könnten die Radwege besser ausgebaut sein.
Magdeburg ist in zehn Jahren: Hoffentlich befreit von all den Baustellen und so besser zugänglich für alle Verkehrsteilnehmer.
Das sagt Susanne Eberling als enge Freundin und Helferin der Aktion über sie: „Sie hält das Netzwerk der Aktion in Magdeburg zusammen, ist immer für alle ansprechbar. Ich bewundere, wie sie das ganze Jahr über an fremde Kinder denkt.“