Wahl „Magdeburger des Jahres“ Neue Glocken für den Dom - ein junger Verein schafft Historisches
Seit 2018 engagiert sich der Magdeburger Domglockenverein für eine Vervollständigung des Domgeläuts. Jetzt stehen drei Mitglieder stellvertretend für den Verein zur Wahl zum „Magdeburger des Jahres“ 2022.
Magdeburg - Er ist noch ein verhältnismäßig junger Verein. Und dennoch hat er bereits Historisches erreicht: den ersten Neuguss einer Glocke für den Magdeburger Dom seit mehr als 320 Jahren. Und der Verein Domglocken Magdeburg hat noch viel mehr vor! Vorsitzender Andreas Schumann, zweiter Vorsitzender Martin Groß sowie Schriftführer Johannes Sattler, der viel Öffentlichkeitsarbeit geleistet hat, stehen hier stellvertretend für die ebenso sehr engagierten Vorstandsmitglieder Rainer Kuhn, Marc Melzer, Isabel Tönniges und die im Sommer verstorbene Ankristin Wegener sowie die vielen rührigen Vereinsmitglieder.
Zwölf Glocken soll Magdeburgs Wahrzeichen bekommen. Oder wie es die Vereinsmitglieder sagen: ein Geläut, das der Bedeutung der Kathedrale angemessen ist. Also sollten zu den vier verbliebenen Glocken im Dom acht neue hinzu kommen. Das ist die Idee, mit der der Verein nach knapp dreijähriger Vorarbeit offiziell im Jahr 2018 startete. Die Zahl zwölf hat dabei übrigens einen biblischen Hintergrund: zwölf Apostel – zwölf Glocken.
Magdeburger Domglockenverein stößt auf großen Zuspruch
Einst noch mit einer überschaubaren Menge an Mitgliedern, mauserte sich der rührige Verein über die Jahre, sammelte fleißig Spenden für seine Idee ein. Mit dem Vorhaben stießen die engagierten Mitglieder auf Zuspruch. Die Zahl der Mitglieder wuchs auf aktuell mehr als 230, private wie auch öffentliche Spenden flossen auf das Konto des Vereins. Bis heute sind es mehr als 600.000 Euro.
Die größte Unterstützung erhielt der Verein bislang von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung mit der Sparkasse MagdeBurg. Aber auch sehr viele private Spender identifizieren sich mit dem Projekt und unterstützen es finanziell, teilweise mit fünfstelligen Beträgen. „Wir sind dankbar für jede Unterstützung, die wir bekommen. Und für jedes Mitglied in unserem Verein – denn wir wollen ein großer Kulturverein werden. Je mehr Mitglieder wir sind, auf umso mehr Schultern verteilt sich unser Projekt“, sagt Vereinsvorsitzender Andreas Schumann.
Den ersten Meilenstein erreichte der Verein im Jahr 2019. Dank Spenden konnte die verbliebene Glocke „Dominica“ repariert werden. Unter großem Interesse traf die Glocke im Dom wieder ein, steht seither im Domschiff und zeugt von der fleißigen Arbeit der Vereinsmitglieder.
Magdeburger Dom: Erster Glockenguss nach 320 Jahren
Im Jahr 2022 dann der große Wurf: Mit der reichlich zwei Meter großen „Amemus“ wurde die erste Glocke für den Dom seit mehr als 320 Jahren neu gegossen. Ein wahrlich historischer Moment, der im Dom mit einem Festakt gefeiert wurde. Kurz darauf, ein wenig unter dem öffentlichen Radar, wurde noch im Oktober mit der „Benedicamus“ eine zweite Domglocke neu gegossen. Und bis zum Frühjahr 2023 sollen fünf weitere Glocken neu gegossen werden, die bereits komplett finanziert sind.
Zu Ostern, eventuell auch früher, sollen auch die neuen Glocken im Dom zu bewundern sein. Gegossen werden übrigens alle neuen Glocken in der Glockengießerei Bachert. Denn für den Verein war und ist es wichtig, dass alle neuen Glocken eine gewisse „Geschwisterlichkeit“ aufweisen.
Dann fehlt nur noch die größte Glocke des zukünftigen Geläuts: die „Credamus“. Rund 14 Tonnen wird sie wiegen. Nach einer Kostenschätzung wird sie fast eine halbe Million Euro kosten. Hier ist der rührige Verein noch immer auf Spenden angewiesen.
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Die Vereinsmitglieder hoffen, dass die Glocken, die dann im Domschiff präsentiert stehen, noch eine Initialzündung geben, um auch das Geld für die letzte Glocke zu erhalten. Die „Credamus“ wird dann die größte Glocke Mitteldeutschlands und die zweitgrößte Glocke Deutschlands sein. Die größte, die Petersglocke, hängt im Kölner Dom.
Ziel des Magdeburger Domglockenvereins: 2025 sollen alle Glocken fertig sein
Wenn alles gut läuft, verfügt der Dom dann 2025 über insgesamt zwölf Glocken inklusive Dachreiterglocke „Orate“ mit einem Gesamtgewicht von 42 Tonnen und hätte damit nach dem Kölner Dom das schwerste Geläut aller Kirchen in Deutschland.
Das Vordringlichste ist im Moment, den Nordturm des Doms so herzurichten, dass hier die drei historischen großen Glocken und die neu gegossene „Amemus“ hängen und geläutet werden können. Im Südturm sollen später die anderen neuen Glocken ihren Platz finden.
Die Herrichtung der Glockentürme ist allerdings Sache der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt als Eigentümerin des Doms. „Hier brauchen wir Unterstützung vom Land und vom Bund. Denn das ist eine Aufgabe, die wir als Verein nicht schultern können“, so Andreas Schumann. Hier gehe es um siebenstellige Beträge, denn die Domtürme müssten in die Lage versetzt werden, die Glocken auch aufzunehmen. Vereinsvorsitzender Schumann könnte es sich aber auch vorstellen, dass Baufirmen der Kulturstiftung Unterstützung anbieten, um sie in der Aufgabe zu entlasten.
Erfahren Sie hier mehr zur Wahl "Magdeburger des Jahres" 22 und zu allen Kandidaten.
Ein wünschenswertes Ziel des Domglockenvereins ist es, dass im Jahr 2023 mit den Arbeiten am Nordturm begonnen werden kann und spätestens im Jahr 2025 dort die Glocken hängen werden. Dann wäre der Südturm an der Reihe.