SWM steigen bei Stromversorgung Zerbst ein / Weitere Kooperationen und Beteiligungen? Städtische Werke Magdeburg setzen Expansionskurs in Sachsen-Anhalt fort
Die Städtischen Werke Magdeburg wachsen in die Fläche Sachsen-Anhalts: Nach der Anteilsübernahme an den Stendaler Stadtwerken 2002 wurde gestern die Übernahme von 30 Prozent an der Stromversorgung Zerbst GmbH Co. KG bekanntgegeben.
Zerbst/Magdeburg l Die E.ON Avacon AG hat ihre 30 Prozent Anteile an der Stromversorgung Zerbst GmbH Co. KG (SVZ) an die Städtischen Werke Magdeburg (SWM) verkauft. Der Helmstedter Konzern hatte im Zuge eines "Strategie-Checks" beschlossen, seine seit 18 Jahren bestehende Beteiligung an der SVZ abzugeben. Strategisch günstigster Käufer waren aus E.ON-Sicht die SWM. An diesen ist E.ON mit 26,66 Prozent beteiligt.
"Wir blicken auf eine erfolgreiche und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der SVZ und der Stadt Zerbst zurück. Daher fällt uns der Ausstieg nicht leicht", erklärte Matthias Herzog, Netzvorstand von E.ON Avacon, gestern in Zerbst. Allerdings sei E.ON künftig über seine Beteiligung an den SWM auch an der SVZ beteiligt. "Wir wandeln uns sozusagen von der Mutter zur gütigen Großmutter", meinte der Manager gestern.
Die SVZ ist zu 70 Prozent Tochterunternehmen der Stadtwerke Zerbst. Die SVZ hat 2010 rund 113 Millionen Kilowattstunden Strom durch ihr Netz zu insgesamt rund 9000 Tarif- und Sonderkunden geliefert. Für 2011 wird ein ähnliches Resultat angestrebt. Das Netz wird aus rund 175 Kilometern Nieder- und Mittelspannungsleitungen gebildet sowie den dazugehörenden Stromübernahmestationen, Schaltstationen, Transformatoren und Verteilerschränken.
Zum Kaufpreis wollten sich gestern weder E.ON-Vorstand Herzog noch der Sprecher der SWM-Geschäftsführung, Helmut Herdt, äußern. "Wir haben uns auf einen fairen Ertragswert geeinigt", so Herdt.
Die SWM-Geschäftsführung definiere "das Wachstum der Unternehmensgruppe im Wesent- lichen durch den Erwerb weiterer Kooperationen und Beteiligungen, insbesondere in Sachsen-Anhalt". Die Beteiligung an der SVZ sei ein weiterer, wichtiger Schritt. Das SWM-Know-how gerade im Vertriebsbereich werde sich positiv auf die weitere Entwicklung der SVZ auswirken.
Herdt äußerte sich erfreut, nach der bereits 2002 erworbenen Beteiligung an den Stadtwerken Stendal im Norden Sachsen-Anhalts nunmehr im Süden "die erfolgreiche Wachstumsstrategie fortzusetzen". Es sei "aktuell keinesfalls selbstverständlich", angesichts zunehmender Rekommunalisierungsbestrebungen "Lösungen wie diese hier so auf den Weg zu bringen".
Zur SWM-Unternehmensgruppe gehören neben den Netzgesellschaften SWM Netze und HSN Magdeburg (Hochspannungsnetz-unternehmen gemeinsam mit E.ON Avacon) die Abwassergesellschaft Magdeburg sowie acht weitere Beteiligungsgesellschaften, die unmittelbar im Energieversorgungs- und Entsorgungsgeschäft sowie im Energiedienstleistungsbereich tätig sind.
Die SWM begründen den Einstieg in die SVZ mit ihrem allgemeinen Expansionsbestreben, mit dem weiter steigenden Wettbewerbsdruck im Energiesektor, aber auch mit der Notwendigkeit, leistungsfähige Unternehmen hinsichtlich der neuen Anforderungen an Energienetzbetreiber zu verbünden.
Das gemeinsame Unternehmen HSN sei ein Beispiel guter Zusammenarbeit von E.ON und SWM, um "die Herausforderungen der Energiewende zu meistern. E.ON Avacon und SWM sehen die Notwendigkeiten der Zukunft, in Netzausbau zu investieren. E.ON Avacon begrüße zudem das klare Bekenntnis Sachsen-Anhalts, erneuerbare Energien breit zu etablieren. Darauf werde E.ON Avacon in den nächsten zehn Jahren mit Investitionen von rund 150 Millionen Euro in das Hochspannungsnetz antworten", betonte Vorstand Herzog.
Der Zerbster Stadtrat hat der Übertragung der Geschäftsanteile von E.ON auf die SWM einstimmig zugestimmt. "Die SWM haben einen außerordentlich guten Ruf", betonte der Zerbster Bürgermeister Helmut Behrendt. Andreas Dittmann, Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der Stadtwerke Zerbst, betonte, die Stadt rechne mit Vorteilen für die Kunden in Zerbst, wenn die SWM-Kompetenz helfe, den Vertrieb zu optimieren, regenerativen Strom zu liefern oder Großkunden verbesserte Vertragsmodelle anbieten zu können.