Aktueller Brückenbauplatz in Elbe-Parey hat eine lange Geschichte vorzuweisen 1842 bis 2012 - Die Laufstege in Güsen und Umgebung im Wandel der Zeit
Die alte Güsener Brücke ist der aktuelle Brückenbauplatz in der Gemeinde Elbe-Parey. Sie hat eine lange Geschichte vorzuweisen.
Parey/Güsen l Am Anfang der nachweisbaren Brückengeschichte befand sich an diesem gut für einen Übergang über die Ihle geeigneten Platz eine Zerben-Güsener Brücke. Der Weg von Parey nach Güsen führte über die Pareyer Brücke. Nach einem Urmesstischblatt von 1842 lag sie unterhalb eines Sees.
Karl-Heinz Eigner beschreibt diese Ihlebrücke nach einer Darstellung: "Der untere Teil bestand aus Gusseisen, der obere wahrscheinlich aus Winkeleisen, das Geländer war genietet." Es handelte sich also nicht um eine Holzbrücke. Der Wegfall dieser Brücke beim Bau des Ihlekanals 1865 bis 1871 sorgte für den jetzigen Verlauf der Güsener Chaussee. Dann kamen Übergänge aus Holz in Mode. Neun hölzerne Brücken führten vor deren Kanalisierung über die Ihle (siehe Infokasten).
Beim Bau des Ihlekanals lösten massive Bauwerke die hölzernen Brücken ab. Die Brückenträger bestanden aus parallelen Gitterträgern, die einen doppelten Holzbelag trugen. An den Widerlagern waren hölzerne Leitrollen zum Schutze der Treidelleinen der Bomätscher (Treidler) angebracht. Dass auf dem Ihlekanal bis Mitte der 1930er Jahre getreidelt wurde, berichtete der Pareyer Otto Behrend.
Im Schifffahrtskalender werden 1935 zwölf Ihlekanalbrücken aufgeführt (siehe Infokasten). Eine davon war die Straßenbrücke Parey-Güsen, die auch "Lucken Brücke" genannt wurde. Diesen Namen verdankt sie den in unmittelbarer Nachbarschaft angelegten, etwa 100 Jahre bestehenden Ziegeleien der Familie Lucke.
Die zurzeit genutzte Brücke, eine 2011 übergebene Stahlfachwerkbrücke, ist eine Behelfsbrücke. Ihre Nachfolgerin, die Stabbogenbrücke B 10, wurde vor kurzem über den Kanal geschoben. Sie soll im Oktober die Behelfsbrücke ablösen.
Ganz sicher war die Holzbrücke über die Ihle nicht die erste, denn die Wegeverbindung zwischen den Dörfern Zerben und Güsen ist uralt. Gehörten doch zum von Plothoschen Gut Zerben bis 1835 ein Vorwerk Güsen und ein Herrenhaus. Abgelöst wurde die Flussbrücke bei der Kanalisierung auch hier durch eine der für den Kanalbau Ende des 19. Jahrhunderts typischen Brücke.
Der Ausbau großer Strecken des Ihlekanals und des Plauer Kanals zum Elbe-Havel-Kanal und ihre Verbindung durch den Pareyer Durchstich in den 1920 und 30er Jahren zogen eine Anpassung der Brücken nach sich. Dass im September 1937 der Neubau einer Stahlfachwerkbrücke an der Ziegelei Lucke zum Abschluss gelangen würde, berichtet ein Beitrag in "Jerichower Land und Leute". Durch den Bau hatte sich eine wesentliche Abflachung des ursprünglich rechtwinkligen Straßenbogens durch die längere, etwas schräg gelegte rund 55 Meter lange Brücke ergeben.
Nach ihrer Sprengung im Mai 1945 entstand eine Holzbrücke. War doch Güsen mit seiner Bahnstation an der Hauptstrecke Berlin-Magdeburg vor allem für den Post-, Fracht- und auch für den sich wieder belebenden Reiseverkehr wichtig. Der Güsener Chronist Eigner nennt als Fertigstellungstermin für die Holzbrücke den Januar 1946. Vor ihrer Inbetriebnahme wurde mit einem Handkahn übergesetzt. Fuhrwerke konnten zwischen Zerben und Güsen bereits ab Herbst 1945 über eine hölzerne Behelfsbrücke über den Ihlekanal-Altarm und die Schleusenbrücke fahren. Die Güsener Holzersatzbrücke über den Elbe-Havel-Kanal hatte etwa 13 Jahre Bestand.
Ab 1956 errichtete der VEB Stahlbau Parey eine neue Brücke. Eine Stabbogenbrücke, die erste vollgeschweißte Brücke in der DDR, entstand. Für den Verkehr freigegeben wurde sie im Frühjahr 1959. Ihr durch den Kanalausbau bedingter Abriss begann im September 2011. Mit einer Fahrspureinengung und einer Ampelregelung trug man bereits seit August 2008 der verminderten Sicherheit des Bauwerkes Rechnung. Geringe Mängel am Stahlkörper und größere an den Widerlagern gaben Anlass dazu. Der Abriss der "Stahlbaubrücke" begann am 2. September 2011. Deren Aufgabe hatte die jetzige Behelfsbrücke nur Minuten vorher übernommen. Die Montage dieser etwa 56 Meter langen Fachwerkbrücke erfolgte seit Mitte Juni 2011 auf einem Montageplatz an der alten Güsener Molkerei. Da diese Systembrücke für eine mehrfache Verwendung gedacht ist, schraubten Stahlbauer der Firma "Eiffel Deutschland Stahltechnologie" aus Hannover die Stahlträger entsprechend den hiesigen Erfordernissen zusammen. In vier Schüben über den Kanal gezogen, lag sie am 25. Juli 2011 auf ihren vorgesehenen Platz. Sie wird bis zur Verkehrsfreigabe der Stahlstab-Bogenbrücke B10 über den Elbe-Havel-Kanal am Kanalkilometer 347,4 Bestand haben.