Osterwiecker Kirchengemeinde bereitet sich auf Fernseh-Liveübertragung am Ostersonntag vor Erste Gottesdienst-Probe mit der Stoppuhr
Die Osterwiecker evangelische Kirchengemeinde fiebert dem Ostersonntag entgegen. Dann wird ab 9.30 Uhr der Gottesdienst live im ZDF übertragen.
Osterwieck l Ein großes Ereignis kommt auf die Osterwiecker Kirchengemeinde zu. "Sie sind Gastgeber für eine Gemeinde mit 700 000 Menschen", sagt Stephan Fritz. Der Pfarrer betreut beim ZDF die evangelischen Fernsehgottesdienste, die nicht nur in Deutschland, sondern auch nach Österreich und in die Schweiz übertragen werden.
Seit neun Monaten steht er mit den Osterwieckern in Kontakt, um den Gottesdienst am Ostersonntag vorzubereiten. Um zunächst gemeinsam ein Drehbuch zu entwerfen und nun mit dem gastgebenden Pfarrer Stephan Eichner, der Kantorei Osterwieck, dem Auswahlchor des mitteldeutschen Posaunenwerkes und weiteren Mitwirkenden zu proben. Donnerstagabend hat es die erste gemeinsame Probe in der Stephanikirche gegeben.
"Uns stehen 44 Minuten und 30 Sekunden zur Verfügung", erklärt Fritz. "Und wir haben nicht den Bonus mancher Unterhaltungssendungen, dass wir überziehen können." Die Probe am Donnerstagabend dauert etwa das Doppelte der Zeit. Schritt für Schritt wird der Gottesdienst durchgespielt. Der Pfarrer vom Fernsehen bringt Verbesserungsvorschläge ein, hat dabei Hinweise vor dem Hintergrund, dass die Kameras am Ostersonntag das Geschehen bestens übertragen können. Tipps vom Standort und den Blickrichtungen der Akteure bis zum Atemholen vor dem Sprechen. Das alles dauert natürlich beim ersten Mal.
Aber die Zeit für jede Szene wird von Fritz gestoppt und in eine Excel-Tabelle auf seinem Computer eingetragen. So stehen unterm Strich am Ende der ersten Probe noch fünf, sechs Minuten zuviel. "Vor fünf Jahren war sogar noch die Generalprobe am Tag vor der Sendung zu lang gewesen", erinnert sich Kantorin Kirsten Eichner. Jetzt sind noch zwei Wochen Zeit, um durch Veränderungen die 44.30 Minuten zu erreichen. Zwei Wochen, in denen weiter fleißig geprobt wird, damit die Texte und der Ablauf sitzen.
Stephan Fritz weiß, dass die Osterwiecker Akteure, auch wenn die meisten von ihnen 2008 schon mal beim Gottesdienst in der Stephanikirche vor der Kamera standen, das ganze Gegenteil von Fernsehprofis sind. "Das gibt es in keiner anderen Livesendung als den Fernsehgottesdiensten." Und es macht auch den Reiz aus. Sollte sich mal jemand versprechen, so sei das kein Problem, betont der Pfarrer. "Oft sind die Leute bei den Proben aufgeregter als beim Gottesdienst. Denn bei der Übertragung haben sie die vertrauten Gesichter der Gemeinde vor sich."
Das Fernsehen war es übrigens, das in Osterwieck angeklopft hatte. "Uns hat es vor fünf Jahren so gut in Osterwieck gefallen, dass wir gesagt haben, wir wollen es nochmal probieren. Es hat mich sehr gefreut, dass Stephan Eichner Ja gesagt hat." Dass die Fernsehleute zu Ostern kommen, hat nichts mit dem Namen der Stadt zu tun, sondern mit dem Wandelaltar in der Stephanikirche. Dessen Passionsseite wird alljährlich zu Ostern im festlichen Rahmen zugeklappt.