Verein zur Bewahrung jüdischen Erbes in Halberstadt initiiert Gedenkveranstaltung Neue Tafel an der Dombergmauer erinnert an jüdische Familie
Halberstadt l Bettina Oelmann hat am Freitagabend im Düsterngraben zahlreiche Halberstädter im Namen des Vereins zur Bewahrung jüdischen Erbes in Halberstadt begrüßt. Sie verlas an jener Stelle, wo ab sofort an der Dombergmauer eine Gedenktafel an die jüdische Familie Winter erinnert, die Namen von jüdischen Mitbürgern, die 1942 über Magdeburg ins Warschauer Ghetto deportiert und dort ermordet wurden.
Der Düsterngraben 26 war von 1922 bis 1935 Quartier der Familie Winter. Das Haus wurde damals auch als "Judenschenke" bezeichnet. Während Saul und Frieda Winter ihre sechs Kinder im Ausland vor der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft sicher wussten, wurde das Ehepaar deportiert und 1942 im polnischen Zmigrod ermordet.
Chorgemeinschaft Halberstadt umrahmt Gedenkveranstaltung
Hanna Becker las jenes Kapitel aus Sabine Klamroths Buch "Erst wenn der Mond bei Seckbachs steht" vor, in dem sich Judith Biran, Tochter und bekannteste Nachfahrin der Familie Winter, an das Haus im Düsterngraben, an ihre Eltern, Geschwister und andere Menschen, die dort lebten, erinnert.
Die Chorgemeinschaft Halberstadt umrahmte das Gedenken musikalisch mit hebräischen Liedern. "Judith Biran sitzt in diesem Moment in ihrem Wohnzimmer in Tel Aviv, wo ein Bild vom Düsterngraben 26 die Wand schmückt, und ist im Gedanken bei uns", beendete Bettina Oelmann, die zuvor Judith Biran telefoniert hatte, die Gedenkveranstaltung in Halberstadt.
Im Anschluss wurden an den Steinen der Erinnerung und Mahnung vor dem Dom anlässlich 150 Jahre Sozialdemokratie in Deutschland des jüdischen Halberstädter Sozialdemokraten Willy Cohn gedacht. Am Erinnerungsstein mit seinem Namen legten Halberstädter Sozialdemokraten und Mitglieder des Vereins zur Bewahrung jüdischen Erbes Blumen nieder.