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700 Jahre altes Kleinod Dorfkirche Klein Quenstedt wird in mehreren Schritten saniert Dach drückt auf Orgelprospekt

Von Jörg Endries 03.06.2015, 03:24

Gefährdet ist die Dorfkirche Klein Quenstedt. Feuchtigkeitsschäden am Dachstuhl haben dazu geführt, dass sich die hölzerne Konstruktion gesenkt hat. Das Tonnengewölbe lag bereits auf dem Orgelprospekt.

Klein Quenstedt l Neues Dach und doch eine Baustelle. Wie passt das zusammen? Die Dorfkirche Klein Quenstedt ist so ein seltener Fall, wo erst nach der Erneuerung der Ziegel-Eindeckung in den 1990er Jahren massive Schäden am Dachstuhl bemerkt worden sind. Seit Jahren wird an der Sanierung des 700 Jahre alten Kirchenbaus gearbeitet. Im Sommer dieses Jahres fällt der Startschuss für einen weiteren Bauabschnitt zur Rettung des Gotteshauses und der darin befindlichen kostbaren Orgel und des Altars.

Moderfäulepilze

Sparren und Stichbalken der Dachkonstruktion sind bedingt durch das Eindringen von Feuchtigkeit von Moderfäulepilzen befallen. Nach der Neudeckung des Daches ist zwar das Eindringen von Wasser gestoppt worden, doch die Schäden sind bereits so stark gewesen, dass sich später das Dach gesenkt hat. So sehr, dass die Tonnenschalung bereits auf dem Orgelprospekt auflag, wie das betreuende Architekturbüro Wiblishauser aus Wolfenbüttel auf Volksstimme-Nachfrage bestätigte. 2010/2011 ist der westliche Teil des Daches über der Orgel fachgerecht repariert worden. 120 000 Euro sind dafür investiert worden.

Fachwerkträger eingebaut

Zur Stabilisierung des Daches wird in diesem Jahr die Traufkonstruktion nach dem Vorbild des Originalbestands erneuert und durch kraftschlüssige Verbindungen hergestellt. Nur die stark geschädigten, nicht mehr tragfähigen Bauteile werden erneuert. Zusätzlich ziehen die Fachleute einen Fachwerkträger ein, der die Horizontalkräfte des Daches aufnimmt. Die Bretter des Tonnengewölbes können erst eingebaut werden, wenn der Dachstuhl fertiggestellt ist, informieren die Fachleute aus Wolfenbüttel.

Auf geschätzte 127 000 Euro belaufen sich die Kosten des nächsten Sanierungsabschnittes. 21 000 Euro stellt Lotto-Toto, 15 000 Euro die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, 10 000 Euro die Stiftung Kirchliche Baudenkmäler in Deutschland und 4000 Euro die Harzsparkasse zur Verfügung, die Restfinanzierung übernimmt der Kirchenkreis Halberstadt.

"Nachdem die akute Einsturzgefahr des Westturms durch Sicherungsarbeiten bereits 2002 beseitigt werden konnte, blieben die Rissbildungen im Mauerwerk des Kirchenschiffs, die aufsteigende Feuchtigkeit im Sockelbereich, restaurierungswürdige Fenster und großflächige Abplatzungen des Außenputzes unbehandelt", erinnert Ursula Schirmer, Sprecherin der Stiftung Denkmalschutz. Zunächst würden nun die Instandsetzung des Kirchenschiffdachstuhls in der Osthälfte und die Sanierung der abgesackten Tonnendecke anstehen.

Die Stiftung hat in Halberstadt nach eigenen Angaben bisher 2,4 Millionen Euro in die Rettung von Denkmälern investiert.