Symbolische Grundsteinlegung für Umbau des Halberstädter Friedensstadions Herbst: "Hab\' gelernt, die Nerven zu behalten"
Freude. Freude war das vorherrschende Gefühl gestern Vormittag auf dem Gelände des Friedensstadions. Das tradi- tionsreiche Sportareal wird endlich modernisiert und für die Anforderungen der Regionalliga fit gemacht. Aber auch Leichtathleten und Behindertensportler freuen sich auf den Umbau.
Halberstadt. Mit seinem Dankeschön brachte es Olaf Herbst wohl am besten auf den Punkt. Er dankte all den "mutigen Menschen", die sich trotz schwieriger Bedingungen so für den Stadionumbau engagiert haben. Neben seinen Kollegen im Vereinsvorstand und im Verein seien es Landespolitiker gewesen wie Dr. Detlef Eckert. Aber auch die heute noch aktiven Abgeordneten Frauke Weiß und Gerhard Miesterfeldt, der Oberbürgermeister und die Mitglieder der Aufsichtsgremien von Nosa und FSZ. "Und allen voran Dietz Kagelmann", ergänzte Hans-Joachim Purfürst. Der sorgt als ehrenamtlicher Geschäftsführer der Fußball GmbH dafür, dass die sportlich so erfolgreiche Petersen-Elf auf gesunder wirtschaftlicher Basis steht.
Vereinspräsident Olaf Herbst verwies in seinem Grußwort darauf, dass der Verein den Antrag für die Regionalliga-Lizenz in diesem Jahr trotz des sportlichen Erfolgs nicht gestellt hätte, wenn nicht der Aufsichtsrat der Nosa am 9. März noch einmal bestätigt hätte, dass die städtische Holdung den Umbau mit über zwei Millionen Euro absichert. Dietz Kagelmann, als Geschäftsführer der Nosa quasi Bauherr des ganzen Modernisierungsvorhabens, hatte zuvor genau diesen Beschluss noch einmal erwähnt. Und, dass die Einladung zur Grundsteinlegung gestern im Friedensstadion ein symbolischer Akt sei. "Eigentlich hat der Baustart ja schon vor einem Jahr begonnen nach dem Winter, der uns die Tribünen geraubt hatte." Anfang 2011 seien dann konkrete Vorbereitungen gelaufen, um den erfolgreichen Sportlern des VfB - zu denen ausdrücklich auch die Leichtathleten, Judoka und Behindertensportler genannt wurden - bessere Rahmenbedingungen zu bieten. "Leider blieben uns Fördermittel vom Land versagt. Aber wir stehen zu unserer Verpflichtung gegenüber der Stadt, das Stadion auszubauen." Ein Anliegen, das auch Hans-Joachim Purfürst als längst überfällig bezeichnete, der 1957 das Stadion das erste Mal betrat und in dem seither nur "farbliche Kleckse der Veränderung" geschehen seien.
Olaf Herbst, seit elf Jahren VfB-Präsident und seit zehn Jahren darum bemüht, das Stadion auszubauen, erinnerte an drei vergeblich gestellte Anträge auf Fördermittel. Mit Blick auf die Landesgelder, die nach Halle in den Stadionneubau fließen, sagte Herbst: "Wir sind gleichwertig. Der sportliche Erfolg hat bewiesen, dass wir nicht zu Unrecht in der selben Liga spielen wie Halle und Magdeburg." Er sei optimistisch, dass sich deshalb auch noch etwas bewegen werde in Sachen Landeszuschuss. Herbst: "Die vergangenen Monate waren manchmal schwierig. Ich bin nun 52, und dachte, ich weiß schon viel. Aber ich hab\' gelernt, dass man im Sport Nerven braucht und vor allem die Nerven behalten muss."
Sein Unverständnis darüber, dass die Nosa hier den Umbau stemme ohne Unterstützung des Landes, äußerte am Rand der Veranstaltung auch Landrat Michael Ermrich. "Das halte ich für unangemessen", so Ermrich, der allen dankt, die zum sportlichen Erfolg und zur Schaffung besserer materieller Rahmenbedingungen beigetragen haben und beitragen.
Den Blick auf den Harzkreis richtete Oberbürgermeister Andreas Henke, der wie Purfürst auf die Ausstrahlung des Vereins in die Region hinaus verwies. Henke sprach die aktuelle Finanzmisere der Stadt an und dass es manchmal "sehr leise Kritik" vonseiten der Kulturschaffenden gäbe, dass nun so viel Geld in ein moderneres Stadion gesteckt werde. Abgesehen davon, dass die Stadt beides brauche - Sport und Kultur - sei auch Sport Kultur. Hier lerne man unter anderem den fairen Umgang miteinander.
Dass man Sport und Kultur gegeneinander stellt, hält Olaf Herbst für falsch. "Wir brauchen beides." Auch um das zu unterstreichen, werde es bald gemeinsame Veranstaltungen von Theater und Germania geben. Man sitze im selben Boot. "Jeder rudert zwar für seine eigenen Ziele, aber letztlich brauchen wir einander", so Herbst. "Alle Angebote haben ihre Berechtigung und helfen dabei, dass die jungen Menschen nicht weggehen, sondern zurückkehren, weil es Spaß macht, hier zu leben."
Mit guten Wünschen für die Bauleute und das Gelingen des Baus nahm die Grundsteinlegung ihren Fortgang. Allerdings wurde diesmal keine Schatulle versenkt, sondern ein kleineres Modell für eine Tafel befestigt, die später den Tunneleingang zieren soll. Über 3,75 Meter groß wird das Original dann sein, das Baujahr verkünden und die Wappen von Halberstadt, Nosa und VfB tragen.