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Mit Blüten geschmückte Kronen begleiteten die Mädchen / In Blättergrün gehüllte Unbekannte tanzten auf Straßen Von Anke Kohl Pfingsten in der Altmark: Fischemeier & Maibrut

30.05.2012, 03:21

Sie werden in jedem Fall und in jedem Dorf, das diesen Brauch pflegt, erwartet - die Fischemeier und die Maibräute, die an einem der Pfingstfeiertage von Haus zu Haus ziehen.

Wenze/Neuferchau/Jahrstedt l Bereits vor Wochen haben bei den Kindern und Jugendlichen die Vorbereitungen für diesen Tag begonnen. Dabei sind die Gebräuche für den Fischemeier und die Maibrut (plattdeutsch für Maibraut) fast immer gleich - mit geringen Abwandlungen. Es müssen Lieder einstudiert werden und die Mädchen üben Tanzen. Am Abend vor dem Pfingstbrauch werden im Dorf Blumen für die Pfingstkrone gesammelt. Es müssen Birken- oder Buchenzweige geschnitten werden, um damit am nächsten Morgen den Fischemeier oder Maikerl einkleiden zu können. Wobei Mädchen- und Jungengruppen üblicherweise streng getrennt voneinander agieren.

Das war am Pfingstmontag am besten in Jahrstedt zu beo-bachten. Kaum begegneten sich Maibrut samt Gefolge und die Jungen rund um den Fischemeier, foppten sie sich auch schon. "Da braucht ihr nicht hin. Da ist keiner zuhause", versuchten die Fischemeier die Mädchen zu verunsichern. Dass das mit ihnen nicht klappen würde, stellten die jungen Jahrstedterinnen sogleich lautstark klar.

Als Maibrut tanzten Alexandra Sophie Dannies und Marlene Emely Keller. Die Chefs und damit Organisatoren waren in diesem Jahr Larissa-Marie Dannies und Anna Lauer. "Wir tanzen und singen vor jedem Haus so oft, wie dort Familien wohnen", erklärte Larissa-Marie Dannies. Der Lohn für die Mädchen: Eier für das anschließende Eierbackessen und der eine oder andere Euro für die Maibrut-Kasse. Elf Lieder hatten die Mädchen in ihrem Repertoire, das sie den Jahrstedtern zu Gehör brachten. Frühlings- und Maimelodien und gesungene Segenswünsche waren dabei. Damit lagen sie deutlich vor ihren männlichen "Kollegen", die mit vier verschiedenen Melodien aufwarten konnten. Dafür hatte der Fischemeier einen enormen Elan vorzuweisen. Trotz wirklich warmen Wetters und der nicht gerade luftigen Verkleidung aus Birkenzweigen tanzte er bewundernswert schwungvoll und endete jeweils mit einer ebensolchen Verbeugung. "Der hat Kraft. Der war bei der Armee", erklärte einer der Jungs. Chefs der Truppe waren in diesem Jahr Jannis Fehse und Dustin Berg.

Fischemeier und Maibrut waren auch in Germenau unterwegs. Julia Zeininger und Anne Wiswedel tanzten in ihren langen bunten Kleidern vor den Haustüren. Jenny Apmann schwenkte dazu den bunt geschmückten Birkenzweig, während alle zusammen ihre Lieder sangen. "Neun" antwortete Julia Zeininger prompt, auf die Frage nach der Menge der geübten Melodien.

Christoph Sperling und Michael Gieselberg wurden als Kiepenträger des Germenauer Fischemeier regelmäßig entlastet. Waren ihre Körbe auf dem Rücken gefüllt, wurde umgelagert und es war wieder Platz für Nachschub in den Weidenkörben.

Ganz in Weiß waren die Neuferchauer Maibräute Helena Stoppel und Tabea Bode am Pfingstsonntag unterwegs. Eine wunderschöne bunte Pfingstkrone begleitete die Mädchen auf ihrem langen Weg durch das Dorf. Jungs waren dieses Jahr nicht in Neuferchau unterwegs. "Es sind zu wenige", sagte Ute Voß, in deren Garten die Maibrut und ihr Gefolge zu einer kurzen Verschnaufpause eingeladen wurden.

Aus dem selben Grund hatten sich die Jungen und Mädchen in Wenze gleich zusammengefunden und gingen gemeinsam von Tür zu Tür. Den Frühling zu begrüßen und den Winter endgültig auszutreiben, hatten sie sich als Aufgabe gestellt. So waren die blumenbesetzte Pfingstkrone und der birkenblättrige Maikerl immer dicht beieinander. Getanzt und gesungen wurde auch in Wenze. So lange, bis alle Familien begrüßt waren. Zum Feierabend, fast schon zur Mittagszeit, kehrten die Kinder bei Birgit und Frank Nolting ein. Dort war der Tisch bereits gedeckt und kühle Getränke standen ebenso bereit wie die Pfannen für den Eierback. Dann durfte sich auch endlich der Maikerl aus seinen Hunderten von Birkenruten auskleiden lassen. Immerhin war er dort schon seit ungefähr 5 Uhr hineingebunden worden.