1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Oschersleben
  6. >
  7. Endstation für Rangierbahnhof

Gleise und Schwellen werden demontiert / Anfang 2015 sollen Gebäude abgerissen werden Endstation für Rangierbahnhof

Von Sebastian Pötzsch 01.09.2014, 03:24

Für den einstigen Rangierbahnhof im Osten Oscherslebens ist nun das endgültige Aus gekommen. Seit zwei Monaten werden hier die Gleise demontiert.

Oschersleben l Güterzüge halten hier schon lange nicht mehr. Die einzigen Maschinen, die hier arbeiten, sind zwei große, gelbe Greifbagger. Deren Führer sind gerade dabei, die zuvor in Stücke getrennten Gleise vollends auseinanderzunehmen und seitlich fein säuberlich aufzustapeln. Die Rede ist vom Rangierbahnhof im Osten Oscherslebens. Seit Ende Juni sind die Arbeiter dabei, das Gelände "stahlfrei" zu bekommen.

"Wir nehmen hier eine sogenannte Flächenberäumung vor, bauen also die bestehenden Gleisanlagen zurück", erklärt der Pressesprecher der Deutschen Bahn, Jörg Böhnisch, gegenüber der Volksstimme. Das betreffe alle stillgelegten Gleise auf dem rund 5,5 Hektar großen Areal, mit Ausnahme der Streckengleise. Hier verkehren weiterhin die Personenzüge des Harz-Elbe-Express` Magdeburg - Halberstadt sowie einige Güterzüge. Bis zum Herbst will die Bahn mit der Demontage fertig sein. "Anfang 2015 beginnt der Abbruch der Gebäude des Güterbahnhofs einschließlich der Stellwerke", sagt Böhnisch weiter.

"Seit dem Ende vieler Betriebe und der Verlagerung des Güterverkehrs auf die Straße hat der Rangierbahnhof seine Bedeutung verloren."

Autor Dirk Endisch

Ein Verdacht auf Altlasten oder gar mit Giften kontaminierte Böden sei im Bereich des Rückbaus nicht vorhanden. Dieser erstrecke sich allerdings nur auf die Schienen und Schwellen. Der Schotter soll weiterhin vor Ort verbleiben. "Es erfolgt kein Eingriff in den Boden", stellt der Pressesprecher klar. 180000 Euro will die Bahn bis Anfang des Jahres in die Abrissarbeiten des ehemaligen Rangierbahnhofs investieren.

Konkrete Pläne für die frei gewordenen Flächen bestünden nicht. Auch Kaufinteressenten seien nicht vorhanden.

Für Dirk Endisch kommt der Rückbau nicht überraschend. Der Fachmann, Herausgeber und Autor dutzender Bücher zur Eisenbahngeschichte hatte sogar schon viel früher mit dem Beginn der Arbeiten gerechnet. "Seit dem Ende vieler Betriebe in Oschersleben und der Verlagerung des Güterverkehrs von der Schiene auf die Straße hat der Rangierbahnhof seine Bedeutung verloren. Und die war einst relativ groß", weiß Endisch.

Um 1900 wurde der Knotenpunkt von der Preußischen Staatsbahn gebaut und konnte damals auf ganze 25 Gleise und 2 Ablaufberge verweisen. "Damit war Oschersleben einer der wichtigsten Bahnhöfe zwischen Magdeburg und Halberstadt. Die größte Bedeutung hatte er bis zum Ende des 2. Weltkrieges", erklärt Dirk Endisch und berichtet weiter: "Der nächste große Einschnitt erfolgte mit der Wende im Jahr 1989. Als Betriebsstelle wurde der Rangierbahnhof noch bis ins Jahr 2006 betrieben, aber seit dem Jahr 1999 überhaupt nicht mehr bewirtschaftet." So sei eine Rund-um-die-Uhr-Bedienung mit einer Rangierlok nur bis ins Jahr 1991 erfolgt. Bedeutend war die Station auch als Sammelhof für defekte Güterwagen.

Weitere Informationen bieten die im Verlag Dirk Endisch erschienenen Bücher zur Eisenbahngeschichte, wie beispielsweise "Das Bahnbetriebswerk Oschersleben".