Meseberger Verein freut sich übers Finale der aufwendigen Arbeiten und aufs bevorstehende Fest Komplette Mühle mit besonderer Flagge
Das Jubiläum steht vor der Tür: Die restaurierte Meseberger Bockwindmühle wird 200 Jahre. Und besitzt seit gestern ihre vier neuangefertigten Flügel. Die Arbeiten verfolgte auch ein besonderer Gast aus Neuseeland.
Meseberg l Der Meseberger Mühlenverein hat allen Grund zum Feiern. Pünktlich zum 200-jährigen Bestehen der Bockwindmühle, das am kommenden Sonnabend gebührend begangen werden soll, ist die in den vergangenen fünf Jahren in vier Bauabschnitten aufwendig wieder errichtete Mühle vollständig: Sie erhielt gestern auf dem Meseberger Areal, unweit ihres ersten Standortes, ihre vier Flügel.
Die emsigen Mitstreiter des Vereins, die gestern die finalen Arbeiten verfolgten, haben einen weiteren Grund zur Freude. Mit Geoff Monckton begrüßten sie einen Verwandten des damaligen Erbauers Johann Dassler. Vereinsmitglied Anke Möhring schaffte anlässlich des Besuchs des weit gereisten Gastes die Nationalflagge seines Landes an: Und so prangt seit Sonnabend die Flagge Neuseelands an der Bockwindmühle. Moncktons Frau Helen ist die Ur-Ur-Ur-Enkelin des damaligen Erbauers, der 1812 in Meseberg das erste Mehl gemahlen hatte.
Der Neuseeländer ist zum zweiten Mal in Meseberg. Und er findet es "fantastic", was der Verein seit der Grundsteinlegung vor fünf Jahren auf die Beine stellte. Und fantastisch finden es auch die Mitglieder, was Monckton anlässlich des 200-jährigen Bestehens der Mühle als Präsent auserkor: Ein Denkmal mit drei metallenen Kiwis. Schließlich sind die kleinen Laufvögel ein Wahrzeichen Neuseelands. Aber es gibt noch eine andere, korrektere Erklärung zum Geschenk. Es soll an drei Personen erinnern, die einst die Altmark hinter sich ließen, um ihr Glück in Neuseeland zu finden. Doch sie fanden es dort nicht, erzählten Anke Möhring, Silvia Tschiene und Ortsbürgermeisterin Helga Beckmann, die sich in der Historie bestens auskennen. Gemeint sind damit Carl Dassler, Sohn des Erbauers, seine Frau Anna und Sohn Wilhelm, die 1876 Deutschland den Rücken kehrten, um am anderen Ende der Welt ein neues Leben zu beginnen. Mit dem Segelschiff "Friedeburg" überbrückten sie die Ozeane, wusste Vereinsmitglied Bernhard Sasse zu berichten. Ob die Reise in Hamburg oder in Danzig begann, ergaben die Recherchen noch nicht genau. Allerdings ist der Grund bekannt, warum Carl Dassler, dessen Schriftzug noch heute an einem zur Mühle gehörenden Balken zu lesen ist, und seine Familie Deutschland verließen: "Es war ein verlorener Gerichtsprozess", sagte Anke Möhring. Bekannt ist außerdem, dass die Familie in Neuseeland nicht glücklich wurde.
Das am Sonnabend zu enthüllende Denkmal auf einem bereits gefertigten Sockel soll als Sinnbild für Carl, Anna und Wilhelm Dassler stehen. "Sie sind praktisch an dem Ort zurück, wo sie einst glücklich waren." Übrigens wurden die drei Kiwis von der neuseeländischen Künstlerin Maree von Lawrenson angefertigt, die deutsche Wurzeln hat. Von Neuseeland ging die Reise der Kunstwerke ins australische Brisbane in die Gießerei. Von dort aus weiter nach Deutschland, nach Meseberg. Am Sonnabend hoffen die Vereinsmitglieder, die ein kurzweiliges Programm organisiert haben, auf viele Gäste zum 200. Geburtstag der Bockwindmühle. Das Denkmal soll um 14Uhr eingeweiht werden. Los geht es bereits um 11 Uhr. Theatergruppen, Tanzgruppen der Region, Kutschfahrten, eine Pflanzenbörse und eine Spiel- und Bastelstraße gehören zum Fest-Programm. Und auf den Auftritt des Mühlentheaters dürfen sich die Besucher natürlich auch freuen.
Vor sieben Jahren besuchte der aus Hamilton stammende Monckton, der auch finanziell den Mühlenverein und damit die Restaurierung unterstützte, das erste Mal Meseberg. Er war auf der Suche nach den familiären Wurzeln, nach der Mühle.