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Zweites "Philharmonisches Phrühstück" verbindet Beruf und Privates von Gästen mit viel Musik Verrückte Bandoneonknöpfe und Kulturpolitik

Von Renate Bojanowski 19.11.2013, 01:13

Zum zweiten Mal hatte der Chefdirigent der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie, Musikdirektor Gerard Oskamp, jetzt zum "Philharmonischen Phrühstück" eingeladen. Der gut aufgelegte Holländer "talkte" diesmal mit dem Landtagsabgeordneten Gunnar Schellenberger (CDU), Bandoneon-Spieler Lothar Hensel und dem Magdeburger Komponisten Bernhard Schneyer.

Schönebeck l Locker und aufgeschlossen entlockte Gerard Oskamp seinen Gästen Dinge, die der Frühstücksgast schon immer mal wissen wollte und förderte so reinstes Insiderwissen zu Tage.

Wie man Politiker wird, zum Beispiel. Gunnar Schellenberger wusste nur, was er nicht wollte: Ingenieur werden. Mathematik und Physik lagen ihm, Musik eher weniger. Er hat nie Noten beherrscht, nur sein Großvater hat früher Zither gespielt. Zwischen dem Hören der CD im heimischen Sessel und dem bewussten Konzertbesuch heute lag ein steiniger Weg, gibt das heutige Mitglied im Stiftungsrat der Kunststiftung Sachsen-Anhalt ehrlich zu. Das so hart erarbeitete Kulturverständnis lässt ihn Zusammenhänge besser verstehen und auch die Arbeit der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie wertschätzen.

Dies zu hören erfreut natürlich auch den Phrühstücks-Gast. Bei frisch gebrühtem Kaffee, Orangensaft und manch anderer Leckerei konnte er auch den "Komponistentreff" noch einmal Revue passieren lassen, saß doch einer davon am Frühstückstisch. Gerard Oskamp plauderte mit Bernhard Schneyer über den Graben zwischen Entertainment und Kunst. Der Komponist setzt auf gute Vermittlung und findet die Idee vom sonntäglichen Phrühstück genauso zauberhaft wie den "Neue-Musik-Marathon" von neulich. Auch beim Phrühstücks-Ei debattierte das Publikum noch lebhaft über die Rangfolge der dort gehörten Stücke. Der Phrüstücks-Gast erfährt, dass der Komponist am Magdeburger Konservatorium "Georg Philipp Telemann" Musiklehre und Komposition lehrt und zwei Komponisten des letzten "Konzert-Marathons" (Johannes Grosz und Jens Klimek) zu seinen Schülern zählten. Musik spielt seit seinem fünften Lebensjahr eine wichtige Rolle in seinem Leben. Der Zuhörer weiß jetzt, was eine "Garmoschka" ist, wie Astor Piazolla zum Tango kam und dass ein Bandoneon nahezu unbespielbar und sehr chaotisch ist.

Apropos Bandoneon: Lothar Hensel ließ es exklusiv erklingen und machte natürlich neugierig auf den kommenden Tango-Abend. Spannend berichtete der Musiker über sein Studium in Argentinien und wie er sich die Tricks vom alten Bandoneon-Meister abgeschaut hat.

Klein Gerard Oskamp hat die Musik mit der Muttermilch eingesogen, spielte doch seine Mama gut Klavier und alle seine Geschwister ein Instrument. Leuchtende Augen bekommt Maestro beim Hören von Antonin Dvoáks "Musik aus der Neuen Welt". Im Gegensatz zu Bernhard Schneyer gab es bei Lothar Hensel keine Musik zu Hause, er hat trotzdem Klarinette studiert und sich später in einer Bläserklasse wohlgefühlt. Und herrscht über die dreißig chaotischen Knöpfe des Bandoneons.

Wer neugierig geworden ist und das hören möchte, sollte schnell Restkarten für Konzerte ergattern: "Tanzstunde mit Piazolla", Donnerstag, 21. November, 19.30 Uhr im Kloster Unser Lieben Frauen, Freitag, den 22. November, 19.30 Uhr im Bad Salzelmener Dr.-Tolberg-Saal und Sonnabend, 23. November, 19.30 Uhr im Salzlandtheater Staßfurt.