Rühlmann-Orgel von 1891 wurde umfassend restauriert/Wiedereinweihung mit sechs Organisten Gnadaus "Königin der Instrumente" erklingt wieder im schneeweißen Kirchsaal
Genau 120 Jahre nach ihrer Inbetriebnahme wurde die Rühlmann-Orgel in Gnadaus Kirchsaal am Sonnabend wieder ihrer Bestimmung übergeben. Sie war für rund 23000 Euro, davon 8300 Euro Leader-Fördermittel, restauriert worden.
Gnadau l Wie hätte man ein Wiedereinweihungskonzert stilvoller gestalten können? Gnadaus Herrnhuter hatten alljene eingeladen, die als Organisten in der Vergangenheit oder Gegenwart auf der Orgel der Brüdergemeine spielten: Christa Meussling, Sigrid Sauerzweig, Peter-Arnfried Merkel, Stephan Deitenbach, Ulrich Enkelmann und Beate Besser. Wobei besonders letztere ein kompliziertes Stück ausgewählt hatte. Bei Franz Liszts Hommage an den Altmeister J. S. Bach flogen Hände wie Füße gleichermaßen über Manuale und das Pedal. "Man ist im Vorteil, wenn man keine allzugroßen Füße hat", kommentierte Besser lächelnd. Sonst könnte es zu Fehltönen auf den schmalen Holzpedal-Tasten kommen. Organisten mit Schuhgrößen jenseits der 43 wechseln bei pedallastigen Stücken gerne mal das Schuhwerk oder spielen sogar barfuß.
Mit dem Gesicht zur Gemeinde
Viele Spender hatten sich über zehn Jahre engagiert, um die Restaurierung zu ermöglichen. Gemeinemitglied Elke Hasting dankte ihnen und auch den beiden "findigen und gewandten Orgelbauern" Albert Baumhoer und Hugo Weidemann. Die konnte man nach dem Konzert - bei Sekt, Saft und Schnittchen - zu Einzelheiten ihrer Arbeit befragen. Warum zum Beispiel der Spieltisch in Richtung Gemeinde-Publikum stehe, wo doch bei den meisten Orgeln der Organist mit dem Rücken dazu sitzt. "Weil das eine pneumatische Orgel ist, während viele andere mechanisch sind", erklärte Hugo Weidemann. Eine Neuerung, die sich um 1900 flächendeckend verbreitete.
Alte Gnadauer erinnerten sich noch an Stromausfälle der Kriegs- oder Nachkriegszeit, bei denen ein Blasebalg "getreten" werden musste, weil der Elektromotor ausfiel. Das geschah manchmal mitten im Gottesdienst.