Laute Windböe brachte technisches Denkmal zum Einsturz / Besitzer Eckard Henschel will Mühle neu aufbauen Tornitzer Bockwindmühle ist nur noch Bruch
Frankes Mühle, Tornitz\' ländliches Wahrzeichen, gibt es nicht mehr. Mitte September krachte sie in sich zusammen. Seit gut einem Jahr ist der Unternehmer Eckard Henschel Besitzer, der sie wieder aufbauen will.
Tornitz l Als im August 2011 ein Beitrag über die "fünf vor zwölf" gerettete Bockwindmühle in der Volksstimme stand, hielt der neue Besitzer Eckard Henschel (62) gut gelaunt ein Hufeisen in die Kamera, das er am Mühlenfuß im Schutt fand. Es sollte Glück bringen.
Kranfahrer weigert sich
Tat es aber nicht: Nachdem die alte Windkraft jahrzehntelang Wind und Wetter ungeschützt ausgesetzt war, brach ihr jetzt eine relativ unbedeutende Sturmböe das Genick. "Kurz zuvor wollten wir mit dem Kran die Welle rausheben. Dem Kranfahrer war das aber zu heikel", erinnert sich Henschel an den 21. September. Der Bediener des Autokrans hatte aufgrund seiner langjährigen Erfahrung offenbar einen siebten Sinn gehabt. "Wenn ich die Welle raus hebe, verlagert sich das Gewicht und die Mühle fällt um." Stunden später, als niemand mehr in ihrer Nähe war, trat das auch ohne menschlichen Eingriff ein.
Eckard Henschel, der in Sichtweite wohnt, ließ die Reste auf einen nahen Lagerplatz schaffen. "Wir haben sie vorher nummeriert, um später zu sehen, wo was hingehört", zeigt der Tornitzer auf gesprayte Zahlen. Doch daraus wird wohl nichts werden. Machte Frankes Bockwindmühle im zusammen gebauten Zustand einen halbwegs soliden Eindruck, offenbart sich jetzt der Zerfall. Würde man es in Henschels Sprache formulieren - er ist Metallbauer - müsste man von einem Schrotthaufen sprechen. Sogar die massiven Eichenbalken sind stellenweise stark verfault, ganz zu schweigen von den Nadelhölzern.
Es ist also "fünf nach zwölf".
"Wie man es nimmt. Jetzt können wir sie neu aufbauen ohne eine Menge Auflagen der Fördermittelgeber beachten zu müssen", gibt sich der 62-Jährige zuversichtlich. Er habe bereits Kontakt zu einem "alten Mühlenbauer" aufgenommen, der den Neu(auf)bau realisieren würde. Ursprünglich wollte Henschel Fördermittel des Leader-Programms in Anspruch nehmen. Wobei er aber "ohne Ende" Auflagen einhalten müsste.
Der Metallbau-Unternehmer will die Wiedergeburt von Frankes alter Mühle finanziell selbst schultern. "Wenn unsere Vorfahren das vor 154 Jahren hinbekamen, werden wir es mit unseren heutigen Möglichkeiten wohl auch schaffen", sagt der Tornitzer ein bisschen trotzig.
In der Broschüre "Baudenkmale im Kreis Schönebeck" von 1988 wird Frankes Mühle erwähnt. Schon damals stellte der Autor resignierend fest, dass ihre "Tage wohl gezählt" sein dürften.
Überlebensplan übererfüllt
Seitdem gingen 24 Jahre ins Land, in denen Wind und Wetter an ihr zerrten, sie Orkane wie "Kyrill", klirrenden Frost, Hitze oder niederschlagsreiche Sommer überstand, die dem Holz zusetzten. Sogar mindestens ein Blitzeinschlag setzte ihr zu, der seine Brandspuren hinterließ.
Frankes Mühle hat ihren Überlebensplan unter diesen Bedingungen quasi übererfüllt.
Aber man darf hoffnungsvoll sein. Schließlich fand Eckard Henschel ein Hufeisen in ihrem Schutt ...