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Klinikaufsichtsratschef Gerald Bieling wirft Staßfurter Oberarzt Infamität vor / Mediziner in Staßfurt sind resigniert Dr. Martin Frost: "Die Arbeitsbedingungen in Staßfurt machen mutlos"

15.10.2010, 04:47

Staßfurt ( dw ). Gerald Bieling, Chef der CDU-Fraktion im Kreistag und Vorsitzender des Klinikaufsichtsrates im Salzlandkreis, übte während der Kreistagssitzung in Bernburg scharfe Kritik am Staßfurter Klinikchefarzt Dr. Martin Frost und seinem Weggang aus der Salzstadt. " Frost stellte sich unter Tränen vor das Personal und beschwor die Sicherung des Krankenhausstandortes, als er längst wusste, dass er Staßfurt verlässt ", sagte Bieling. Dieses Verhalten sei aus seiner Sicht an Infamität nicht mehr zu überbieten. " Wir haben im Aufsichtsrat darum gekämpft, den Standort mit der Inneren Klinik zu stärken, deren Chef Frost ist, und er geht. Dazu fällt mir nichts mehr ein. " Bieling machte zum wiederholten Mal deutlich, dass nicht an allen Standorten alle Fachrichtungen vorgehalten werden könnten, das Klinikkonzept aber auf Spezialisierung setze. " Wem das jetzt immer noch nicht klar ist, der begreift nichts !

Empörung über

Äußerungen

Gegen die Äußerungen, die laut Gemeindeordnung eher eine Angelegenheit des nichtöffentlichen Teils der Sitzung wären, weil es um Personalangelegenheiten ging, wehrte sich der Staßfurter Stadtrat und Kreistagmitglied Hartmut Wiest ( UWG Salzland ). " Gerald Bieling kann gar nicht einschätzen, wie die Organisation und die Arbeitsabläufe im Staßfurter Krankenhaus sind. " Klaus Magenheimer ( Die Linke ) ergänzte : " Auch Organisationen können einen Menschen zerbrechen. "

Gegenüber der Volksstimme sagte Dr. Martin Frost gestern, dass er sich noch nicht lange nach einer neuen Stelle umgeschaut habe. " Ich habe in den vergangenen sechs Wochen drei Bewerbungen abgeschickt und zwei Angebote für Chefarztstellen erhalten, vorher lief nichts !" Allerdings hätte der Mediziner schon Anfang des Jahres mehrfach angedeutet, dass er das Krankenhaus Staßfurt verlassen würde, wenn es zu weiteren Kürzungen käme. " Das wussten alle, vielleicht wollte es keiner so richtig wahrhaben. "

Dass jetzt eine weitere Oberärztin, vier – nach Volksstimme-Informationen sogar mehr – Assistenzärzte zugleich das Haus verlassen würden, habe sich so ergeben. Dr. Frost gibt eine negative Einschätzung der Situation : " Die Arbeitsbedingungen in Staßfurt und das Entgegenkommen in der Klinikleitung und im Aufsichtsrat machen mutlos. " Als Gastroenterologe könne er ohne Chirurgie am Standort nicht arbeiten. Mit einer offiziellen Vorlaufinformation von nur drei Tagen seien kurzerhand alle Chirurgen aus Staßfurt abgezogen worden. Über einen Shuttleservice würden Patienten zur OP nach Aschersleben gefahren.

Ungleiche

Bedingungen

Die Fachärzte, Assistenzärzte und er selbst würden derzeit andere Bereiche mit übernehmen. " Gegenüber dem Mutterhaus in Aschersleben und bei ungefähr gleicher Bettenzahl von 110 Betten, haben wir in Staßfurt eine deutlich schlechtere Besetzung. "

Aus diesem Grund habe der Chefarzt eine Überlastungsanzeige nach Aschersleben geschickt, von der nach seiner Einschätzung nicht nur die Klinikleitung, sondern auch der Aufsichtsrat hätte wissen müssen. " Wir wurden mit den Problemen hier allein gelassen, niemand kam auf uns zu !", sagte Dr. Frost.

Die daraus resultierende Resignation habe ihn und viele andere Kollegen zu ihrem Schritt bewogen, den Arbeitsplatz zu wechseln.