Bundesverdienstkreuz für den Gießener und einstigen Stendaler Prof. Dr. Paul E. Nowacki Eine Sportmediziner-Karriere, die in Stendal begann
Ein ehemaliger Stendaler ist in dieser Woche in der Hessischen Staatskanzlei in Wiesbaden hoch geehrt worden. Der namhafte Sportmediziner Prof. Dr. Paul Emanuel Nowacki erhielt aus der Hand von Ministerpräsident Volker Bouffier das Bundesverdienstkreuz am Bande. Nowacki ist Absolvent der Stendaler Winckelmannschule, Abiturjahrgang 1952.
Stendal/Wiesbaden. Im Sport und in der Sportmedizin konnte Prof. Dr. Paul Novacki vieles bewegen. "Leider nicht im Fußball", bedauerte der 76-Jährige gestern im Telefongespräch mit Blick auf seinen alten Klub Lok Stendal. "Es tut mir sehr leid, dass ich da bisher keinen positiven Einfluss hatte. Ich hoffe aber, es geht trotzdem bald wieder aufwärts mit dem Stendaler Fußball."
Das Herz des am Mittwoch hoch geehrten Sportmediziners, der in Wettenberg bei Gießen lebt, schlägt noch immer für Stendal. Hier verbrachte der in Pommern geborene und 1945 mit seinen Eltern Paul und Helene Nowacki nach Stendal geflohene Paul Emanuel seine Jugendjahre, hier legte er 1952 mit 17 Jahren sein Abitur ab, hier war er Handballer und Fußballer bei Lok. Große Erfolge im Tischtennis feierte er als Mitglied der erfolgreichen Oberliga-Mannschaft, die es in den 1950er Jahren bis zum DDR-Vizemeister brachte.
Aus einem Elternhaus stammend, das der DDR gegenüber loyal war, übernahm der junge Mann, als er ein Jahr im Raw arbeitete, die FDJ-Leitung im Betrieb und wurde sogar Aktivist. Doch: "Ich bekam Schwierigkeiten, weil ich immer offen sagte, was nicht so gut lief."
So verließ er nach den ersten Studienjahren in Rostock und Greifswald die DDR und setzte 1957 sein Studium an der Freien Universität in Westberlin fort. 1965 promovierte er "Magna cum laude" bei dem berühmten Herzchirurgen Prof. Dr. Emil Sebastian Bücherl und ging 1966 nach Lübeck, wo er als Sportmediziner zahlreiche Athleten betreute, darunter die Ruderer des erfolgreichen Deutschland-Achters.
Eine einzigartige sportmedizinische Karriere nahm ihren Lauf. Hier einige der wichtigsten Stationen: Arzt der Rudernationalmannschaft und der bundesdeutschen Olympia-Mannschaft von 1972, Betreuer der Fußballnationalmannschaften von 1974 bis 1984, seit Mitte der 1970er Jahre Aufbau sportmedizinischer Forschungs- und Untersuchungszentren in Indonesien, China, Brasilien, Portugal und vielen anderen Ländern, Engagement im Anti-Doping-Kampf seit den Olympischen Spielen in Montreal 1976.
1973 war der Facharzt für Innere Medizin auf den Lehrstuhl für Sportmedizin der Justus-Liebig-Universität Gießen berufen worden, den er bis Ende März 2006 inne hatte. Nowacki war und ist auch heute noch selbst sportlich aktiv. Der Vater von drei Kindern und sieben Enkeln spielt noch regelmäßig Fußball, Tennis und fährt Ski. Er gründete in seiner Heimatgemeinde Wettenberg eine Seniorensportgruppe und war zehn Jahre Gemeindevertreter für die CDU, wie der hessische Ministerpräsident bei der Verdienstkreuzverleihung betonte.
Auch als er 1957 in den Westen gegangen war, hielt er stets enge Kontakte in die Stadt seiner Jugend. "Mit meiner Frau Doralies, die aus Stendal stammt, bin ich jedes Jahr zu den Eltern gefahren und habe die Verbindungen zu den Tischtennisfreunden gepflegt", berichtet er. Das wurde nach der Wende noch intensiver. 2004 organisierte der nun erfolgreiche Tennisspieler das erste Freundschaftsspiel zwischen den Seniorenmannschaften des TC Rot-Weiß Gießen und des TC Stendal 1912.
Zuletzt war er in diesem Jahr zum 83. Geburtstag seines früheren Tischtenniskameraden Lothar Schleener in Stendal. Es soll nicht sein letzter Besuch in der Altmark gewesen sein.