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"Stärken vor Ort"-Projekt der Arche bietet Müttern Unterstützung / Mario Tiesies: "Wir sind keine Problemlöser, aber wir hören gerne zu"

Von Eva Wildermuth 11.06.2010, 05:18

Mit Hilfe des Projekts "Stärken vor Ort" will Mario Tiesies, Leiter der Stendaler Arche, für benachteiligte Frauen eine Plattform schaffen, auf der sie neue Freundschaften aufbauen können und lernen, über ihre Probleme zu sprechen.

Stendal. Ein Ex-Ehemann, der für seine Kinder keinen Unterhalt zahlt. Ein Lebensgefährte, auf den man sich nicht verlassen kann. Kinder, die rebellieren und nicht zur Schule gehen. Und eine Mutter, die mit allem überfordert ist.

Einzelfälle? Nein, leider nicht. Diese Mütter gibt es zuhauf. "Mit `Mutterliebe‘ wollen wir diesen Frauen zeigen, dass sie mit ihren Sorgen und Problemen nicht alleine sind", so Mario Tiesies, Leiter des Projekts, das im Rahmen von "Stärken vor Ort" gefördert wird. Gerade in sozial benachteiligten Stadtvierteln tauchen diese Problematiken besonders häufig auf. Doch die betroffenen Frauen schämen sich, über ihre Sorgen zu reden. Sie denken, sie sind die Einzigen, die sich mit solchen Problemen quälen. "Das sind sie jedoch ganz und gar nicht. Vielleicht steckt die Frau von gegenüber in genau dem selben Dilemma", so Tiesies weiter.

In regelmäßigen Treffen, bei denen dann gemeinsam gekocht wird, versuchen Mario Tiesies und seine Frau Petra eine Vertrauensbasis zwischen sich und den Müttern zu schaffen. Wenn die erste Phase des Kennenlernens überschritten ist, so sind die Frauen bereit, sich zu öffnen und über ihre Probleme und Gefühle zu sprechen, hofft Tiesies.

"Wir sind zwar keine Problemlöser, aber wir hören gerne zu. Manchmal hilft es auch schon, wenn man einfach nur darüber redet", meint der 43-Jährige. Und gerade das ist es, was die meisten von ihnen auch brauchen: Gemeinsame Gespräche, die helfen, die Probleme zu erkennen; die Lösung liegt dann meist auf der Hand.

In einer Art Ratgeber sollen später die Probleme der Frauen notiert und gemeinsam eine Lösung – zu oft ganz alltäglichen Dingen – gefunden werden. Ziel ist es, daraus einen Kalender zu gestalten, der die Frauen durchs Leben begleitet und ihnen Tipps für die Bewältigung des Alltags bietet.

Etwa zehn Mütter finden sich zu den Treffen, die alle 14 Tage stattfinden, ein – die Finanzierung des Projektes wird im Oktober auslaufen. Tiesies: "Ich hoffe, dass die Mütter dann sagen, dass sie trotzdem weitermachen wollen. Denn hier haben sie eine Plattform, auf der sie Freundschaften schließen und ungezwungen reden können."