Ermittler im Generatorhaus / Brandwache sichert Areal ab / Weitere Teile drohen abzustürzen Sturm scheidet als Auslöser aus - Ursache für Windrad-Brand war technischer Defekt
Nachdem knapp 100 Feuerwehrleute Sonntagnachmittag tatenlos mit ansehen mussten, wie die Windradanlage nahe Klein Rodensleben komplett ausbrannte, sicherte gestern eine Brandwache das Areal ab. Denn aufgrund der Sturmböen drohten weitere Teile sowie die anderen beiden Rotorblätter abzustürzen. Die Polizei gab indes als Brandursache einen technischen Defekt an.
KleinRodensleben l Auch 24 Stunden nach dem Brand in der Windradanlage nahe Klein Rodensleben stieg gestern noch immer Rauch aus dem Turmeingang vorbei am Generatorhaus auf. Der Sicherheitsradius von rund 150 Metern wurde von einer Brandwache kontrolliert. Denn während schon am späten Sonntagnachmittag Teile der Anlage sowie ein Flügel heruntergekracht waren, drohten auch gestern bei anhaltenden orkanartigen Sturmböen die anderen beiden Blätter abzustürzen.
Der heftige Sturm sowie der aufsteigende Qualm erschwerten gestern die Ermittlungen der Brandexperten. Die Polizei gibt als Ursache einen technischen Defekt an. Die Betreiberfirma hat indes weitere eigene Untersuchungen angekündigt.
Tatenlos hatten am Sonntagnachmittag knapp 100 Einsatzkräfte aus verschiedenen Wehren zusehen müssen, wie die Anlage in meterhohen Flammen aufging, die sie nicht löschen konnten. Die Gefahr von herunterfallenden Rotorblättern war einfach zu groß, das Windrad mit einer Bauwerkshöhe von 123,5 Metern zu hoch für die Einsatztechnik, insbesondere die Drehleitern.
Die Anlage war 2002 für 1,2 Millionen Euro errichtet worden. Der nun entstandene Millionenschaden werde von der Versicherung getragen, teilte die Firma Energiequelle, die für die Technik zuständig ist, mit. Sie betreut an diesem Börde-Standort ingesamt drei solcher Windräder. Nach Angaben von Firmensprecher Werner Frohwitter sind Brände in Windkraftanlagen aber extrem selten. "Das ist ein absoluter Ausnahmefall. In den vergangenen 15 Jahren hatten wir nur drei Anlagenbrände", sagte er gestern auf Nachfrage. Laut Stadtwehrleiter Burkhard Wegner sei das auch das erste Windrad in der Stadt Wanzleben - Börde, das in Flammen aufgegangen ist.
"Zur genauen Brandursache können wir derzeit noch nichts sagen, da unsere Sachverständigen den Brandort aus Sicherheitsgründen noch immer nicht betreten und damit auch nicht untersuchen können. Erst wenn es dort nicht mehr qualmt und der Turm abgekühlt ist, kann von unserer Seite aus geklärt werden, wie es dazu kommen konnte", erklärte der Unternehmenssprecher gestern auf Nachfrage.
Da das Feuer laut Augenzeugen im oberen Bereich des Windrads nahe des Generators ausgebrochen sein soll, vermutete die Feuerwehr eine Überhitzung durch anhaltende Sturmböen, die am Wochenende über die Börde gefegt waren.
Für Werner Frohwitter sind das nur Spekulationen. "Bei Sturm schalten sich die Anlagen automatisch ab. Die sogenannte Sturmstellung ist an einen Sensor gekoppelt, der ab einer Windgeschwindigkeit von 72 km/h greift. Die Blätter der Anlage stellen sich dann quer", erklärt er die Technik.
Auch die Polizei schließt das Unwetter als Auslöser aus. "Während des Brandes herrschte eine Windstärke 7, das entspricht einer Geschwindigkeit von bis zu 61 Stundenkilometern", merkt Polizeisprecher Joachim Albrecht an. "Diese Geschwindigkeit hält solch eine Anlage locker aus."
Ob ein Neubau die total zerstörte Anlage ersetzen wird, stehe indes noch nicht fest.
Laut Bundesverband Wind- energie gibt es bundesweit inzwischen rund 26000 Wind- kraftanlagen. Davon stehen mehr als 2 400 allein in Sachsen-Anhalt. Während die Türme für die Windräder häufig aus Stahl seien, befänden sich im Generatorraum oft Schmierstoffe und Kabel-Ummantelungen, die in Flammen aufgehen könnten. Zudem seien die Abdeckungen und Flügel häufig aus einem verleimten Glasfasermaterial, das bei großer Hitze auch brennen könne, teilt Verbandssprecher Wolfram Axthelm mit. Umstürzen könnten die Windräder bei solch einem Brand jedoch nicht. "Da fällt nichts um, wenn es oben brennt", sagte Axthelm. Allerdings könnten die einzelnen Teile herabstürzen. So wie nahe Klein Rodensleben geschehen. Wann genau der Sicherheitsradius aufgehoben werde, stand gestern noch nicht fest.