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Oschersleberin sorgt heute für ein Jubiläum in unserer Ecke für die Mundartfreunde Eva Brandt schreibt dusend Jeschichten

Von René Döring 28.12.2013, 02:02

In unserer "Ecke für die Mundartfreunde" gibt es heute ein besonderes Jubiläum zu feiern. Autorin Eva Brandt schreibt dort ihre 1000. plattdeutsche Geschichte für die Volksstimme. 1990 war in dieser Rubrik die erste Platt-Veröffentlichung der Oschersleberin zu lesen.

Oschersleben l Auch wer nicht ganz so fit in der plattdeutschen Sprache ist, sollte sich heute das Vergnügen bereiten, unsere nebenstehende Mundartgeschichte zu lesen. Sollte es zumindest versuchen. Nicht nur, weil hier unter anderem ein außergewöhnliches Erlebnis eines Hotel-Portiers sehr amüsant geschildert wird, sondern weil es zudem eine Jubiläumserzählung ist. Denn die Oschersleber Mundart-Autorin Eva Brandt (80) hat für die heutige Volksstimme-Ausgabe ihre 1000. plattdeutsche Geschichte geschrieben.

1990 war "Die Ecke für Mundartfreunde" in der Oschersleber Lokalausgabe der Volksstimme ins Leben gerufen worden. Und seither sind in dieser Rubrik Sonnabend für Sonnabend Geschichten, Anekdoten, Stories, Erzählungen, Kolumnen oder was auch immer in plattdeutscher Sprache zu lesen.

Im ersten Jahr war Eva Brandt zunächst mit vier Geschichten vertreten, was aber von Jahr zu Jahr mehr werden sollte. 1993 waren es bereits 18. Drei Jahre später gar 39. Und seit 1999 ist die Oschersleberin alleinige Autorin in dieser Rubrik. Für die Eva Brandt im Übrigen auch schon die ersten 2014er Manuskripte geschrieben und abgeliefert hat. Es sei verraten, dass es in denen beispielsweise um Kälte geht, um Spielsachen, um den "richtigen" Urlaub oder auch um den Umweltschutz.

Aber heute ist weniger Anlass zur Vorschau als vielmehr aufgrund der 1000. Veröffentlichung Anlass zum Rückblick. Und der führt bis in die Mitte der 80er Jahre, als die studierte Zuckertechnologie-Ingenieurin Eva Brandt gemeinsam mit ihrem Ehemann Hans Brandt aus Schwedt zurück in ihre Heimatstadt gekommen ist. Hatte sie sich bereits in Schwedt neu orientiert und war dort beruflich von einem Chemiebetrieb in ein Museum umgezogen, hat sie in Oschersleben als Museums- pädagogin weitergearbeitet.

"Als ich mit der Museumsarbeit angefangen hatte, habe ich schnell erkannt, dass zu den historischen Ausstellungsstücken auch die richtige Sprache, also die Sprache der dazugehörigen Zeit gehört", sagt Eva Brandt. Und diese Überzeugung wollte sie nun in Oschersleben mit Leben erfüllen, wollte beispielsweise Museums-Ausstellungen mit akustischen Informationen in der plattdeutschen Sprache ergänzen, die einst in Oschersleben und Umgebung gesprochen worden ist.

Jedoch war für Eva Brandt zu diesem Zeitpunkt Plattdeutsch noch eine unbekannte Fremdsprache. Sie konnte sich lediglich daran erinnern, dass sich die Kunden des Hornhäuser Gemischtwarenladens ihrer Großmutter seinerzeit auf Platt unterhalten hatten, "von dem ich aber nichts verstanden habe", so Eva Brandt.

"Ich möchte erreichen, dass Menschen in unserer Gegend Lust bekommen, ihre alte ostfälische Muttersprache zu sprechen und sie dadurch erhalten."

Das war auch Mitte der 80er Jahre nicht wesentlich anders, als Eva Brandt auf der Suche nach Platt-Experten wieder in Hornhausen fündig geworden war. Selbstredend nicht mehr in einem Laden ihrer Großmutter, dafür aber im Dorfkrug. Denn hier haben sich seit 1986 unter Regie von Werner Kruse und Heinrich Bendler Freunde der plattdeutschen Sprache aus nah und fern regelmäßig getroffen, um die historische Sprache dieser Region, die von der Wissenschaft ostfälisches Platt genannt wird, zu pflegen.

Und weil Eva Brandt die ostfälisch-plattdeutsche Sprache so gut wie möglich beherrschen wollte, ist sie nicht nur zu diesen Treffen gefahren, sondern hat zudem bei Werner Kruse intensiven Nachhilfeunterricht genommen. "Zeitweise bin ich fünf Tage in der Woche bei ihm gewesen", so Eva Brandt. Worüber sie noch heute sehr froh und dem inzwischen verstorbenen Werner Kruse sehr dankbar ist. Auch wenn die ursprüngliche Idee, die plattdeutsche Sprache eng in die Museumsarbeit einzubauen, nicht umzusetzen war, weil das Oschersleber Museumsprojekt bis zur Pensionierung von Eva Brandt nicht aus den Kinderschuhen herausgekommen war.

Dafür jedoch war Eva Brandt aufgrund des Unterrichts bei Werner Kruse in der Lage, schon im ersten Jahr der Volksstimme-Mundart-Rubrik Beiträge zu leisten. Während die anderen Texte vor allem gestandene Teilnehmer des Hornhäuser Platt-Treffs geliefert hatten. Nicht zuletzt aus Altersgründen wurde die Zahl der Autoren aus der Mitte dieses Treffs jedoch von Jahr zu Jahr geringer. Bis dann 1999 nur noch Eva Brandt geschrieben hat.

So dass es bis zum heutigen Sonnabend genau 1000 Beiträge geworden sind, in denen Eva Brandt über alle möglichen Themen schreibt. Sie greift Alltagsprobleme, Alltagserlebnisse auf, macht sich Gedanken über die Lokalpolitik, wie auch über die große Politik und widmet sich globalen Problemen. Es sind mitunter sehr ernste Wortmeldungen, aber auch Geschichten zum Schmunzeln. Von denen etliche auch in drei selbst herausgegebenen Büchern sowie in Büchern der früheren Deuregio Ostfalen und der Braunschweigischen Stiftung nachzulesen sind.

1000 Beiträge, bleiben da nun nicht irgendwann die Ideen aus? Eva Brandt antwortet auf Platt: "Man mot sick öwwerhaupt keine Jeschichten uutdenken. Man süht oder hört se alle Daa - oder ook nich alle Daa. Man mot se bloß opschrieb\'n."

Und das wird Eva Brandt auch in Zukunft Sonnabend für Sonnabend in der Volksstimme - die Geschichten aufschreiben. Wie die Oschersleber Kulturpreisträgerin zudem auch in Zukunft gemeinsam mit ihrem Ehemann in zahlreichen Veranstaltungen der Region und in Versammlungen von Vereinen, Verbänden und Einrichtungen auftreten wird. Und das alles mit dem Ziel: "Ich möchte erreichen, dass Menschen in unserer Gegend Lust bekommen, ihre alte ostfälische Muttersprache zu sprechen und sie dadurch erhalten."