Vor 100 Jahren hat Georg Schultz, Initiator der Baugenossenschaft, die Ernennungsurkunde erhalten Kreisdirektor kurbelt Bauwesen in Blankenburg an
Vor 100 Jahren hat Georg Schultz eine neue Ära in der Blankenburger Stadtentwicklung eingeleitet. Mit seiner Ernennung zum Kreisdirektor nahm auch das Bauwesen Fahrt auf. Er selbst initiierte die Gründung einer Baugenossenschaft, die bis heute existiert.
Blankenburg l Am 1. Oktober vor 100 Jahren ist die Ernennung des Geheimen Regierungsrates Georg Schultz zum Kreisdirektor des damaligen Kreises Blankenburg durch den Regenten des Herzogtums Braunschweig erfolgt.
Georg Wilhelm Erdwin Schultz wurde am 30. Januar 1868 zu Externbrock, Kreis Höxter als Sohn des Ökonomen und Gutpächters Erdwin Wilhelm August Schultz geboren. Er besuchte das Wolfenbütteler Gymnasium und studierte bis 1891 in München, Berlin und Göttingen die Rechtswissenschaften. Er bestand im Juli 1891 die erste - im Dezember 1894 die zweite juristische Prüfung und wurde am 1. Oktober 1898 in Braunschweig als Regierungsassessor beim Herzoglichen Staatsministerium angestellt.
Nach der Ernennung zum Kreisdirektor hat er den Kreis Blankenburg vom 1. Oktober 1913 bis zu seinem verdienten Ruhestand am 1. Mai 1930 nahezu 17 Jahre betreut und ihm mit energischer und umsichtiger Fürsorge vorgestanden. Der Sitz der Herzoglichen Kreisverwaltung war in der Harzstraße 3 (Faktoreigebäude). Zum Kreis Blankenburg gehörten damals die Gemeinden Allrode, Altenbrak, Benzingerode, Blankenburg, Börnecke, Braunlage, Cattenstedt, Hasselfelde, Heimburg, Hohegeiß, Hüttenrode, Michaelstein, Neuhof, Neuwerk, Rübeland, Stiege, Tanne, Timmenrode, Trautenstein, Treseburg, Walkenried, Wieda, Wienrode, Zorge.
Georg Schultz hat als Kreisdirektor laut zeitgenössischen Zeitungsberichten die schwierigen Aufgaben, die während des Krieges und nach dem Kriege erwuchsen, mit Tatkraft und Arbeitsfreudigkeit gelöst und sein Verwaltungsgebiet über mancherlei Nöte glücklich hinweggebracht. Die aus Kriegsfolgen resultierende Not der Bevölkerung, Versorgungs- und Wohnraum-Mangel und die wachsende Inflation waren zu bewältigen.
Vor allem war Georg Schultz auch auf die wirtschaftliche Entwicklung des Kreises bedacht, hat Arbeitsgelegenheiten geschaffen, wo es nur möglich war. Er trug der Besonderheit seines Harzkreises als Erholungs- und Fremdengebiet Rechnung und hatte der Vermehrung und Verbesserung der Verkehrsmittel große Beachtung geschenkt.
Seiner besonderen Förderung erfreute sich das Siedlungs- und Wohnungswesen. Am 27. Februar 1921 wurde zur besseren Versorgung der Bevölkerung mit Wohnraum auf Initiative von Georg Schultz die Baugenossenschaft für den Kreis Blankenburg im Gasthof "Stadt Braunschweig" gegründet, zu deren Aufsichtsrats-Vorsitzenden er gewählt wurde.
Am 25. Juni erfolgte nach zähen Verhandlungen des Kreisdirektors und des Kreisausschusses mit Banken bzw. Kreditinstituten der Erwerb der ersten Baugrundstücke für die Baugenossenschaft in der verlängerten Plantagenstraße. Auch Wirtschaftsunternehmen wie Bahn, Post und Konsum wurden durch die Aufsichtsratsmitglieder Georg Schultz, Karl Zerbst und Johannes Prinzler für wirtschaftliche Unterstützung gewonnen und erhielten damit Wohnungsanspruch für bedürftige Mitarbeiter.
1922 bis 1925 ermöglichten die gute Finanzpolitik des Aufsichtsrates sowie intensive Bauvorbereitung und Materialbeschaffung durch den Vorstand der Baugenossenschaft unter schwierigsten Bedingungen die Fertigstellung von acht Häusern mit 48 Wohnungen in der Husarenstraße, der Börnecker Straße, der verlängerten Plantagenstraße und in der Harzstraße in Timmenrode. Die Mieter erhielten dort neben Wohnraum gleichzeitig Gärten und Ställe zur Selbstversorgung.
1929 erfolgte der Kauf des Sägewerkes in der Alten Halberstädter-Straße und Einrichtung der Geschäftsstelle für den Vorstand der Baugenossenschaft im zugehörigen Verwaltungsgebäude. Der Wohnungsbestand erhöhte sich bis 1930 durch Bauten in der Börnecker Straße, der Lessingstraße und in der verlängerten Plantagenstraße auf insgesamt 126 Wohnungen in 19 Häusern.
Bis 1935 wurde diese durch Georg Schultz initiierte Entwicklung der Baugenossenschaft erfolgreich fortgesetzt.Es entstanden weitere Häuser in der Michaelsteiner-Straße, Friedens-, Dr. Breitscheid- und Stübnerstraße, und es kamen Häuser hinzu aus der Vereinigung mit dem Bau- und Siedlungsverein und der Braunlager Genossenschaft, sodass durch die GWG Blankenburg eG bis heute 63 Häuser mit 374 Wohnungen verwaltet werden.
Am 29. Januar 1930 gewährte das Braunschweiger Staatsministerium den von Georg Schultz aufgrund gesundheitlicher Probleme beantragten Ruhestand. Am 26. April schlugen Aufsichtsrat und Vorstand der Baugenossenschaft vor, ihm zu Ehren die verlängerte Plantagenstraße in Georg-Schultz-Straße umzubenennen. Bürgermeister Karl Zerbst erhielt hierfür von Georg Schultz am 3. September 1930 die Zustimmung.
Nicht nur die Gründung der Baugenossenschaft war ein hervorragendes Ergebnis seiner verdienstvollen Tätigkeit. So fand laut zeitgenössischen Berichten sein Wirken für den Kreis Blankenburg von allen Seiten Anerkennung. Seine Aktivitäten auf vielen gesellschaftlichen Gebieten fanden ebenfalls allgemein hohe Anerkennung, sie führten zu zahlreichen Auszeichnungen und Würdigungen.
Am 13. Januar 1932 verstarb Georg Schultz in Blankenburg. Die kaum noch lesbare Inschrift auf seinem Grabstein auf dem Blankenburger Friedhof "Lasset uns aber Gutes tun und nicht müde werden" spricht für ihn und wäre auch für Generationen nach seinem Tod ein gutes Leitmotiv.