200 Jahre Völkerschlacht bei Leipzig: Auch Denkmal in Zerbst vorhanden Feuersäule brannte einst am Jahrestag
200 Jahre nach Napoleons großer Niederlage stellten Tausende Darsteller am Sonntag die Völkerschlacht bei Leipzig nach. Doch auch in Zerbst ist ein Denkmal der Völkerschlacht gewidmet - die Feuersäule.
Zerbst l Einsam steht die Feuersäule an der Mozartstraße. Zwei Spaziergänger laufen an ihr vor, sonst ist weit und breit niemand zu sehen. Es ist ruhig, fast still. Kein Vergleich zur Situation in Leipzig, wo Tausende Darsteller die Völkerschlacht am Sonntag nachstellten.
Damals wie auch heute strahlt dieses Ereignis bis in die Zerbster Region aus. "Napoleons Truppen zogen auch durch Zerbst und das Umland, zahlreiche Kriegsschauplätze der Befreiungskriege lagen in der Nähe. Die Region Zerbst war mittendrin", erklärt Agnes-Almuth Griesbach, Leiterin des Museums der Stadt Zerbst und Historikerin.
Feierliche Einweihung durch Verschönerungsverein
Zur 100-jährigen Wiederkehr der Völkerschlacht wurde nicht nur in Leipzig das Völkerschlachtdenkmal errichtet, sondern auch die Feuersäule in Zerbst. "Es entsprach den damaligen Umständen", so Agnes-Almuth Griesbach. Mit der Reichseinigung 1870/71 sowie in der Zeit nach den Befreiungskriegen habe sich ein neues Nationalbewußtsein entwickelt, das sich unter anderem mit Denkmälern nach außen sichtbar manifestierte. "Es herrschte eine wahre Denkmalwut", so die Museumsleiterin. Die Nation sollte geehrt werden, nicht nur einzelne Persönlichkeiten.
Die Feuersäule ist am 18. Oktober 1913 nachmittags um 17.30 Uhr festlich eingeweiht worden. Federführend war der Verschönerungsverein, dessen Vorsitzender das Denkmal an Bürgermeister Adolf Neidholdt übergab.
Doch während die übrigen Zerbster Denkmäler innerhalb oder entlang der Stadtmauer zu finden sind, ist dieses deutlich abgelegener. "Warum das so ist, kann ich nicht mit Gewissheit sagen", erklärt Helmut Hehne. Der Hobbyhistoriker vermutet jedoch, dass der Standort zum einen mit den Eigentumsverhältnissen zusammenhängt sowie der militärischen Nutzung des umliegenden Geländes. Noch heute steht die Feuersäule auf städtischem Grund. "Seit 1906 gibt es dort hinten die Wilheminischen Kasernen, zu dieser Zeit war das Gebiet dahinter auch schon ein halber Truppenübungsplatz."
Der Name "Feuersäule" hingegen ist leichter zu erklären. "Früher hat man an jedem Jahrestag der Völkerschlacht ein Feuer in der Säule entzündet", so Helmut Hehne. Burschenschaften, aber auch andere Vereinigungen zogen zum Denkmal am Rande von Zerbst. Folglich sind auch die Belüftungsschlitze an den Seiten des technischen Denkmals leicht erklärt. "Als Kind war dies mein Räuberbezirk, deshalb kenne ich mich dahinten noch gut aus."