Sammelaktion Dom-Steine suchen Spender
Vor etwa 20 Jahren ist der Domförderverein gegründet worden. Zum runden Geburtstag starten die Mitglieder die größte Spendenaktion in der Vereinsgeschichte. Für die Restaurierung des Lettners werden 270000 Euro benötigt.
Magdeburg l "Meine Damen und Herren, wir verkaufen den Lettner!", sagt Stephen Gerhard Stehli als Vorsitzender des Domfördervereines. Der Lettner, das ist die reichverzierte Trennung im Dom, die den Hohen Chor vom übrigen Kirchenraum abtrennt. Dieser Bereich war früher den Geistlichen vorbehalten.
Der Lettner ist etwa 500 Jahre alt. Um 1450 entstanden, ist er mit seinem plastischen und figürlichen Schmuck ein wichtiges Werk der Hochgotik und zeugt von der Kunstfertigkeit der mittelalterlichen Steinmetze. Doch da seit dem 19. Jahrhundert nichts mehr an der Sandsteinkonstruktion erneuert worden sei, ist sie sanierungsbedürftig. Abgebaut und verscherbelt wird der Lettner jedoch nicht. Der Förderverein sucht Käufer für die mehr als 600 Einzelteile lediglich im symbolischen Sinn, um diese sanieren zu können. Schließlich sei die Konstruktion etwas Besonderes, sagt Stehli, nicht zuletzt, weil sie ein Alleinstellungsmerkmal für den Dom ist. "Im Mainzer oder Kölner Dom gibt es sie nicht mehr", berichtet der Vorsitzende des Fördervereines.
Das Motto der Aktion lautet "Mein Stein für die Ewigkeit". Ab 300 Euro sind Bauteile zu bekommen. In 13 Segmenten und dem kunstvoll gestalteten Treppenturm auf der Rückseite warten insgesamt 570 Steine, 17Brüstungsfelder, 1 Altarbrüstungsfeld, 14 Fialen, der Kreuzaltar, 8 mittlere, 6 große und 2 kleinere Skulpturen auf ihre Spender. Die Spendensumme variiert bis zu einer Höhe von 6000 Euro für den Kreuzaltar. Und erste Spender hätten sich auch schon gemeldet, erzählt Stehli erfreut.
Die 13 Segmente werden durch Skulpturen charakterisiert. Bartholomäus, Ludolph, Paulus, Maria Magdalena, Georg, Mauritius, Maria, Jakobus, Katharina, Petrus, Nikolaus und Dorothea stellen Apostel, Heilige und Bischöfe dar, die oftmals auch Schutzpatrone für bestimmte Berufsgruppen sind. "Der heilige Georg zum Beispiel ist der Schutzpatron der Industrie- und Handelskammer Magdeburg", sagt Stehli. Ob sie wohl für den Schutzpatron spenden wird, fragt er. Der heilige Jakobus werde vielfach als Schutzpatron der Apotheker bezeichnet, nennt er ein weiteres Beispiel.
Die heilige Katharina im rechten Bereich ist bereits restauriert worden - in einer Art Testrestaurierung. In zwei bis drei Teilabschnitten, oder je nach Spendenaufkommen auch komplett, soll nun der übrige Teil folgen.
Die Bauteile können seit gestern auf der Internetseite www.magdeburgerdom.de/lettnerspende angesehen und reserviert werden.
Egal, wie groß oder klein die Spende ist, jeder, der mitmacht, bekommt eine Urkunde. Und er wird in die Geschichte des Domes, und damit vielleicht auch in die Ewigkeit, eingehen. Denn alle Spender werden auf einer Schriftrolle notiert, die in eine Kapsel gelegt und im Lettner versenkt werden soll. Wie lang die Ewigkeit eines Lettner-Steines dauert, vermochte Stephen Gerhard Stehli gestern nicht zu beantworten. Er versicherte jedoch: "Wir versuchen, sie so ewig wie möglich zu machen."