Sammlung in der Altmark Die Krippen von Lüdelsen
Die Heimat der Weihnachtskrippe ist die Altmark. Genauer das Dörfchen
Lüdelsen. Dort hat Hartmut Förster, Pfarrer im Ruhestand, eine Sammlung
von 570 Krippen aus 83 Ländern zusammengetragen. So hat sich das
zugetragen.
Lüdelsen l Es begab sich im Jahre des Herrn 1997, da sprach Ines Förster, Angetraute vom Pfarrer im einsamen Jübar, sorgenvoll die folgenden Worte: "Sag mal Hartmut, willst du nicht mal was Vernünftiges sammeln?" Pfarrer Förster, Hüter eines Schatzes von 1000 Bierdeckeln, Zigarren-Bauchbinden und Münzen von niederem Wert, nahm sein Weib in den Arm und sprach: "Wohlan. Ich bin berufen, Krippen zu sammeln. Gleich schicke ich die Nachricht in die Welt."
Gesagt, getan. Der Pfarrer nahm das feinste Briefpapier und formulierte Schreiben an 70 Fürsten deutscher Botschaften und Konsulate. "Ihr Herren!", schrieb er. "Sendet mir eine Weihnachtskrippe aus eurem Beritt zu Ehren Gottes. Ich will den Menschen zeigen, wie prachtvoll die Völker der Welt Christi Geburt feiern."
Des Pfarrers Wunsch, aufgeschrieben in der altmärkischen Einsamkeit, rührte die Herzen der Fürsten. Der Pfarrer wurde reich beschenkt: 33 Krippen - gefertigt aus Holz, Papier, Fruchtschalen und vielem mehr - fanden den Weg ins Pfarrhaus. Und nicht nur das: Die Fürsten in den deutschen Botschaften taten die Nachricht kund unter ihresgleichen. Bald kannten viele den Krippenmann im Osten des neuen Landes. Und jeder wollte ihn beschenken.
So füllten sich die Gemächer der Familie Förster, zu der im Übrigen auch fünf Kinderlein gehören. Ines, die Angetraute, schickte heimlich ein Stoßgebet zum Himmel: "Herr, lass gut sein jetzt!" Nein, der Herr hatte offenbar viel Spaß an des Pfarrers neuer Leidenschaft. 570 Krippen aus 83 Ländern sind bis heute eingetroffen. Und auch 140 Engel, 2000 Weihnachtsbriefmarken und 500 Grußkarten ließ der Herrgott der Familie zukommen. Als Boten bediente er sich Freunde, Bekannte und Verwandte. Sie alle brachten Mitbringsel aus der weiten Welt mit, in die sie die Engel Neckermann Konsorten geschickt hatten.
Es wurden immer mehr Krippen. Der Pfarrer zeigte seinen Schatz in Kirchen und Gemeindehallen. Bis 2004. Da trat Krippenvater Förster den Ruhestand an und musste seine Heimstätte in Jübar verlassen. Das Pfarrhaus war eh zu klein für all die Engel, Ochsen, Marias und Joseffen. Die heilige Familie guckte dort aus allen Ecken.
"Lass uns in die Ferne wandern", sprach er zur Angetrauten und schritt voran zum Horizont. Sein holdes Weib Ines nickte brav und zog dem alten Pfarrersmann mit Kindern, Katze und einem gewaltig großen Krippen-Karren hinterher - ins Nachbardorf Lüdelsen. Dort auf einem Bauernhof fand sich endlich genügend Platz.
Seit zehn Jahren, immer zur Weihnachtszeit, darf jeder dort die Krippen dieser Welt besuchen. Bevorzugt gern am Nachmittag, Dorfstraße 19. Um telefonische Voranmeldung wird gebeten (Tel. 039003-97009).